Jetzt werden die ausländischen Pflegekräfte auf einmal von Bundesmaturant und Co. hofiert, als es darum ging, diesen Arbeitskräften die Familienbeihilfe zu kürzen, da war man schnell da.
Vielleicht kommt der eine oder andere Konservative auch darauf, dass es nur mit Solidarität geht.
Mit der Kürzung der Familienbeihilfe hat die ÖVP jene Menschen getroffen, die jetzt das Pflegesystem vor dem Zusammenbruch bewahren sollen
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Corona enthüllt eben (auch) die Pflegewahrheit in Österreich. Schonungslos legt die Krise offen, wie es um das Pflegesystem steht. Dass es bisher so einigermaßen funktionierte, liegt vor allem an den vielen Angehörigen. Unbezahlt und oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit.
Sehr viele Pflegebedürftige können zu Hause betreut werden, weil mobile Pflegedienste professionelle Hilfe bringen. Sehr oft durch billige Zivildiener unterstützt. Diese beiden Gruppen betreuen zusammen ca. 325.000 Pflegebedürftige.
Und dann gibt es noch ca. 35.000 Personen, die mehr oder weniger rund um die Uhr Betreuung benötigen. Diese 10% aller Pflegebedürftigen werden von überwiegend osteuropäischen Kräften betreut. Genau in diesem Bereich drohen nun Ausfälle durch die massiven Reisebeschränkungen in und aus deren Herkunftsländern. Genau genommen ist das aber ein separates Problem.
Im Bereich der Pflege hat sich in den letzten 20 Jahren ein professionelles Netzwerk, besser gesagt ein gut organisierter Arbeitsmarkt entwickelt. Spezielle Agenturen leisten excellente Arbeit und vermitteln überwiegend in korrektem Arbeitsumfeld und unter gewährung aller Lohn- und Sozialstandards gut ausgebildetes Personal. (Schwarze Schafe gibt es überall).
Gerade im Dienstleistungsbereich kann man die Leistung aber nicht nach Asien auslagern. Sie geschieht vor Ort, besser gesagt in Europa. Grenzen, insbesondere wenn es ein paar Kleinstaaten, etwa Österreich, Tschechien, Slowakei, usw. betrifft sind nicht mehr relevant. Dachte man sich zumindest bis vor wenigen Wochen.
Zusehr haben wir uns schon an offene Grenzen gewöhnt. Grenzen waren weitgehend nur mehr für Landkarten von Bedeutung. Jetzt muss man erkennen, dass es NIE ohne Folgen bleibt, wenn man an offenen Grenzen rührt. Und jetzt spürt man sprichwörtlich am eigenen Leib, welche Konsequenzen das hat.
Und man wird erkennen, dass jene Mitbürger, die am lautesten nach Schließung der Grenzen (am besten für alle Ausländer) geschrien haben, am wenigsten für den Ersatz des ausgesperrten Pflegepersonals geeignet sind.