Ein unwürdiges Schauspiel
Nicht nur das Gerangel um Macht und Posten war ein billiges Spektakel, auch die Kommunikation und der Umgang mit der Öffentlichkeit waren letztklassig
Die Verhandlungsführung war ebenso dilettantisch wie der Umgang mit der Öffentlichkeit. Was ÖVP, SPÖ und Neos im Dreierreigen zu viel verhandelt haben, wobei sie sich zu sehr in Details von personalaufwendig beschickten Untergruppen verstrickt haben, haben FPÖ und ÖVP zu wenig geredet. Insgesamt waren es nur ein paar Stunden. Und da ging es mehr um die Verteilung der Macht als darum, wie man das Land regieren könnte und welche Reformen es bräuchte. Große Entscheidungen wurden schließlich nicht nach einem Verhandlungsmarathon getroffen, sondern nach kurzen und bösen Telefonaten der Parteichefs.
FPÖ und ÖVP haben nicht nur miteinander seltsam und jedenfalls zu wenig kommuniziert, sie haben auch einen reichlich seltsamen und irritierenden Umgang mit der Öffentlichkeit. Ohne als Medienvertreter da jetzt wehleidig oder weinerlich werden zu wollen: Es war absurd, wie FPÖ und ÖVP versucht haben, die Medien hinters Licht zu führen – und sie zu verarschen, sorry dafür. Aber im Parlament in einen Raum zu gehen, diesen nach 20 Minuten durch die Hintertür zu verlassen und eine ganze Menge an Journalistinnen, Fotografen und Kameraleuten diverser Medien für mehrere Stunden vor der verschlossenen Türe, hinter der sich nichts ereignet hat, warten zu lassen, ist boshaft und kindisch. Und unnötig. Warum tut man das? Warum sind die Parteien und deren Chefs nicht zu einem normalen Umgang mit den Medien in der Lage, zu einer aufrechten Kommunikation mit der Öffentlichkeit?
Nicht nur das Gerangel um Macht und Posten war ein billiges Spektakel, auch die Kommunikation und der Umgang mit der Öffentlichkeit waren letztklassig
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