Naja klar, aber das ist mMn nicht der entscheidende Punkt in Lybien. Ihr (oder zumindest einige) geht da so ran wie an ein Computerspiel: Es gibt 2 Seiten, beide haben X Panzer, X Drohnen, und X Kampfflugzeuge. Und wer damit besser taktiert gewinnt das Spiel.
Libyen ist nicht so simpel. Militärische Erfolge bewirken natürlich etwas (den Sieg Haftars verhindern, lukrative Gebiete erobern, die internationalen Allianzen beeinflussen). Aber das ist noch kein Sieg. Dafür müsste der Osten erobert werden. Der eine direkte Verbindung zu Ägypten hat. Ägypter, Saudis und Emirat-Araber müssten mit der Niederlage einverstanden sein. Das ist vielleicht nicht komplett ausgeschlossen, wenn Haftar militärische und politische Fehler macht. Aber das muss dann diplomatisch erreicht werden. Gibst du mir was, geb ich dir was.
Will man dasselbe nur mit militärischer Gewalt erreichen, dann hat man ein anderes Problem. Als Gaddafis Truppen 2011 kurz davor waren, den abtrünnigen Osten zu überrennen und Bengasi einzunehmen, wurde eine UN Resolution verabschiedet und Amerikaner, Briten und Franzosen stoppten den Vormarsch mit Luftangriffen. Das wird hier ziemlich sicher nicht passieren. Aber die internationale Medienaufmerksamkeit wird wieder dieselbe sein. Trotz eines bestehenden Waffenembargos (das die Amerikaner aktuell auch einfordern), wird eine Armee durch die Wüste von Westen nach Osten marschieren und die Städte an der Küste angreifen. Das wird nicht lange gehen, ohne dass die halbe Welt darüber redet und auch Sanktionen im Raum stehen. Und das werden Sarraj auch Erdogan nicht ignorieren können. Ein paar versteckte Drohnenangriffe reichen ja nicht, um Städte zu erobern.
Die Lösung wird darum kein militärischer Feldzug mit Durchmarsch im Osten sein. Ein noch weitere Jahre anhaltender Krieg oder ein neuer Anlauf zu einem Kompromiss sind viel wahrscheinlicher.