[h=1]Coole Idee. Ein isländischer Künstler mietete eine entweihte Kirche und stellt sie Muslimen zur Verfügung. In Venedig gibt es keine Moschee.
Moschee-Kunstprojekt empört Venezianer[/h] Von REGINA KERNER
Bei der Kunstbiennale Venedig: Christoph Büchels "Moschee" in einer nicht mehr benutzten venezianischen Kirche. Foto: dpa
Die Biennale hat ihren ersten kleinen Skandal: Christoph Büchel hat in einer ehemaligen Kirche eine Moschee eingebaut. Das finden Venedigs Katholiken gar nicht pfiffig. Und die Behörden drohen mit Schließung.
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Venedig war jahrhundertelang ein Tor zum Orient, tauschte Waren und Wissen mit Türken, Arabern und Persern. Auch heute hat die „Serenissima“ eine große islamische Gemeinde. Nur eine Moschee hatte sie noch nie. Die 20 000 Muslime Venedigs und dem Vorort Mestre waren bislang gezwungen, zum Beten in eine alte Halle im Industriegebiet Marghera zu fahren.
Diesen Missstand hat der Künstler Christoph Büchel mit seinem Beitrag zur 56. Biennale offengelegt und zugleich behoben, zumindest für sieben Monate. Er hat die seit 1969 ungenutzte Kirche Santa Maria della Misericordia an einem Kanal im Stadtteil Cannaregio angemietet und mit Hilfe der islamischen Gemeinden die „Erste Moschee der historischen Stadt Venedig“ eingerichtet. Die Installation des Schweizer Wahl-Isländers ist als isländischer Biennale-Pavillon deklariert.
Eindrücke von der 56. Kunstbiennale in Venedig
Bildergalerie (14 Bilder)
Arabische Kalligraphien bedecken nun die Mosaike im Altarraum, grüne Gebetsteppiche liegen auf dem Steinfußboden aus dem 14. Jahrhundert. Warum auch nicht? Immer mehr Kirchen in Europa stehen leer oder werden als Restaurants, Autowerkstätten, Supermärkte oder gar Sportstudios genutzt. Die Umwandlung in eine muslimische Gebetsstätte liegt da näher.
Vergangenen Freitag eröffnete die Moschee, gläubige Muslime mischen sich seither mit fotografierendem Biennale-Kunstvolk. „Wir wollen niemanden provozieren“, versichert der Vorsitzende der Muslimischen Gemeinde, Mohamed Amin al Ahdab. „Es handelt sich um eine Geste der Kunst im Zeichen des Dialogs.“ Die Moschee schließe in sieben Monaten wieder. Aber man hoffe, die Stadt für den Wunsch nach einem eigenen Gebetshaus zu sensibilisieren.
[h=3]Christoph Büchel provoziert gerne und erfolgreich[/h]Christoph Büchel dagegen provoziert gern mit seinen Arbeiten. In Wien etwa löste er einen Skandal aus, weil er einen Swinger-Club ins Museum verlagerte. Dass die Biennale-Moschee auf all diejenigen zielt, die vor der sogenannten Islamisierung des Abendlands zittern, ist offensichtlich.
Und Büchel hat Erfolg. Der rechte Präsident der Region Venetien protestiert, aufgebrachte Venezianer haben sich an die Pavillon-Verantwortlichen gewandt, und natürlich erhebt die katholische Kirche ihre Stimme. Für jede Nutzung außerhalb des katholischen Kultes müsse eine Genehmigung erteilt werden, erklärten die Kirchenoberen. Die sei aber nie angefragt worden. Auch sei unklar, ob die Misericordia-Kirche, seit 1973 in Privatbesitz, je als religiöse Stätte entweiht und in einen profanen Ort umgewandelt wurde.
Venedigs Behörden haben nun ein Ultimatum gestellt: Wenn bis 20. Mai keine entsprechenden Nachweise vorliegen, werde der isländische Pavillon geschlossen.
Moschee-Kunstprojekt empört Venezianer[/h] Von REGINA KERNER
Die Biennale hat ihren ersten kleinen Skandal: Christoph Büchel hat in einer ehemaligen Kirche eine Moschee eingebaut. Das finden Venedigs Katholiken gar nicht pfiffig. Und die Behörden drohen mit Schließung.
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Venedig war jahrhundertelang ein Tor zum Orient, tauschte Waren und Wissen mit Türken, Arabern und Persern. Auch heute hat die „Serenissima“ eine große islamische Gemeinde. Nur eine Moschee hatte sie noch nie. Die 20 000 Muslime Venedigs und dem Vorort Mestre waren bislang gezwungen, zum Beten in eine alte Halle im Industriegebiet Marghera zu fahren.
Diesen Missstand hat der Künstler Christoph Büchel mit seinem Beitrag zur 56. Biennale offengelegt und zugleich behoben, zumindest für sieben Monate. Er hat die seit 1969 ungenutzte Kirche Santa Maria della Misericordia an einem Kanal im Stadtteil Cannaregio angemietet und mit Hilfe der islamischen Gemeinden die „Erste Moschee der historischen Stadt Venedig“ eingerichtet. Die Installation des Schweizer Wahl-Isländers ist als isländischer Biennale-Pavillon deklariert.
Eindrücke von der 56. Kunstbiennale in Venedig
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Arabische Kalligraphien bedecken nun die Mosaike im Altarraum, grüne Gebetsteppiche liegen auf dem Steinfußboden aus dem 14. Jahrhundert. Warum auch nicht? Immer mehr Kirchen in Europa stehen leer oder werden als Restaurants, Autowerkstätten, Supermärkte oder gar Sportstudios genutzt. Die Umwandlung in eine muslimische Gebetsstätte liegt da näher.
Vergangenen Freitag eröffnete die Moschee, gläubige Muslime mischen sich seither mit fotografierendem Biennale-Kunstvolk. „Wir wollen niemanden provozieren“, versichert der Vorsitzende der Muslimischen Gemeinde, Mohamed Amin al Ahdab. „Es handelt sich um eine Geste der Kunst im Zeichen des Dialogs.“ Die Moschee schließe in sieben Monaten wieder. Aber man hoffe, die Stadt für den Wunsch nach einem eigenen Gebetshaus zu sensibilisieren.
[h=3]Christoph Büchel provoziert gerne und erfolgreich[/h]Christoph Büchel dagegen provoziert gern mit seinen Arbeiten. In Wien etwa löste er einen Skandal aus, weil er einen Swinger-Club ins Museum verlagerte. Dass die Biennale-Moschee auf all diejenigen zielt, die vor der sogenannten Islamisierung des Abendlands zittern, ist offensichtlich.
Und Büchel hat Erfolg. Der rechte Präsident der Region Venetien protestiert, aufgebrachte Venezianer haben sich an die Pavillon-Verantwortlichen gewandt, und natürlich erhebt die katholische Kirche ihre Stimme. Für jede Nutzung außerhalb des katholischen Kultes müsse eine Genehmigung erteilt werden, erklärten die Kirchenoberen. Die sei aber nie angefragt worden. Auch sei unklar, ob die Misericordia-Kirche, seit 1973 in Privatbesitz, je als religiöse Stätte entweiht und in einen profanen Ort umgewandelt wurde.
Venedigs Behörden haben nun ein Ultimatum gestellt: Wenn bis 20. Mai keine entsprechenden Nachweise vorliegen, werde der isländische Pavillon geschlossen.