Partisanenstaat
Die Koalitionspartner der OF bestätigten mit der "Dolomitendeklaration" (1943) die Führungsrolle der Kommunistischen Partei. Schon bis zu diesem Zeitpunkt kontrollierte die KP die politische Polizei, das Militär und die Propaganda, danach waren Parteisekretäre in der Regel auch Sekretäre der OF-Ausschüsse und der Massenorganisationen (Frauen-, Jugend- und Arbeiterorganisationen). Alle diese Organisationen hatten Gebiets-, Kreis-, Bezirks- und Ortsleitungen sowie zahlreiche Ausschüsse, in denen mehr als 10 % der Bevölkerung aktiv mitwirkten. Die Partisanenbewegung schuf sich innerhalb des NS-Besatzungsstaates ihren eigenen Staat. Das oberste Plenum der OF ernannte sich schon im September 1941 zum Slowenischen Volksbefreiungsausschuss (SNOO) als höchste Vertretungskörperschaft der slowenischen Nation mit gesetzgebender Funktion. Die OF-Ausschüsse erfüllten vorerst Macht- und politische Funktionen. In den befreiten Territorien organisierten sie Wahlen in die Volksbefreiungsausschüsse, die alle Macht besaßen. Auf der Versammlung der Abgesandten der slowenischen Nation in der Gottschee vom 1. bis zum 3. Oktober 1943 wurde ein 120-köpfiges Slowenisches Volksbefreiungsgremium (später in Rat umbenannt, kurz: SNOS) gewählt, das während des Krieges die Funktion eines slowenischen Parlamentes wahrnahm und Verordnungen und Erlässe veröffentlichte. Der Vorsitz des Gremiums war zugleich die einstweilige Regierung.
Revolution
Im der slowenischen Volksbefreiungskampf manifestierten sich folgende revolutionäre Elemente:
- Absolute Führungsrolle der KP in der Volksbefreiungsbewegung, deren Einheiten und Organe sie mit ihren Mitgliedern und Vertrauensleuten durchdrang.
- Anwachsen des KP-Mitgliederstandes durch die Aufnahme von neuen Mitgliedern, die sich dies aufgrund ihrer Verdienste im Kampf gegen die Besatzungsmächte erworben hatten, und die Ausweitung des Netzes von kommunistischen Zellen und Komitees.
- Entsprechende kommunistische Propagandatätigkeit, KP kontrolliert den Propagandaapparat.
- Organisieren von entsprechenden Schulungseinrichtungen (kommunistische Zentralschule) und zahlreiche Kurse für KP- und SKOJ-Aktivisten.
- Die KP kontrolliert den Terrorapparat (Geheimpolizei VOS, VDV, OZNA).
- Restriktive Verfolgung von KP-Gegnern und der Opposition.
- Funktion des Politkommissars in den Partisaneneinheiten.
- Zahlreiche äußere Zeichen (roter Stern, Sichel und Hammer auf den Kappen, Fahnen und Bannern, Abzeichen; Revolutionslieder, Feiern des Jahrestages der russischen Revolution, Ansprache "Genosse", usw.).
Kämpfer der Cankar-Brigade während einer Jahrestagsfeier der russischen Oktoberrevolution (8. November 1943).
Parteikonferenz des 9. Korps (Juli 1944).
Antikommunisten
Die slowenischen bürgerlichen Parteien und die katholische Kirche entschieden sich nach dem Überfall und der Besetzung Sloweniens im April 1941 nicht für einen bewaffneten Widerstand gegen die Besatzungsmächte, sondern für die Taktik des Abwartens. Nachdem die Partisanenbewegung immer stärker an Einfluss gewann und es offenkundig war, dass die Kommunisten auch sozialrevolutionäre Ziele verfolgten, begannen Antikommunisten in Zusammenarbeit mit den italienischen Besatzungsmächten, die freiwillige antikommunistische Miliz (MVAC) aufzubauen. Nach der Kapitulation vernichteten die kommunistischen Partisanen mit Hilfe von italienischen Waffen und Soldaten einen Großteil dieser Verbände. Die Reste gingen in die unter dem deutschen Okkupanten neu formierten slowenischen Heimwehrverbände (Domobranci) über. Diese standen unter deutschem Kommando und waren in ihren Methoden beim Kampf gegen die Partisanen vielfach nicht wählerisch. Neben der politischen und militärischen Verfolgung der Partisanen entfaltete auch die terroristische Organisation "Črna roka" ("Die Schwarze Hand") ihre blutige Tätigkeit. Seit Dezember 1943 tötete sie über 100 Mitarbeiter der Partisanenbewegung.
