Erdoğan setzt die Abrissbirne gegen die Demokratie ein
Mit dem Vorgehen gegen den Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu will sich der türkische Präsident den Weg zu einer weiteren Amtszeit ebnen
Es ist im Nachhinein immer leichter, Zeichen an der Wand zu deuten: Was in der Türkei seit Monaten vor sich ging, kann nunmehr klar als der langsame Anlauf zur direkten Aktion gegen Ekrem İmamoğlu, den Oberbürgermeister von Istanbul, identifiziert werden. Das war ein ganz systematischer Prozess: Verhaftungen und Ermittlungen, links und rechts, nicht nur im Umfeld der Oppositionspartei CHP, deren Präsidentschaftskandidat İmamoğlu werden sollte – oder noch immer werden soll –, sondern auch gegen Personen, etwa aus dem Kulturbereich, denen zugetraut wird, im Fall des Falles zu Protesten zu mobilisieren.
Am Mittwoch war es dann so weit, Recep Tayyip Erdoğan setzte die Abrissbirne gegen seinen bisher gefährlichsten Konkurrenten ein. Es genügte dem türkischen Präsidenten nicht, die Annullierung von İmamoğlus Universitätsabschluss zu erreichen – wozu erst ein Rektor, der sich dafür nicht hergeben wollte, beseitigt werden musste. Ohne Diplom keine Präsidentschaftskandidatur.
Mit dem Vorgehen gegen den Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu will sich der türkische Präsident den Weg zu einer weiteren Amtszeit ebnen
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