Jene, die die Journalistin Özlem Gürses in Hausarrest steckten, ließen gleichzeitig IS-Terroristen frei, die in der Türkei blutige Anschläge verübt hatten. Beim Anschlag auf den Istanbuler Flughafen 2016 hatte der IS 45 Menschen getötet, auch drei ausländische Terroristen waren dabei umgekommen. Sechs türkische Staatsbürger, die den Terroristen geholfen und bei der Planung des Anschlags eine Rolle gespielt hatten, waren damals sofort verhaftet und zu je 46-mal „lebenslänglich“ verurteilt worden. Welch ein Zufall: In den Stunden, da Erdoğans Geheimdienstchef in Damaskus as-Sharaa die Hand schüttelte, setzte unsere Justiz diese IS-Terroristen auf freien Fuß. Wenige Tage darauf kamen 18 Personen frei, die den IS nachweislich finanziell unterstützt hatten. Während sie die Urteile gegen IS-Terroristen aufhob, hatte unsere Justiz es letzte Woche mit einer gefährlichen Person zu tun: Ein sechzehnjähriger Gymnasiast wurde wegen Präsidentenbeleidigung zu zehn Monaten Haft verurteilt. Mit diesem Urteil wurde der Aufschrei des Studenten „Hauptsache, ich sterbe nicht“ zum Aufschrei von Gymnasiasten.
Im Inland sieht es für Erdoğan schlecht aus. Im Ausland trumpft er auf. Er hat die Islamisten gefördert, die Assad stürzten. Und nun wird er gleich imperial.
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