Handke steht in der Tradition von Karl Kraus. Du kannst das leider nicht erkennen, aber da hat er auch selbst viel dazu beigetragen. Dennoch kann man einen Autor nicht nach Interviews, öffentlichen Auftritten und der Schmutzwäsche aus seinem Privatleben beurteilen...
Thomas Bernhard ist ganz anders.
Und Kehlmann ist quasi die Regionalliga im Vergleich zu Handke.
Handkes Literatur wird dir leider für immer verschlossen bleiben, was ich sehr schade finde, da ich mir sicher bin, dass er gerade dir sehr zusagen würde.
Ich habe ihn gelesen, bevor ich mich zu seinem Mist zum Krieg beschäftigt habe. Die Angst des Tormanns, ist ok, das Buch über seine Mutter auch. Der ein oder andere Versuch ist auch gut. Seine als Yu-Bücher getarnten Serbien-Bücher sind allerdings auch literarisch schlecht, was mich am meisten daran ärgert. Denn er führt eigentlich darin seinen privaten Kampf fort. So wie er generell englische Wörter meidet und sie verdeutscht. Ähnlich wie das die Kroaten mit deutschen Wörter immer mal wieder machten. Er kämpft für seine Rest-Utopie, damit der WEsten, Amerika (er hat spezielle Namen dafür, Mondlandungsirgendwas und so ein Zeug) nicht weiter siegt. Das ist auch, was ich auch bei ihm verstehen kann, aber er vergisst alle anderen, und gerät in die Falle Milosevic und ähnlich, wie Princip auch in die falschen Kreise, weswegen er sogar in einer Live-Sendung sagte, dass kein Volk im 20ten Jahrhundert so gelitten hat, wie die Serben. Das ist schon ein starkes Stück und heftig zu erleben, wie ein Intellektuelle von diesem Niveau so abkackt. Ich bewerte ihn hauptsächlich über die Bücher, ich verstehe auch den Besuch bei Karadzic (hätte ich auch gemacht) und Die Grabrede bei Slobo, aus der Nummer kam er einfach nicht raus. Handke hat auf seiner Seite sehr mächtige Fürsprecher, ganz abgesehen von der Leibrente von Burda, kämpfen einige für ihn ganz enorm, Rüdiger Safranski, Sigi Löfler, das ist schon ziemlich heftig.
Mit Karl Kraus hat er wenig zu tun, dazu ist er viel zu innerlich. Das passt nicht zur Auffassung von Karl Kraus.
Thomas Bernhard ist unvergleichlich aber für Österreich absolut die wichtigste Figur, auch weil sein Werk sich auf Österreich bezieht. Kaum einer kann an ihm vorbei. Auch international ist Berni einer der bekannten Figuren in der deutschsprachigen Literatur und einer der meist inszenierten, neben Brecht.