Enver Pascha
Wegen der kriegsbedingten und revolutionären Wirren schien Enver Pascha die Zeit günstig, die islamischen, turkstämmigen Völker Mittelasiens in einem eigenen Staatswesen zu vereinigen. Dabei hatte er es nicht nur auf die gerade der Zarenherrschaft entronnenen Aserbaidschaner, Turkmenen und Usbeken abgesehen, sondern rechnete auch mit der Unterstützung der Uiguren in Nordwestchina und turkstämmiger Nationalisten in Afghanistan und Persien. Als Kommandeur der Basmatschi und Oberbefehlshaber der Truppen des Emirs Said Alim Khan kämpfte er für das Ziel, ein Kalifat mit Sitz in Samarkand zu errichten. Der von der Geistlichkeit, dem Bürgertum und der reichen Oberschicht Bucharas, Ferghanas und des ehemaligen Khanats von Chiwa getragene Unabhängigkeitskampf wurde von der Roten Armee blutig beendet. Am 4. August 1922 fielen Enver Pascha und die meisten seiner Kämpfer in einem erbitterten Gefecht mit überlegenen russischen Truppen am Cegan Tepe bei Baldschuan, nahe der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe im Pamir.
Der Anführer der russischen Kavallerieeinheit in diesem Gefecht, Hagop Melkumov (Agop Melkumian), gab später an, Enver Pascha persönlich getötet zu haben. Melkumov soll Mitglied des armenischen Geheimkommandos
Operation Nemesis gewesen sein.[2]
"Die Jungtürken verkündeten im April 1915 als Kriegsziele ganz offen die Eroberung ganz Transkaukasiens und die Vereinigung aller Turkvölker unter dem osmanischen Sultan.[12]
Im Verlaufe des Krieges wurde der wohl mächtigste Mann des Osmanischen Reiches, Enver Pascha, zu einem immer fanatischeren Verfechter panturanischer Ideen, ohne seine islamische Anschauungen aufzugeben. Er hielt die Stoßrichtung über den Kaukasus für am aussichtsreichsten, um „über Afghanistan nach Indien zu marschieren“, und träumte im August 1915 von einer „Zusammenfassung der 40 Millionen Türken in einem Reich“. Selbst wenn eine dauerhafte militärische Besetzung „Turans“ nicht möglich war, hoffte man, die zentralasiatischen Turkvölker zu „befreien“, um eine Allianz mit ihnen eingehen zu können.[13]
Im Sommer 1918 wuchs, wegen des Erfolgs in Baku, die Turanbegeisterung im Lande nochmals und die „jungtürkischen Imperialisten“ ließen sich nicht mehr von der Verfolgung ihrer Turanpläne abhalten.[14]"