Hilfsaktionen im Mittelmeer
Flüchtlingsretter in Seenot
Zahlreiche Flüchtlinge sind auf dem Mittelmeer Richtung Europa unterwegs. Zwei private deutsche Rettungsschiffe helfen den Menschen. Nun gerieten sie in Seenot, weil sie angesichts der vielen Flüchtlinge überlastet sind.
Auf dem Mittelmeer sind zwei private deutsche Rettungsschiffe wegen zu vieler Flüchtlinge an Bord in Seenot geraten. Die "Iuventa" der Hilfsorganisation "Jugend rettet" aus Berlin und die "Sea-Eye" aus Regensburg sendeten nach Angaben von "Jugend rettet"-Pressesprecherin Pauline Schmidt am Ostersonntag das Notsignal "Mayday" an die Seenotrettungsstelle in Rom.
Die mit Flüchtlingen überfüllten Schiffe seien manövrierunfähig. Die "Sea-Eye" habe zudem einen Motorschaden. Beide Besatzungen hätten insgesamt etwa 600 Flüchtlinge an Bord genommen. Da sich das Wetter verschlechtere, könne die Sicherheit der Menschen nicht gewährleistet werden, sagte Schmidt. Weitere 400 Flüchtlinge befänden sich in kleinen Booten und ohne Rettungswesten in der Nähe der Schiffe. Die Menschen drohten zu ertrinken, wenn sie nicht zügig von anderen Schiffen aufgenommen würden.
Zwar seien von der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa Schiffe zur Hilfeleistung gestartet. Sie hätten aber unterwegs so viele Flüchtlinge an Bord genommen, dass sie wieder umkehren mussten, sagte Schmidt. Offensichtlich hätten sich in den vergangenen Tagen zahlreiche Menschen von Afrika aus auf den Weg nach Europa gemacht.
Grünen-Chefin Peter fordert schnelle Hilfe
Grünen-Chefin Simone Peter rief die EU-Staaten zu sofortiger Hilfe auf. "Die unterlassene Hilfeleistung durch die EU-Mitgliedstaaten bei der Seenotrettung auf dem Mittelmeer macht in den vergangenen Stunden erneut das politische Versagen deutlich", erklärte Peter am Sonntagnachmittag.
Die zivilen Einsatzkräfte seien "am Rande ihrer Leistungsfähigkeit", so dass die Organisation Jugend Rettet mit ihrem Schiff "Iuventa" nun selbst in Seenot geraten sei, fügte die Grünen-Vorsitzende hinzu. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex und die EU müssten "umgehend Soforthilfe leisten, um weitere Tote zu verhindern".
Seit Freitag wurden vor der libyschen Küste mehrere Tausend Flüchtlinge von behelfsmäßigen Schiffen gerettet und nach Italien gebracht.
Private Initiativen aus Berlin und Regensburg
Die "Iuventa" war im Sommer 2016 von Emden aus zu ihrer Rettungsmission im Mittelmeer aufgebrochen. Der 33 Meter lange frühere Fischtrawler wurde von dem Verein "Jugend rettet" erworben und umgerüstet. Die wechselnden ehrenamtlichen Crews bestehen aus erfahrenen Seeleuten und jungen freiwilligen Helfern. Sie leisten Hilfe in Absprache mit der Rettungsleitstelle in Rom. "Jugend Rettet" war 2015 von jungen Menschen in Berlin gegründet worden, nachdem mehr als 800 Flüchtlinge bei einem Unglück im Mittelmeer gestorben waren.
Auch die gemeinnützige Organisation Sea-Eye e.V. aus Regensburg ist eine private Initiative. Sie hat zwei Schiffe: die "Sea-Eye" und die "Seefuchs" - zwei 26 Meter lange ehemalige Fischkutter. Die hochseetauglichen Schiffe wurden für den Zweck der Seenotrettung umgerüstet. Die "Sea-Eye" ging im Februar 2016 auf Fahrt ins Mittelmeer.
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