PuntaDelEste schrieb:
hm... wie war das damals 1991 als die JNA die Slowenen angegriffen hat ? wie lange ging das geplenkel 8-15 tage ? kammen viele Menschen zu Schaden ?[...]
Ich hab' mal vor einiger Zeit eine Arbeit drüber geschrieben, ich stell' sie hier einfach rein:
[...]Wie bereits erwähnt, erklärte Slowenien am 02. Juli 1990 seine Unabhängigkeit. Damit vollzog das Land seine Sezession aus der Bundesrepublik Jugoslawien.
Das Volk trug diese Schritte offensichtlich mit, da sich in einer Volksabstimmung am 23. Dezember 1990 insgesamt 88,5 % der Wähler für die Unabhängigkeit der Republik Slowenien aussprachen.
Am 07. März 1991 beschloss das slowenische Parlament, ab sofort keine Wehr-pflichtigen mehr zur jugoslawischen Volksarmee zu schicken und begann, diese auf einen Dienst in der slowenischen Territorialverteidigung oder bei der Polizei vorzubereiten. Anfang Juni 1991 wurden bereits die ersten Soldaten vereidigt. Der Konflikt sollte schon bald militärische Formen annehmen.
Eine andere offene Frage war die Einbehaltung jugoslawischer Zölle durch die slowenische Regierung, die im Jahr 1991 30 Milliarden Dinar an die Bundeskasse abführen sollte, aber nur vier Milliarden zu zahlen bereit war.
Am 14. Juni 1991 verhängte die Bundesregierung ein Importverbot für Slowenien, um die Überweisung der Finanzmittel zu erzwingen. Als daraufhin Slowenien erklärte, dass es das Verbot missachten werde, drohte die Belgrader Zentrale den Zöllnern mit Disziplinarmaßnahmen und versetzte serbische Exekutive nach Slowenien.
Die Führungen Sloweniens und Kroatiens beschlossen am 15./16. Juni 1991, alle gesetzlichen Vorbedingungen für die Trennung von der jugoslawischen Zentralregierung am 26. Juni 1991 zu koordinieren, einschließlich eines Vorschlages zur Aufteilung von Vermögen und Schulden unter den Teilrepubliken.
Es war aber dann doch schon der 25. Juni, wo die Parlamente von Slowenien und Kroatien mit großer Mehrheit für die Selbstständigkeit und Souveränität der beiden Teilrepubliken abstimmten. Im jugoslawischen Parlament verabschiedeten sich daraufhin die slowenischen und kroatischen Abgeordneten.
Als Antwort erklärte die Bundesregierung beide Deklarationen für null und nichtig. Der jugoslawische Ministerpräsident Ante Markovic befahl der Bundespolizei und der Volksarmee die Sicherung der Staatsgrenzen. Das war der Auftakt für die militärischen Auseinandersetzungen.
Einheiten der jugoslawischen Volksarmee versuchen am Donnerstag, dem 27. Juni 1991, gemäß eines Beschlusses der Bundesregierung, die Grenzübergänge Sloweniens zu besetzen. Dabei stoßen die mit schweren Waffen ausgerüsteten Truppen auf entschlossenen Widerstand der militärisch unterlegenen slowenischen Territorialverteidigung. Die daraufhin folgenden schweren Kämpfe fordern Verletzte und Tote. Der Grenzverkehr kommt praktisch zum Erliegen, Laibach ist von Armeeeinheiten umringt und von der Außenwelt abgeschlossen.
Der slowenische Präsident Milan Kučan, der den Einheiten der Territorialverteidigung den Einsatzbefehl gegeben hatte, richtete ein Schreiben an alle fünf jugoslawischen Republikpräsidenten mit der Aufforderung, die Aktion der Bundesarmee zu verurteilen und ihre Soldaten aus den in Slowenien stationierten Verbänden der Bundesarmee abzuberufen.
Um die Sicherung der Grenze zu bewerkstelligen, erfolgte am selben Tag ein Beschluss zur erhöhten Bereitschaft des österreichischen Bundesheeres.
Aufgrund dieser militärischen Intervention erfolgte eine Initiative der KSZE, ausgehend vom österreichischen Außenministerium.
Das Angebot auf Entsendung von Beobachtern und die Bereitstellung „guter Dienste“ blieb ohne Konsequenzen, da Jugoslawien eine Einmischung ablehnte.
Die KSZE rückte durch rasche Aktivitäten der EG-Troika in den Hintergrund. Im weiteren Verlauf der Kriege in Kroatien und Bosnien hat die KSZE keinen prominenten Part mehr gespielt, da deutlich wurde, dass in einem gewaltsam eskalierten Konflikt die KSZE schnell an ihre Grenze von Möglichkeiten kommt.
