Deutschland und Griechenland sollen eine weitreichende Verständigung erzielt haben: Berlin verzichtet auf Tausende Dublin-Rückführungen.
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Der griechische Migrationsminister Athanasios Plevris bestätigte griechischen Medien, Athen und Berlin hätten sich darauf geeinigt, „alle noch offenen Altfälle im Zusammenhang mit der Dublin-Verordnung der EU zu streichen“.
Um wie viele Fälle es geht, wird nicht ausgeführt. Nach deutschen Behördenzahlen versuchte Deutschland allein im ersten Halbjahr 2025, 3554 Personen nach Griechenland zurückzuführen. Tatsächlich vollzogen wurden aber nur 20 Überstellungen. Die Bundesregierung anerkenne damit die Belastung Griechenlands an der EU-Außengrenze, heißt es in griechischen Regierungsdarstellungen. Zugleich werde Berlins Schritt als Zeichen europäischer Solidarität gewertet.
Das deutsche Innenministerium widersprach den Berichten nicht, wie die Welt berichtete. Eine Sprecherin erklärte, Deutschland werde seinen Solidaritätsbeitrag im Rahmen des neuen Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) teilweise dadurch leisten, alte Fälle aus der Sekundärmigration anzurechnen – also aus der Weiterreise von Schutzsuchenden innerhalb der EU. Neben Griechenland sei eine vergleichbare Verständigung auch mit Italien erzielt worden.
Unter dem neuen System sollen jedoch nur jene Staaten Solidaritätsleistungen anderer EU-Länder erhalten, die sich selbst an die europäischen Regeln halten. Für Griechenland bedeutet der Deal daher zweierlei: kurzfristige Entlastung und langfristig die Pflicht, künftig wieder voll am Dublin-Verfahren mitzuwirken. Mit der erwarteten Wiederaufnahme der Rückführungen ab Juni 2026 würde das Dublin-System damit erstmals seit Jahren wieder in geordneten Bahnen laufen.