Recht auf Abtreibung
Die moralischen Fesseln gesprengt
Stand: 26.05.2018 22:25 Uhr
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass das irische "Ja" zum Recht auf Abtreibung eine Sensation ist - die sich die Irinnen ganz allein erkämpft haben, mit viel Mut und Hartnäckigkeit. Dafür gebührt ihnen Respekt.
Der 25. Mai 2018 wird in die irische Geschichte eingehen - als der Tag, an dem das Land endgültig im 21. Jahrhundert angekommen ist. Dass auch Irinnen bald endlich ein Recht auf Abtreibung haben, haben die Irinnen selbst erkämpft - unterstützt von ihren Brüdern, Söhnen und Vätern.
Den betroffenen Frauen ist dafür Respekt zu zollen. Sie haben das Tabu gebrochen, Stigma und Scham überwunden - und erstmals gegenüber Familie und Freunden, aber auch öffentlich über ihre Abtreibung gesprochen. Ohne ihren Mut, ihre Hartnäckigkeit, ihre Offenheit wäre es vielleicht nie zu diesem Volksentscheid gekommen - und nie zu diesem überwältigenden "Yes"-Votum. Manche weinten nach ihrem Triumph - vor Freude, aber auch in Erinnerung an ihr Leiden.
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Die Kirche hat Schuld auf sich geladen
Über Jahrzehnte hat die irische Gesellschaft all jene als "gefallene Frauen" erniedrigt, die unverheiratet ein Kind erwarteten. Das Land hat seine eigenen Bürgerinnen schändlich behandelt - und daran ist wesentlich die Katholische Kirche schuld, mit der der irische Staat seit seiner Gründung in der Rebellion gegen das britische Empire eine unheilige Allianz eingegangen ist.
Gut ein Jahrhundert nach der Staatsgründung schaffen es Politiker und Bürger, sich aus den moralischen Fesseln zu lösen, die Bischöfe und Priester und Nonnen ihnen zu lange anlegen konnten. Besser spät als nie.
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https://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-irland-101.html
Als ich Ende der 60er zum ersten Mal in Irland war, durften Frauen noch nicht einmal die Pille zum Eigenbedarf einführen - hat natürlich niemand kontrolliert, aber sprach für die Geisteshaltung der Regierung. Also ist das ein großer Sieg, vor allem für die Frauen...