[h=1]«Wir verlangen die Vereinigung aller Albaner ohne Krieg»[/h]
Die auf viele Balkan-Staaten aufgeteilten Albaner träumen von einem «Großalbanien», das sie weniger provokativ inzwischen «Natürliches Albanien» nennen. Die Hintergründe und Wege zu diesem Ziel, das von der EU strikt abgelehnt wird, erläutert der Chefideologe des Projekts, der Philosoph Koco Danaj, im dpa-Interview.
Tirana (dpa) - Nach dem Niedergang des Osmanischen Reiches im 19. Jahrhundert entstanden die Nationalstaaten auf der Balkanhalbinsel. Die Albaner wurden durch die Großmächte in der Londoner Konferenz 1913 auf Albanien, das Kosovo, Mazedonien, Serbien, Montenegro und Griechenland aufgeteilt. Seit Jahren fordert eine immer größer werdende Bewegung auch unter führenden albanischen Politikern, alle Albaner müssten in einem gemeinsamen Staat leben. Ein Vorhaben, das die EU strikt ablehnt. Im dpa-Interview gibt der wichtigste Theoretiker dieser Idee, der Philosoph Koco Danaj, dazu Auskunft.
Frage: Warum verlangen die Albaner ihre Vereinigung?
Antwort: Den Albanern ist von den Großmächten 1913 in London großes Unrecht widerfahren. Die Konferenz hat die Vereinigung aller Albaner verhindert, obwohl sie sich ein Jahr zuvor dafür ausgesprochen hatten. Heute verlangen wir die Vereinigung aller Albaner ohne Krieg.
Frage: Welche Auswirkungen hätte die Schaffung eines «Großalbaniens»?
Antwort: Wir sagen lieber «Natürliches Albanien», weil der Begriff «Großalbanien» von den Faschisten im Zweiten Weltkrieg geprägt wurde. Das ist die Garantie, dass es auf der Balkanhalbinsel keine Gewalt mehr gibt. Sonst droht ein neuer Balkankrieg. Frieden ohne ein Albanien in seinen natürlichen Grenzen wird es nicht geben.
Frage: Wie soll ein einheitliches Albanien für alle Albaner erreicht werden?
Antwort: Es muss eine internationale Konferenz organisiert werden, die die Beschlüsse der Londoner Botschafterkonferenz von 1913 rückgängig macht. Dann sollten Albanien und das Kosovo eine Konföderation bilden. Schließlich müssen die Albaner in Mazedonien und Montenegro einbezogen werden. Griechenland muss nach der Massenvertreibung der Albaner am Ende des Zweiten Weltkriegs diesen Menschen ihre Rückkehr erlauben. Am Ende steht dann die Vereinigung aller Albaner in einem Staat. Dieses Projekt ist bereits in der Präambel der geltenden Verfassung der Republik Albanien kodifiziert.
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