"Bei einer Betrachtung der Geschichte der Balkanregion, die heute die Republiken Griechenland und Makedonien umfasst, fällt vor allem auf, dass sie sehr wechselvoll und
auch von großen Schnitten durchzogen ist
. Vom Aufbau der Herrschaft der antiken Makedonen, die von den Römern besiegt wurden, die sich ihrerseits dem Druck verschiedenster „Völker“ und hier ist er wieder, der so schwierige Begriff, um den sich allesdreht nachgeben mussten. Später gab es in dem besagten Gebiet den Kampf der „Römer“, die wir heute Byzantiner nennen und die damals im Westen „Griechen“ genanntwurden, gegen die eingewanderten Slawen. Diese Slawen, wiederum in verschiedene„Völker“ mit eigenen Herkunftsgeschichten unterteilt,
wurden dann längere Zeit von den Osmanen regiert, bis schließlich der Nationalismus des 19. Jahrhunderts die Gegend auf
splitterte und in verschiedenen Staaten wieder ordnete. Dieser Aufsplitterungsprozess istnoch nicht abgeschlossen, wie aktuelle Beispiele wie Makedonien oder Kosovo zeigen. Es ist an sich schon etwas verwunderlich, dass im Angesicht einer so abwechslungsreichen Geschichte so viel Streit um die Identität von modernen Nationen entstehen kann. Salopp gesagt müsste doch in einer so reichen Vergangenheit genügend Stoff zu finden sein, um eine konfliktfreie Kontinuität zu finden oder zu konstruieren. Die Konstruktion
von Kontinuität und Nationalgeschichten selbst muss wohl als legitim gelten, schließlich wird kaum ein moderner Staat zu finden sein, der nicht ein „nation building“ durchgemacht hat, wie es auch am knappen Beispiel Italien sichtbar wurde."