Ach ja
Syrische Tscherkessen wollen zurück nach Russland
Russische Parlamentarier wollen das Einwanderungsgesetz novellieren, damit die syrischen Tscherkessen, deren Vorfahren einst in Russland lebten, in ihre historische Heimat zurückkehren können, schreibt die Zeitung „Iswestija“ am Freitag.
Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien hatten sich 115 aus Syrien stammende Tscherkessen an die russische Regierung mit einem entsprechenden Appell gewandt.
„Wir riskieren jeden Tag unser Leben… Unser aufrichtiger Wunsch ist es, in das Land unserer Ahnen zurückzukehren und mit den in Russland ansässigen Völkern in Frieden zusammenzuleben… Wir glauben daran, dass unser Notruf nicht unbemerkt bleibt“, hieß es damals im Schreiben.
Das Ministerium für Regionale Entwicklung äußerte jedoch dazu, dass die Vorfahren der syrischen Tscherkessen „nach dem Kaukasischen Krieg der Jahre 1817-1864 den Nordkaukasus freiwillig verlassen haben und deshalb nicht als ethnische Russen gelten können.“
Experten des Ministeriums stellten zugleich in Frage, dass für syrische Tscherkessen das Gesetz über Landsleute im Ausland gilt. Laut diesem Gesetz werden nur Personen als Landsleute betrachtet, „die sich selbst als Russen identifizieren, was durch ihre gesellschaftlichen bzw. beruflichen Aktivitäten zur Erhaltung der russischen Sprache und Kultur im Ausland bekräftigt wird.“
Mit der Tscherkessen-Frage befasst sich auch der Nationalitäten-Ausschuss in der Staatsduma (Parlamentsunterhaus). Nach der Absage seitens des Ministeriums wollen die Abgeordneten das Gesetz novellieren, um die Rückkehr der in Not geratenen Tscherkessen zu unterstützen.
„Der Begriff „Landsmann“ sollte erweitert werden. Wir arbeiten bereits an der Novellierung des Gesetzes“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Gadschimet Safaralijew. Nach seinen Worten könnte die entsprechende Novelle bereits im Herbst in die Duma eingebracht werden.
Der Vorsitzende der Kommission für ethnische Beziehungen in der russischen Gesellschaftskammer, Nikolai Swanidse, befürwortete diese Idee. „Wenn diese Menschen in unser Land kommen wollen, wenn sie mit unserem Land historisch verbunden sind und wenn der größte Teil dieses Volkes in Russland lebt, wie kann man sich dann darauf berufen, dass ihre Vorfahren einst das Russische Reich verlassen haben?“, sagte Swanidse empört. „Das Gesetz darf und muss geändert werden, das ist doch keine Verfassung!“
Die Unterstützung der Landsleute, die nach Russland zurückkehren wollen, und die damit verbundene Novellierung des Einwanderungsgesetzes waren Themen Wladimir Putins während der Präsidentschaftswahlkampfes 2012. Er sprach sich häufig für eine Verschärfung des Gesetzes gegen die illegale Einwanderung aus, aber auch für die Unterstützung von ethnischen Russen.