Der Fall ist komplex und wirft viele Fragen auf, auch hinsichtlich der
Medienfreiheit in Griechenland. Auf der von Reporter ohne Grenzen (ROG) erstellten Rangliste der Pressefreiheit ist das Land auf Platz 108 und stellt derzeit das europäische Schlusslicht dar. ROG und das Internationale Presseinstitut verweisen darauf, dass Athen erheblichen Druck auf Journalisten ausübt, besonders wenn es um Fragen der Migration geht.
Die griechischen Behörden veranstalten eine Hexenjagd nicht nur gegen Flüchtende an sich, sondern auch gegen Nichtregierungsorganisationen, die ihnen helfen, und Journalisten, die über das Thema berichten.
Vor allem am Evros sei unabhängige Berichterstattung kaum möglich, da die Grenze militärisches Sperrgebiet sei.
Rufmordkampagnen anstatt Untersuchung
In den griechischen Medien wird über Vorfälle wie den auf der Evros-Insel kaum berichtet.
Immer wieder kommen Menschen beim Versuch, den Grenzfluss zu überqueren, ums Leben, oder stecken über Tage und Wochen zwischen der Türkei und Griechenland fest. Der Fall der 38 Syrer aber hatte auch in Griechenland zu Diskussionen geführt. Seither sei die Stimmung gereizt, berichtet Journalistin Rafenberg: "Regierungsnahe Medien in Griechenland versuchen, die Arbeit von ausländischen Journalisten zu diskreditieren." Einige Kollegen erhielten Anrufe von der Regierung, in denen man ihnen mitteile, dass man unzufrieden mit ihrer Arbeit sei und damit drohe, sich mit einer Beschwerde an die heimischen Redaktionen zu wenden.