BILD sprach mit ranghohen Regierungsvertretern aus dem Sicherheits-, Katastrophen- und Verteidigungsbereich. Das erschreckende Ergebnis: Die Tragödie war offenbar nicht nur von der Natur gemacht:
► Armee, Feuerwehr, Polizei, Hafenpolizei, Küstenwache – alle funkten auf eigenen Kanälen und nicht miteinander. Jeder hat sein eigenes Lage- und Einsatzzentrum und jedes Zentrum tat, was es für richtig hielt.
► Es gab keine zentrale Überwachung aus der Luft, um zu koordinieren oder überhaupt einen Überblick gewinnen zu können.
► Der Digitalfunk funktionierte nicht, weil zwar die Geräte angeschafft, aber im ganzen Land keine Antennen aufgestellt wurden. So waren alte, störanfällige Geräte im Einsatz.
► Das Feuer wurde von den Behörden als Waldbrand behandelt, nicht als Brand am Rande einer Kommune mit Tausenden Bewohnern. So wurden keine Schutzschneisen zum Feuergebiet geschaffen.
► Der Zugang zum Strand wurde an vielen Stellen illegal zugebaut, Fluchtwege waren versperrt.
► Am Ende gaben die Behörden nicht einmal eine Anweisung zur Evakuierung. Und sie gaben keine Anweisungen an die Flüchtenden, wie sie sicher aus dem Ort kommen. Folge: Flüchtende blockierten sich mit ihren Autos gegenseitig. Die nur wenigen Polizisten, die vor Ort waren, wirkten führungs- und hilflos.
► Als die Feuerwehr kam, funktionierten in Mati drei von zehn Hydranten nicht.
► Auch bei der Brandbekämpfung aus der Luft zeigten sich erhebliche Mängel, wie aus internen Informationen der Katastrophenkräfte hervorgeht.
Offiziell verfügt das Land der tausend Inseln über 18 Löschflugzeuge (Bombardier CL 215 und CL 415, angeschafft von 1960 bis 1970). Doch die alte Flotte ist in einem miesen Zustand – auch, weil das Geld für Ersatzteile und Reparaturen in der Finanzkrise um 40 Prozent gekürzt wurde. Einsatzbereit sind nur zehn Maschinen.
Am Montagabend, als sich die Feuerwalze über Rafina aufbaute, waren nur vier einsatzbereit. Im ganzen Land. Am Dienstagabend nur noch eine Maschine.