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EU-Beitritt von Serbien:
Europa hat Serbien verloren
Bei den Protesten in Serbien wehen kaum Europaflaggen. Daran sind die Europäer selbst schuld. Zu lange haben sie den autoritären Machthaber Aleksandar Vučić gestützt.
Aus Sicht der EU-Kommission ist Serbien das wichtigste Land auf dem Westbalkan. Gelingt ihm der EU-Beitritt, wird es auch die fünf anderen, kleineren Beitrittskandidaten des Westbalkans mit sich ziehen. Das sollte irgendwann in den späten 2030er-Jahren geschehen.
Soweit die Theorie.
In der herben Wirklichkeit allerdings driftet Serbien in Richtung Autoritarismus ab und der Prozess beschleunigt sich. Seit November 2024 gibt es Massenproteste mit teilweise Hunderttausenden Teilnehmern. Die Menschen demonstrieren gegen grassierende Korruption, eklatante Misswirtschaft, staatliche Willkür. Der Auslöser der Proteste war der Einsturz eines Bahnhofsvordachs in der nordserbischen Stadt Novi Sad, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Offenbar waren bei der Renovierung des Bahnhofs Gelder in dunkle Kanäle geflossen.
Monatelang blieb es bei den Demonstrationen friedlich, doch in den letzten Wochen kam es immer wieder zu gewalttätigen Szenen. Prügelnde Polizisten, entfesselte Hooliganschläger, Dutzende Verhaftungen, Kündigungen protestierender Lehrer – all das wird begleitet von einem medialen Propagandaapparat, der die Demonstranten als Feinde des Landes denunziert, als Faulenzer und Drogensüchtige. Es ist mehr als deutlich geworden, dass Präsident Aleksandar Vučić auf Härte setzt, um sich an der Macht zu halten.
Und was sagt die EU dazu?
Im März 2025, die Massenproteste hielten bereits seit vier Monaten an, empfingen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa den serbischen Präsidenten in Brüssel zu einem informellen Abendessen. Costa sagte, man habe über "Reformen, die für einen Beitritt notwendig sind", gesprochen. Ursula von der Leyen postete auf X, dass es in Serbien "Fortschritte bei der Pressefreiheit, beim Kampf gegen die Korruption und bei der Wahlrechtsreformen geben muss!"
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EU-Beitritt von Serbien: Europa hat Serbien verloren
Bei den Protesten in Serbien wehen kaum Europaflaggen. Daran sind die Europäer selbst schuld. Zu lange haben sie den autoritären Machthaber Aleksandar Vučić gestützt.www.zeit.de
Lieber Ivo
Nicht Europa hat Serbien verloren, sondern Europa ist verloren, und das unumkehrbar
Der Grund sind unsere Atlantikpolitiker
Spätestens als Großbritannien aus der EU ausgetreten ist, hätten bei uns allen die Alarmglocken läuten müssen
Leider versteht ihr nicht, wie dieses Spiel funktioniert