Leon Rupnik (1880-1946)
Divisionsgeneral der jugoslawischen Armee, Kommandant des Stabes zur Erbauung einer Befestigungslinie entlang der jugoslawisch-italienischen Grenze. Als entschiedener Antikommunist entging er im September 1941 nur knapp einem Liquidierungsversuch der Geheimpolizei VOS. Er legte der italienischen Besatzungsmacht Pläne für die Aufstellung von slowenischen Einheiten vor, die gegen die Partisanen eingesetzt werden sollten. Von Juli 1942 bis zur Kapitulation Italiens 1943 war er Laibacher Bürgermeister. Danach wurde er auf Betreiben von Gauleiter Friedrich Rainer Vorsitzender der Gebietsverwaltung in Laibach. Er war Initiator und Organisator der slowenischen antikommunistischen Heimwehr (Domobranci), seit September 1944 ihr Generalinspekteur. Kurz vor Kriegsende flüchtete er nach Kärnten, von wo ihn jedoch die Alliierten im Jahre 1946 an Jugoslawien auslieferten. Er wurde in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und am 4. September 1946 hingerichtet.
Marko Natlačen (1886-1942)
Rechtsanwalt und Politiker. Leiter der katholischen Turnvereinigung Orel und stellvertretender Vorsitzender der Slowenischen Volkspartei. Von 1935 bis 1941 Banus der Drau-Banschaft. Nach der Okkupation Jugoslawiens gründete er einen Volksrat, der eine möglichst gute Position Sloweniens während der Besatzungszeit erreichen wollte. Natlačen führte die Slowenische Volkspartei in der Illegalität weiter. Im Frühjahr 1942 war er an der Gründung von slowenischen antikommunistischen Formationen in der italienischen Besatzungszone beteiligt. Die Geheimpolizei der Partisanen VOS liquidierte ihn am 13. Oktober 1942.
Avgust Praprotnik (1891-1942)
Bankier und Unternehmer. Direktor der Jadranska banka (Adriatischen Bank), stellvertretender Vorsitzender der Slavenska banka, Vorsitzender von Verwaltungsausschüssen der wichtigsten slowenischen Unternehmen und Wirtschaftsvereinigungen. Nach der italienischen Besetzung wurde er Vertrauensperson des italienischen hohen Kommissars für die Laibacher Provinz. Er war Initiator für die Gründung einer slowenischen politischen Polizei, die gegen die Partisanenbewegung auftreten sollte. Die Geheimpolizei (VOS) ermordete ihn am 20. Februar 1942.
Lambert Ehrlich (1878-1942)
Theologe und Ethnologe. Ordentlicher Universitätsprofessor für vergleichende Religionswissenschaften. Ehrlich war Ideologe des katholischen akademischen Klubs Straža. Während des Krieges war er ein Gegner der Partisanenbewegung und übergab der italienischen Besatzungsmacht im April 1942 eine Denkschrift mit Vorschlägen für den Kampf gegen die Partisanenbewegung. Ehrlich wurde am 26. Mai 1942 von der VOS erschossen
Die Heimwehren (Domobranci) -
die slowenische antikommunistische Armee
Nach der Kapitulation Italiens entbrannten zwischen den Vaške straže (Dorfwachen) und Četniks auf der einen und Partisaneneinheiten auf der anderen Seite heftige Gefechte, die mit der Niederlage der ersten endeten. Die überlebenden Reste dieser antikommunistischen Formationen flüchteten unter den Schutz der Deutschen. Der Oberste Kommissar des Adriatischen Küstenlandes und höchste NS-Funktionär im besetzten Gebiet, Friedrich Rainer, nützte die Situation im slowenischen antikommunistischen Lager aus, um antikommunistische Heimwehrformationen zu formieren. Die slowenische Heimwehr war in der Laibacher Provinz am stärksten. Ihren Mannschaftshöchststand erreichte sie im Sommer 1944 mit rund 13.500 Soldaten, über 70 Kompanien, einigen Spezialeinheiten, Batterien und Panzerzügen. Die Heimwehren konnten eine starke Propagandatätigkeit entwickeln. Der Versuch einiger Offiziere, sich gegen den deutschen Okkupanten aufzulehnen, wurde von diesem bereits im Keim erstickt. Die Oberkrainer Heimwehr zählte im Winter 1944/45 rund 2.500 Mann mit über 40 Stützpunkten, der Slowenische Volkssicherheitsrat im Küstenland hatte über 2.000 Mann in 16 Kompanien. Die slowenische Heimwehr kontrollierte einen beträchtlichen Teil des slowenischen Territoriums. In eigenständigen und gemeinsam mit den Besatzern geführten Aktionen töteten sie mehrere tausend Partisanen und Zivilisten.
Heimwehr-Eid am 20. April 1944 (Hitlers Geburtstag).
Rösener zeichnet Heimwehrsoldaten mit Orden für Verdienste im Kampf gegen die "kommunistischen Banditen" aus.
Slowenische Heimwehrsoldaten während eines Offizierskurs mit deutschen Instruktoren 1944 in Laibach.
