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Griechenlands Reparationsforderung: Der nette Herr Gauck sagt nein
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Griechenland steckt noch tief in der Wirtschaftskrise - das bleibt Joachim Gauck bei seinem Staatsbesuch nicht verborgen, der Präsident lobt die Anstrengungen der Gastgeber. Doch beim Thema Kriegsreparationen zeigt er sich hart: Geld für Verbrechen der Wehrmacht soll es nicht geben.
40.000 wütende Demonstranten, Männer in SS-Uniformen, brennende Hakenkreuz-Fahnen. Athen kochte, als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oktober 2012 zu Gast war, ihr militärischer Empfang musste aus Sicherheitsgründen am Flughafen stattfinden. Joachim Gauck kann an diesem Donnerstagmorgen vor dem Präsidentenpalast mitten im Zentrum Athens die Ehrenformation abschreiten. Die Luft ist mild, an den Bäumen hängen Orangen, selbst die Soldaten in ihren altmodischen Hirten-Uniformen wirken geradezu friedlich.
Aber man darf sich von der Idylle rund um den früheren Königssitz nicht täuschen lassen. Das hochverschuldete Griechenland steckt weiterhin tief in der Krise, möglicherweise braucht es bald ein drittes Hilfspaket, die Arbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent.Was sich geändert hat in den anderthalb Jahren zwischen Merkels und Gaucks Besuchen: Die Misere ist in Griechenland zum Alltag geworden. Und während man in der Kanzlerin eine der Hauptverantwortlichen für das Spardiktat von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds sieht, wird der Bundespräsident von den Griechen positiver wahrgenommen. Unter anderem, weil Gauck schon in der Vergangenheit immer wieder Mitgefühl gezeigt hat für das, was viele hier durchmachen.
Ganz ohne Proteste läuft allerdings auch sein Besuch nicht ab: Am Mittwochvormittag setzt die Polizei Pfefferspray und Tränengas ein, als einige Dutzend Demonstranten auf dem Platz vor dem Parlament Absperrungen zu überwinden versuchen. Hier legt Gauck später einen Kranz vor dem Grabmal des unbekannten Soldaten nieder. Aber auch solche kleinen Scharmützel gehören in Griechenland längst zum Alltag.
Gaucks Griechenland-Spagat
Gauck hat sich einen ziemlichen Spagat vorgenommen für den ersten Teil seines zweieinhalbtägigen Staatsbesuchs: Er will den Menschen Respekt erweisen, aber sie zum Weitermachen ermutigen. Und ihnen sagen, dass Griechenland dann auch weiterhin auf die Hilfe Deutschlands und der EU zählen könne. Ein bisschen nach dem Prinzip der deutschen Agenda-Reformen: fordern und fördern. Aber Gauck weiß, dass er dabei bloß nicht wie ein Schulmeister aus Deutschland klingen darf.
"Um aus dem Tal heraus zu kommen, bringen viele Menschen Opfer, enorme Opfer", sagt Gauck am Abend bei seiner Europa-Rede im Akropolis-Museum. Der Bundespräsident müsste von seinem Luxus-Hotel am Syntagma-Platz nur ein paar hundert Meter gehen, dann könnte er diese Opfer mit eigenen Augen sehen. Die Obdachlosen beispielsweise, deren Zahl rapide wächst, je länger die Krise andauert. Auch beim Gespräch mit Alexis Tsipras, dem Chef des linken Parteienbündnisses Syriza, erfährt der Bundespräsident von den Realitäten der Misere.
Gauck spricht in Athen von "Hoffnungen und Härten". Dabei haben viele Griechen die Hoffnung inzwischen aufgegeben. Aber das ist für den Bundespräsidenten keine Option. Sein "Anstrengungen lohnen sich"-Dogma soll auch in Griechenland Gültigkeit haben. "Viele spüren, dass die Reformen hart sind, aber nötig", sagt er. Es gebe doch "die Positivmeldungen", sagt Gauck nach seinem Gespräch mit Präsident Karolos Papoulias, "das ist doch mehr als Licht am Ende des Tunnels". Er ist halt ein unverbesserlicher Optimist, der Bundespräsident.
Präsident Papoulias hat lange in Deutschland gelebt
Sein Gastgeber, ein würdiger Herr von 84 Jahren mit schlohweißem Haar, hört sich diese Sätze aufmerksam an. Der Präsident braucht eigentlich keine Übersetzerin, Papoulias ist der Sprache seines Gastes mächtig, weil er lange in Deutschland gelebt hat. Es ist Papoulias abzunehmen, dass er sich ernsthaft freut über die Empathie Gaucks; wenn Griechenlands Präsident "die besondere Bedeutung" des Staatsbesuchs für die Beziehungen beider Länder würdigt, ist das mehr als eine Floskel.
Aber Papoulias hat auch eine Forderung, die er im Gespräch mit seinem Gast klar und deutlich vorbringt und anschließend öffentlich wiederholt: Er verlangt Reparationszahlungen und Entschädigungen für die Verbrechen der Wehrmacht in Griechenland im Zweiten Weltkrieg. Und dabei springt der Staatsbesuch dann plötzlich schon zu Teil zwei. Am Freitag werden Gauck und Papoulias gemeinsam in das Dörfchen Lyngiades in der nordgriechischen Region Epirus reisen, wo deutsche Soldaten am 3. Oktober 1943 mehr als 80 Menschen töteten. Gauck will mit dem Besuch ein Zeichen für die Anerkennung deutscher Schuld setzen."Wir haben das nicht aufgegeben", sagt Papoulias zu seinen Forderungen.
Er setzt sich als ehemaliger Widerstandskämpfer schon seit langem für finanzielle Wiedergutmachung ein, es war deshalb von deutscher Seite erwartet worden, dass er das Thema anspricht. Doch die Linie der Bundesregierung lautet: nein. Und die gilt, ob Gauck das behagt oder nicht, auch für das Staatsoberhaupt. "Der Rechtsweg ist abgeschlossen", sagt er zu Papoulias. Es klingt ein wenig brüsk, aber so ist es wohl.
Weil Papoulias nicht lockerlassen dürfte, ist damit aber auch klar: Der Besuch in Lyngiades am Freitag wird für Gauck zu einem besonders schwierigen Gang.
Gauck in Griechenland: Bundespräsident lehnt Kriegsreparationen ab - SPIEGEL ONLINE
Griechische Banken brauchen zusätzlich über sechs Mrd. Euro
RTL Online-vor 9 Stunden
Die griechischen Banken brauchen zusätzlich fast 6,4 Milliarden Euro, um sich zu rekapitalisieren. Dies habe der jüngste Stresstest ergeben, ...
Auch dem Spiegel müsste man wohl den Unterschied zwischen Reparationen und Zwangskredit erklären! Im Radio haben die es gestern teilweise richtig dargestellt.
Sagt schon das Wort: ZWANGSKREDIT
gabs nur in Griechenland und hat auch der "gute" alte Adolf als solchen gesehen.
ich denke wir sollten uns ein Beispiel an den Deutschen nehmen in Sachen Kreditrückzahlung.
"Freunde zahlen ihre Schulden" - Griechenland in der Krise - derStandard.at