Nach dem Bericht über Flüchtlingsentführungen auf Lesbos müssen wir umdenken
Das Video eines Österreichers und die Recherchen der "New York Times" haben einen asylpolitischen Super-GAU ausgelöst
An der griechischen Außengrenze der EU werden Asylsuchende, darunter Frauen mit Babys und kleinen Kindern, in manövrierunfähigen Rettungsinseln auf dem offenen Meer ausgesetzt. Das belegen die Recherchen des österreichischen Flüchtlingshelfers Fayad Mulla samt vertiefenden Nachforschungen der New York Times. Sie lassen keinen Zweifel an diesen Vorkommnissen aufkommen. Aufzeichnungen der türkischen Küstenwache legen darüber hinaus nahe, dass diese Praxis schon seit mehreren Jahren läuft.
Das trifft ins Herz der europäischen Flüchtlingspolitik. Es zeigt, wie schmal der Grat zwischen den Versuchen des Eindämmens von Fluchtbewegungen, über die seit Jahren diskutiert wird, und dem Brechen grundlegender Menschenrechte ist. Diese zu beschwören ist zu wenig: In Griechenland müssen sie erst wieder durchgesetzt werden – denn das Bestreben, Schutzsuchende wieder loszuwerden, hat dort die Dämme zivilisierten Verhaltens brechen lassen.
...
Das Thema Geldgeber interessiert aber auch in der EU insgesamt. Dass aus den Finanztöpfen der Union vielleicht paramilitärische Schlägerbanden bezahlt werden, die wehrlosen Männern die Arme mit Kabelbindern fesseln und kleine Kinder auf dem offenen Meer bewusst in Lebensgefahr bringen, muss jede Europäerin, jeden Europäer zum Nachdenken bringen.
Apropos Kinder: Wie oft haben wir in den vergangenen Jahren gehört, dass Frauen und Minderjährige auf der Flucht besonders schützenswert seien? Der Bericht der New York Times spricht vom krassen Gegenteil. Auch dass sich die schwer rechtswidrige Praxis laut dem Bericht bereits institutionalisiert haben dürfte, muss nachdenklich stimmen: Die Griechen schicken den Türken nach den Flüchtlingsaussetzungen Informationen über den konkreten Ort per Fax. Die türkische Küstenwache sammelt die Boote ein.
Das Video eines Österreichers und die Recherchen der "New York Times" haben einen asylpolitischen Super-GAU ausgelöst
An der griechischen Außengrenze der EU werden Asylsuchende, darunter Frauen mit Babys und kleinen Kindern, in manövrierunfähigen Rettungsinseln auf dem offenen Meer ausgesetzt. Das belegen die Recherchen des österreichischen Flüchtlingshelfers Fayad Mulla samt vertiefenden Nachforschungen der New York Times. Sie lassen keinen Zweifel an diesen Vorkommnissen aufkommen. Aufzeichnungen der türkischen Küstenwache legen darüber hinaus nahe, dass diese Praxis schon seit mehreren Jahren läuft.
Das trifft ins Herz der europäischen Flüchtlingspolitik. Es zeigt, wie schmal der Grat zwischen den Versuchen des Eindämmens von Fluchtbewegungen, über die seit Jahren diskutiert wird, und dem Brechen grundlegender Menschenrechte ist. Diese zu beschwören ist zu wenig: In Griechenland müssen sie erst wieder durchgesetzt werden – denn das Bestreben, Schutzsuchende wieder loszuwerden, hat dort die Dämme zivilisierten Verhaltens brechen lassen.
...
Das Thema Geldgeber interessiert aber auch in der EU insgesamt. Dass aus den Finanztöpfen der Union vielleicht paramilitärische Schlägerbanden bezahlt werden, die wehrlosen Männern die Arme mit Kabelbindern fesseln und kleine Kinder auf dem offenen Meer bewusst in Lebensgefahr bringen, muss jede Europäerin, jeden Europäer zum Nachdenken bringen.
Apropos Kinder: Wie oft haben wir in den vergangenen Jahren gehört, dass Frauen und Minderjährige auf der Flucht besonders schützenswert seien? Der Bericht der New York Times spricht vom krassen Gegenteil. Auch dass sich die schwer rechtswidrige Praxis laut dem Bericht bereits institutionalisiert haben dürfte, muss nachdenklich stimmen: Die Griechen schicken den Türken nach den Flüchtlingsaussetzungen Informationen über den konkreten Ort per Fax. Die türkische Küstenwache sammelt die Boote ein.
Nach dem Bericht über Flüchtlingsentführungen auf Lesbos müssen wir umdenken
Das Video eines Österreichers und die Recherchen der "New York Times" haben einen asylpolitischen Super-GAU ausgelöst
www.derstandard.at