Kriegsende und Grenzfrage
Im Zuge der letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges, die auf slowenischsprachigem Gebiet bis zum 15. Mai 1945 andauerten, besetzte die jugoslawische Armee, in deren Verband die slowenischen Partisanenformationen samt den Kärntner Einheiten kämpften, das gemischtsprachige Gebiet Südkärntens. Damit und mit der Besetzung des Großteiles des Küstenlandes, einschließlich Triest und Görz, war für zwei Wochen die Idee des Vereinten Slowenien aus dem Jahr 1848 verwirklicht. Mit den Partisanen kamen auch die politischen Strukturen des slowenischen Volksbefreiungskampfes zum Tragen. Die Partisanen errichteten eine territoriale Militärverwaltung (das Kommando der Kärntner Militärzone), die zahlreiche Platzkommandos und Partisanenwachen umfasste. Die Geheimpolizei OZNA und Einheiten der nationalen Verteidigung, aber auch andere Partisaneneinheiten, begannen, Personen, denen man die Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Regime, insbesondere die Beteiligung an der Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942 zur Last legte, zu verhaften. Nach Kärnten drängten zudem massiv jugoslawische Kollaborateure und Antikommunisten, die gemeinsam mit Zivilisten vor der jugoslawischen Armee flüchteten. Auf Druck des englischen Militärs, das auch bereit war, Waffengewalt gegen die jugoslawischen Einheiten anzuwenden, musste sich die jugoslawische Armee bis zum 24. Mai 1945 hinter die in Saint-Germain festgelegte Grenze zurückziehen. Die Engländer begannen die vor den Tito-Armeen nach Kärnten geflüchteten jugoslawischen Staatsangehörigen schon Ende Mai an Jugoslawien auszuliefern, was einem Todesurteil gleichkam. Nur ein geringerer Teil wurde nicht "repatriiert".
Partisanenwache beim Herzogstuhl auf dem Zollfeld.
Domobranci na Vetrinjskem polju.
Slowenische Heimwehrsoldaten auf dem Viktringer Feld.
Nemški vojni ujetniki v Celju maja 1945.
Deutsche Kriegsgefangene in Cilli, Mai 1945
Brand- und Bombenschäden
Der materielle Schaden in Slowenien wurde auf 1.075 Milliarden Dollar geschätzt. 24.136 Wohn- und öffentliche Gebäude bzw. fast ein Zehntel aller Häuser waren zerstört. Bei 217 Siedlungen stellte man eine Zerstörung von über 90 % fest. Von rund 1.380 km Eisenbahntrassen wurden 230 km vollkommen vernichtet. In Maribor/Marburg fielen die Bombenschäden besonders schwer aus: etwa 500 Menschen kamen während der Bombardements der Alliierten ums Leben, 3.450 Wohneinheiten wurden völlig zerstört. Mehr als zwei Drittel der Schäden verursachte die deutsche Besatzungsmacht. In Sühneaktionen vernichtete sie zahlreiche Dörfer, wobei die Zahl in der Operationszone "Adriatisches Küstenland" besonders hoch war.
Bombenschäden in Maribor/Marburg.
Nach Gefechten mit den Partisanen im Januar 1942 wurde das Dorf Dražgoše niedergebrannt. Im Frühjahr 1942 sprengten deutsche Soldaten alle Häuser im Dorf.
Gefängnisse und Lager
In den Gestapogefängnissen in Oberkrain und der Untersteiermark waren über 25.000 Menschen inhaftiert (die 60.000 vertriebenen Personen sind nicht berücksichtigt). Die Zahl der verhafteten Slowenen aus dem Gebiet des Adriatischen Küstenlandes war kaum geringer. Der Großteil waren politische Häftlinge. Aussagen und Schuldbekenntnisse erpresste die Gestapo mit brutaler Folter. Die psychisch und physisch gebrochenen Menschen warb sie als ihre Agenten an. Mehr als ein Drittel der Insassen überstellte die Gestapo in Konzentrationslager, viele wurden als Geiseln erschossen bzw. erhängt, Tausende in Arbeits- und Gefangenenlager geschickt oder zwangsmobilisiert
Aufschrift in einer Einzelhaftzelle in der Gestapostrafanstalt in Wigaun: "Kameraden, rächt uns!"
Konzentrationslager
Über 20.000 Slowenen waren in nationalsozialistischen Konzentrationslagern interniert, davon wurde rund ein Drittel ermordet. Die Slowenen erlebten Vernichtungslager und medizinische Versuche. Die meisten waren in Dachau (über 7.000 Personen, davon 1.400 Ermordete), Mauthausen (über 4.150, davon 1.500 Tote) und Auschwitz-Birkenau (über 2.300, davon 1.330 Ermordete) inhaftiert; über 2.000 in Ravensbrück, über tausend im KZ Buchenwald und Flossenbürg, über 500 in Natzweiler-Struthof, Neuengamme und Bergen-Belsen. Slowenen waren in den Lagern aktive Mitglieder von Widerstandsbewegungen.
Ivan Godec, slikan na policiji v Mariboru.
Ivan Godec, fotografiert auf der Polizeistation in Marburg
Ivan Godec, am 17. März 1944, erhängt im Lagerbüro des Lagers Schlier-Redl-Zipf.