Das Geiseldrama von Beslan Als ein Festtag zum Trauertag wurde
Am Ende waren mehr als 300 Menschen tot, darunter 186 Kinder – das Geiseldrama von Beslan endete tragisch und hatte weitreichende Folgen für die innenpolitische Entwicklung Russlands. Es begann am Vormittag des 1. September 2004 – als Terroristen in einer Schule mehr als 1.100 Menschen in ihre Gewalt brachten.
Verhandlungen nicht erwünscht
Offenkundig wollte der Staat vermeiden, dass die russische Öffentlichkeit angesichts hunderter Kinder in Geiselhaft gegen einen gewaltsamen Zugriff protestiert und Verhandlungen fordert. Journalisten, wie etwa Anna Politkowskaja, die im Kaukasus von vielen Seiten geachtet wurde und ihre Verhandlungsmoderation anbot, wurde im Flugzeug nach Südrussland offenbar vergiftet – sie erreichte Beslan nicht. Nichts sollte die harte Haltung Moskaus stören.
Lediglich Mütter mit zu stillenden Kindern durften die Turnhalle verlassen. Am 3. September erschütterten Explosionen die Schule, das Dach der Turnhalle fing Feuer und kollabierte schließlich, begrub viele Menschen unter sich. Der Einsatzstab erklärte, die Bomben gezündet hätten die Terroristen. Spätere Untersuchungen sowohl in Russland als auch am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg kamen jedoch zu dem Schluss, dass Einsatzkräfte mit teils schweren Waffen und Flammenwerfern die Schule angegriffen hatten.
Bis heute keine Untersuchung
Dass es überhaupt zu solchen Verfahren kam, ist der Hartnäckigkeit von Augenzeugen wie Ella Kessajewa von der Organisation „Stimme Beslans“ zu verdanken. Sie nennt die wichtigsten Ergebnisse des Straßburger Verfahrens: „Es hat die Schuld des Staates anerkannt, dass auf die Schule geschossen wurde, auch aus einem Hubschrauber. Und es hat nachdrücklich empfohlen, eine Untersuchung durchzuführen.“
Die hat es bis heute nicht gegeben. Allerdings hat Russland die von Straßburg zugesprochene Entschädigung Überlebenden und Angehörigen der Opfer ausgezahlt. Für viele Augenzeugen steht fest: Es ging bei dieser Operation vorrangig darum, Terroristen zu töten, von denen nur einer lebendig gefasst wurde, nicht um den Schutz Unschuldiger. 334 Geiseln kamen ums Leben, darunter 186 Kinder. Auch Nadeschda, die Lehrerin, verlor zwei ihrer drei Kinder, Vera und Borja. Sie sagt: „Ich wäre heute wahrscheinlich schon Großmutter.“
Spuren vernichtet
Schon kurz nach dem Ende der Geiselnahme wurden Wände der Schule abgerissen, Spuren also vernichtet. Präsident Putin verschärfte die Medienzensur und brachte die Regionen unter noch stärkere Kontrolle des Kremls.
Die ersten Septembertage sind in Beslan seither keine Tage mehr, an denen der Beginn des Schuljahres gefeiert wird. Sie sind Trauertage. Die Reste der Turnhalle sind mit einer goldenen Konstruktion überbaut und zum Museum geworden.
https://www.deutschlandfunk.de/das-...trauertag.1773.de.html?dram:article_id=457600
Infolge des Sturms der Schule starben:
186 Schulkinder
111 Verwandte von Schulkindern
17 Lehrer
10 Soldaten der Speznas
3 Polizisten
von den 30 tschetschenischen Terroristen wurden außer einem alle getötet