Jeder Tod ist schlecht, auch wenn es Griechen sind. Ich wünsche niemandem den Tod.
Aber zu argumentieren mit, ihr habt doch auch Menschen umgebracht ist nicht akzeptabel und eine Beleidigung gegen die Toten. Dadurch wird relativiert und der Tod kleingeredet. Aber wenns um die eigenen Toten und Verbrechen der anderen geht, dann ist die Hölle los.
Es ist schwierig und ich weiß ganz genau, was du meinst.
Jeder schafft sich eine Rechtfertigung aus dem selbst erlittenen Leid, wird aber dann genauso zum Täter, und beim nächsten Konflikt wieder Opfer....
Wir müssen akzeptieren, dass es DIE eine Wahrheit nicht gibt, wenn Menschen, die zu unterschiedlichen Gruppen gehören eine jeweils konträre Erinnerung haben.
Inzwischen gibt es eine Reihe von "friedensstifenden" Ansätzen, die auf dem Balkan erprobt werden, weil sie bereits seit längerem erkannt haben, dass die Streitbeilegungsfunktion eines gerichtlichen Verfahrens alleine nicht wirklich ausreicht, sondern oft sogar die Konflikte verschärft. (Was aber nicht heißt, dass die Gerichtsverfahren deswegen nicht erforderlich sind. Sie sind es wie bei jeder anderen Straftat auch, aber es muss dann noch mehr passieren, damit die Menschen wieder miteinander leben können).
Nehmen wir ein Beispiel, welches für uns alle nicht soooo emotional besetzt ist.
WK II Nazi-Deutschland und Polen: Geschichte ist, dass DE Polen überfallen hat und damit sind die Nazis die Täter und die Polen die Opfer. Am Ende des Krieges wurden viele Deutsche aus Polen gemeuchelt, vertrieben etc. Sie sind auch Opfer. Aber das ist eine Erinnerung.
Es geht letztendlich darum, eine Form zu finden, wo auch diejenigen, die nach der Geschichtsschreibung als Täter gelten, ihre eigenen Opfer betrauern und eine Erinnerungskultur pflegen können, ohne dass ihnen das als Geschichtsrelativismus vorgeworfen wird. Oder so wie dir das eben passiert ist, dass du ein Heuchler bist.
Das Problem auf dem Balkan ist, dass sich im letzten Jahrhundert mehrere Kriege überlagert haben, wo die Rollen Täter/Opfer auch noch jeweils anders verteilt waren, so etwas wie Aufarbeitung gar nicht stattfand, weil es früher so etwas gar nicht gab.
Wie soll man aus diesem ganzen Chaos wieder herausfinden und eine für alle annehmbare Normalität wiederherstellen, ohne dass der andere beleidigt wird?