Wenn Studentinnen Geld brauchen
Die 18-jährige Laura arbeitet als Callcenter-Agent, um sich ihr Studium zu finanzieren. Doch das Geld reicht nicht. Erst als sie auf ein halbseidenes Inserat antwortet, ist sie ihre finanziellen Sorgen los.
«Jedes Mal, wenn ich mit der Metro fahre, zittere ich aus Angst, dass ein Kontrolleur einsteigen könnte. Und jeden Tag frage ich mich, wie ich den Monat finanziell überstehen soll. Bin ich etwa die einzige, die so leben muss?» Laura ist 18 Jahre alt, Studentin an einer Pariser Universität. Nebenbei arbeitet sie in einem Callcenter, doch das Geld reicht nicht aus: Miete, Essen, Bücher und Metro-Tickets - all das kostet viel Geld.
«Geliebte auf Zeit» - Stundenlohn: 400 Franken
Eines Tages liest Laura im Internet eine Annonce: «Jung gebliebener 50-jähriger sucht Gelegenheitsmasseuse, gerne auch Studentin.» Ihr Konto ist zu diesem Zeitpunkt wieder einmal gnadenlos überzogen, die Miete steht noch aus. Deshalb meldet sie sich auf die Anzeige. Der Stundenlohn: Umgerechnet rund 400 Franken. Von da an wird Laura zur «Geliebten auf Zeit».
Bekenntnisse einer Prostituierten
Sie verkauft ihren Körper, um das Studium finanzieren zu können. Und so wie ihr geht es vielen jungen Frauen in Frankreich: Bis zu
40'000 Studentinnen verdienen als Prostituierte ihr Geld, so die Schätzung der französischen Studenten - Gewerkschaft für das Jahr 2006.
Vor wenigen Wochen erschien in Frankreich Lauras Tagebuch mit dem vielsagenden Titel «Mes chères études» (mein teures Studium) und sorgte für Aufsehen.
Sie ist jung und braucht das Geld
Unter welchen Bedingungen leben Frankreichs Studentinnen? Wie arm müssen sie sein, dass sie solche Jobs ausüben? Lauras Eltern haben nur wenig Geld. Der Vater ist einfacher Arbeiter, die Mutter Krankenschwester - sie konnten es sich schlicht nicht leisten, ihre studierende Tochter finanziell zu unterstützen. Auch in anderen Ländern nimmt unter Studenten das Geschäft mit der körperlichen Liebe zu.
Studentinnen-Prostitution: Ein europäisches Phänomen
Frankreich - Kein Einzelfall
«UK Students and Sex Work» heisst eine bisher unveröffentlichte Studie, die die Londoner Kingston-University zu diesem Thema durchführte. Dabei gaben zehn Prozent der Befragten an, Bekannte zu haben, die als Stripperinnen, Prostituierte oder Masseusen arbeiten. Man geht davon aus, dass zwischen den Jahren 2000 und 2006 die Zahl der Studenten, die mit Prostitution ihre Studiengebühren finanzieren, um 50 Prozent gestiegen ist.
Auch in der Schweiz liegen Studium und Prostitution dicht beieinander
An der Genfer Universität verkaufen sich immer mehr Studentinnen, um sich ab und an etwas Luxus gönnen zu können
(20minuten.ch berichtete).
Das ZDF berichtet heute im «Auslandsjorunal» über die Sex-Nebenjobs französischer Studentinnen (siehe Box).
(ZDF/rre)