Am Freitag, dem 28. Juni 1991, schlugen die Auseinandersetzungen in einen offenen, mit allen militärischen Mitteln geführten Bürgerkrieg um, im Zuge dessen auch mehrmals österreichischer Luftraum verletzt wurde. Es kam zu Luftangriffen auf den Flughafen der slowenischen Hauptstadt und die Industriestadt Maribor sowie Raketen- und Bombenangriffen auf die Grenzstationen Spielfeld und Bleiburg, bis die Bundestruppen am Nachmittag die Operationen einstellten.
Mit der Einstellung der Kämpfe in Slowenien am Nachmittag des 28.Juni erfolgt zugleich eine erneute Initiative seitens der jugoslawischen Bundesregierung. Der Vorschlag: Krisenplan mit Sitzung, Besetzung des seit langem vakanten Amtes des Bundespräsidenten mit dem Kroaten Stipe Mesič, dessen Wahl bisher von Serbien blockiert worden war. Gleichzeitig erfolgte ein Beschluss der EG-Staaten für die Entsendung einer „Außenminister-Troika“ (die Außenminister Italiens, Gianni de Michelis, Luxemburgs, Jacques Poos und der Niederlande, Hans van den Broek) nach Belgrad. Doch keine der beiden Initiativen war mit Erfolg gekrönt.
Am selben Tag erging der Befehl zur Überwachung der Grenze an das österreichische Bundesheer. Dieser bisher größte Einsatz dauerte bis zum 07. Juli 1991 und umfasste bis zu 6.500 Mann. Die letzten Einheiten rückten Ende Juli wieder in die Kasernen ein. Gleichzeitig erfolgte eine Überwachung des Luftraums durch österreichische Flugzeuge. Während des Einsatzes wurden insgesamt 14 Luftraumverletzungen festgestellt.
Unterdessen stellte die jugoslawische Volksarmee ein dramatisches Ultimatum an Slowenien: Einstellung der Angriffe, Versorgung der Bundesarmee sicherstellen, sonst entscheidende militärische Maßnahmen. Das Ultimatum wird abgelehnt, daraufhin erscheinende Kampfflugzeuge über Ljubljana (am 30. Juni) griffen jedoch nicht an.
Bereits am 02. Juli 1991 kommt es erneut zu schweren Kämpfen, die auch in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerks Krško stattfinden. Gleichzeitig erfolgen Kämpfe bei den Grenzübergängen Spielfeld und Lavamünd.
Auf der Adria-Insel Brioni wird ein Kompromiss ausgehandelt, der von Slowenien am 10. Juli anerkannt wird. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Kontrolle der Grenzen im Einklang mit den Bundesgesetzen.
Am 05. Juli beginnen beide Seiten mit dem Rückzug in die Kasernen. Die Lage entspannt sich zusehends in den nächsten Tagen. Am 18. Juli ergeht ein Rückzugs-befehl an alle in Slowenien stationierten Einheiten der Bundesarmee. Die Armee kommt dem Befehl nach und beginnt am 20. Juli mit Rückzug.
Über die Bilanz der Kämpfe gibt es unterschiedliche Aussagen. Die slowenische Nachrichtenagentur STA beziffert Zahl der Toten auf knapp über 60, der Verletzten auf ca. 300, darunter ein großer Anteil von Soldaten der Bundestruppen (beinahe das Doppelte der slowenischen Verteidiger). Auf der Autobahn Ljubljana-Zagreb wurden auch zwischen Straßensperren geratene ausländische Staatsbürger durch Luftangriffe getötet. Dessen Zahl schwankt zwischen zehn und fünfzehn. [...]
Quellen:
Böhm, Herbert, Flüchtlingspolitik in Österreich unter dem speziellen Aspekt des Assistenzeinsatzes des österreichischen Bundesheeres, Phil. Diss. (masch.), Wien 1998.
Defranceschi, Michael, Österreichische Sicherheitspolitik und Jugoslawienkrise 1991. Versuch einer solidarischen Kritik an Landesverteidigung und Friedensbewegung(en), Phil. Diss. (masch.), Innsbruck 1992.
Giersch, Carsten, Konfliktregulierung in Jugoslawien 1991 – 1995: Die Rolle von OSZE, EU, UNO und NATO, Baden-Baden 1998.
Silber, Laura / Little, Allan, Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe, Graz-Wien-Köln, 2. Auflage, 1995.