Juschtschenko: Unser Platz ist in der EU
Führer der "Orangefarbenen Revolution" legt Amtseid als Präsident ab - USA wollen helfen, Wirtschaft anzukurbeln
Viktor Juschtschenko küsst nach dem Amtseid die Verfassung.
Auf dem Unabhängigkeitsplatz sprach Juschtschenko zu einer riesigen Menschenmenge.
Nach seiner Rede ließ Juschtschenko eine weiße Taube mit einem orangen Tuch fliegen.
Der neue Präsident mit Zepter.
Vorbereitungen zur Vereidigung des Präsidenten in Kiew am Samstag. Kiew - Der neue ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko hat für sein Land einen Platz in der EU beansprucht. "Unser Platz ist in der Europäischen Union", sagte der frisch vereidigte Staatschef am Sonntag vor einer riesigen Menschenmenge auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew.
Der 50-jährige bisherige Oppositionsführer legte am Sonntag im Parlament in Kiew den Amtseid ab. Vor den Abgeordneten und zahlreichen ausländischen Gästen schwor Juschtschenko auf die Verfassung der Ukraine. "Wir haben eine faire Wahl gewonnen", sagte der neue Präsident in einer kurzen Ansprache. Vor 60 ausländischen Delegationen rief er alle politischen Kräfte zur Zusammenarbeit für eine demokratische Ukraine auf.
Bei der feierlichen Vereidigung in der Werchowna Rada, der Nationalversammlung, legte Juschtschenko seine Hand auf die Verfassung sowie auf die Bibel. Danach wurden ihm die Machtinsignien - eine Kette sowie ein Zepter, das er küsste - überreicht. Einige Parlamentarier stimmten Juschtschenko-Sprechchöre an.
Demokratisierung des Landes
Juschtschenko versprach den Bürgern eine tief greifende Demokratisierung des Landes. Gleichzeitig rief er sie nach der tiefen Spaltung durch die Präsidentenwahl zur Einigkeit auf. "Unsere gemeinsame Farbe ist die Farbe der ukrainischen Flagge", sagte Juschtschenko. Auf dem Platz waren nach Schätzung der Nachrichtenagentur Interfax bis zu 500.000 Menschen versammelt.
In dem Wahlmarathon im zweitgrößten Flächenstaat Europas hatte die Opposition mit Massenprotesten Wahlfälschungen der bisherigen Staatsmacht vereitelt. Sie erzwang eine Wiederholung der Stichwahl am 26. Dezember, die Juschtschenko mit acht Prozentpunkten Vorsprung vor seinem Rivalen Viktor Janukowitsch gewann.
Zehntausende Menschen an Stätte der "Orange Revolution"
Juschtschenko lud die Ehrengäste ein, ihm auf den Unabhängigkeitsplatz zu folgen. An der Stätte der "Orange Revolution" versammelten sich erneut zehntausende Menschen. Anhänger des unterlegenen Kandidaten Viktor Janukowitsch errichteten dort drei kleine Zelte, wobei es nicht zu Zwischenfällen kam. Starke Polizeikräfte sicherten das Zentrum der ukrainischen Hauptstadt.
Mehr als 60 ausländische Staatsgäste, darunter Bundesratspräsident Georg Pehm (S), US-Außenminister Colin Powell und EU-Außenkommissarin Benita Ferrero Waldner, waren bei der Zeremonie anwesend. Russland, das den Gegenkandidaten Viktor Janukowitsch unterstützt hatte, wollte Parlamentspräsident Sergej Mironow zu den Feierlichkeiten in der früheren Sowjetrepublik schicken.
USA wollen helfen, Wirtschaft anzukurbeln
"Dies wird ein historischer Augenblick für das ukrainische Volk", sagte der scheidende US-Außenminister Colin Powell bei seiner Ankunft am Samstag. Die USA wollen dem neuen ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko dabei helfen, die Wirtschaft des Landes anzukurbeln. Außerdem werde die US-Regierung die Ukraine bei ihren Bemühungen unterstützen, Mitglied der Welthandelsorganisation WTO zu werden, sagte Powell. (APA/dpa/AP)
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