Schlagkräftige Argumente, muss ich dir lassen. Doch vergiss nicht, wenn ich vom "Non-Plus Ultra" rede, dann zur jeweiligen Zeitepoche. Die Taktiken weltweit mussten immer eine neuen "Entwicklung" unterzogen werden: sei es das berühmte "W-M-System", das österreichische "ScheiberIn", der italienische Catenaccio, der niederländische "totaalvoetbal", bis hin zu neuesten Entwicklungen, die wir schon bei der Weltmeisterschaft 2010 beobachten konnten: das "Ende" des Spielmachers, bzw. gleichbedeutend mit dem "Siegeszug" des "4-2-3-1" - natürlich besonders erfolgreich vorgetragen von der spanischen Nationalmannschaft und auf Vereinsebene vom FC Barcelona.
Ich gebe dir ein Beispiel. Erinnerst du dich sicher noch an die Europameisterschaft von 2008? Dort und in den Jahren davor, wurde das schnelle Umschaltspiel quasi "entdeckt". Man kann sicher sagen, dass sich vor allem in diesen Jahren das Tempo rasant erhöht hat - soweit so gut. Doch bis zu diesem Zeitpunkt, war die PL mit all ihren Investoren+Geld geradezu dafür prädestiniert, die weltweit führende Liga zu sein. Und jetzt kommen wir zu einem der vielen Probleme: seit dem mittlerweile auch verhassten "Tiki-Taka", auch dem letzten "Betonkopf" die Wichtigkeit eines systematischen, ganzheitlichen Defensiv- und Offensivkonzepts vorgezeigt hat, gerät die PL immer mehr ins "Hintertreffen". Kann man schwer leugnen, oder etwa doch? Ich gehe sogar so weit, dass sich momentan die x-te "Neuauflage" eines uralten Konfliktes zwischen dem englischen Fussball allgemein und dem Rest der Welt abspielt: offenes Visier, direktes, schnelles und athletischeres Spiel in Kombination mit der guten, alten englischen Leitkultur vs. taktisches Geplänkel und Ballbesitz-Spiel der "Ausländischen" Stars.
Wiederum will ich auch sagen, dass sich viele vor Jahren an der PL orientiert haben, weil bsp. in Deutschland das "Umschaltspiel" viel zu träge war. Da haben sicherlich einige davon profitiert, aber nur ein schnelles Spiel, ist kein Selbstzweck für viele Mannschaften - die Engländer haben da vieles verschlafen. City darf und muss als Begründung auch genommen werden, weil es einem aufzeigen kann, dass man trotz individueller Klasse im Kader einem nichts bringt, wenn das taktische Konzept 10 Jahre alt ist - Fussball kann manchmal sehr simpel sein, nur braucht man auch die Einsicht dazu.
Ein weiterer Tend der für mich zu verzeichnen ist, ist u.a. auf die schwache Defensive zurückzuführen. Natürlich gibt es wie du schon erwähnt hast, viele Faktoren. Zum einen sicherlich das Personal, das man nicht in jedem Mannschaftsteil gleichwertig ersetzen kann - besonders in der Defensive. Manchester United bsp. hat dort immer wieder Verletzungsprobleme, Arsenal London bsp. hat auch nicht mehr den Kader wie noch 2003/2004. Es ist klar, das einige Kader irgendwann überaltern und viele, grosse Spezialisten nicht mehr zwangsläufig nach England wechseln. Dann wiederum arbeiten die Mannschaften vll. nicht mehr so defensiv gut zusammen, wie es früher noch der Fall war. Das kann zum grossen Teil sicherlich an der Taktik liegen (Broken Teams, kein Gegen-/Angriffspressing) oder das im zentralen Mittelfeld schlicht und einfach die Qualität fehlt. Zurzeit sind die besten Mittelfeldspieler nicht in England, sondern eher in Spanien, Deutschland und sogar in Italien zu finden. Und gerade die Grosskaliber sind früher für viele Jahre in die PL gewechselt (sei es ein Viera, Alonso oder Ballack) - City mal ausgenommen.
Die Engländer müssen erkennen, dass sich der Fussball seit 2007/2008 (angetrieben u.a. von Spanien und Barcelona) weiter entwickelt hat - zumindest ausserhalb Englands. Gerade das Spiel ohne Ball zeigt, wie gravierend die Entwicklungen zurzeit sind. Selbst das übermächtige Bayern musste wegen Dortmund im "Taktik-Arsenal" suchen und wildern, um eine weitere Niederlage/Blamage zu verhindern. Und ich denke, wir sind erst am Anfang dieser Entwicklung.
dobro vece,
bei allem Respekt, aber diesen "Rückstand" im taktischen Bereich der PL gegenüber Europa sehe ich nicht.
Deine These ist ziemlich allgemein gehalten. Schauen wir auf die 3 Topteams der PL - United, City und Chelsea
dann trifft man auf 3 verschiedene Fussball-Philosophien. Geht man weiter runter, dann wird die Sache noch
komplizierter. Du nimmst jetzt die PL als Ganzes und vergleichst diese mit den Idealfällen Barca oder
Dortmund. Aber es ist ja nicht so das in Spanien alle so spielen wie Barca oder in Deutschland alle wie
Dortmund.
Dann schreibst du "der hebel sollte umgelegt werden" - wer sollte das machen ? der Verband kann es nicht
sein, er ist ja für die Taktik der Mannschaften nicht zuständig ^^
Also können wir nur die Vereine miteinander vergleichen.
Du siehst jetzt ein "Weiterentwicklung", die die PL angeblich verschlafen hat. Als Beleg nimmst du das frühe
Ausscheiden der englischen Clubs - Chelsea und City und das sogar als eine "englische Schwäche" darstellst.
Dem kann ich nicht folgen - ich denke sogar das du das Spielsystem/Taktik ein wenig überbewertest.
Über Sieg oder Niederlage entscheidet meistens nicht ein (Spiel-)Systemfehler, sonder schlichtweg die individuellen
Fehler der Spieler. Das System ist in der Theorie immer perfekt - jedoch in der Parxis ist das Spiel
1 gegen 1 entscheident - der verlorene oder gewonnen Zweikampf. Ich würd das mal als der Kern
der Sache bezeichnen
) Siehe gestern, das erste Treffer beim City Spiel - Kompany verliert im Mittelfeld
einen Zweikampf und Barry pennt und lässt Rooney laufen...2 Fehler, ein Tor und das hat nichts
mit der taktischen Ausrichtung zu tun, denn die verhindert keine individuellen Fehler.
City spielt alles andere, als einen "altmodischen" Fussball. Die Namen Yaya, Nasri, Siva, Tevez, Aguero stehen
eher für modernen Kombinationsfussball. Wenn man so will ist ihre Spielweise, nach englischen Masstäben,
eher untypisch.
Oder der andere Topverein - ManUnited. Die halten sich mit Sir Alex schon seit Jahrzehnten in der europäsichen
Spitzengruppe. Ich finde sogar die Arbeit von Ferguson bewundernswert. Gerade die Taktische Disziplin, die
er seinen Spielern "hineineinprügelt" ist allerhöchstes Level.
Chelsea ist im Umbruch, alleine einen Drogba zu ersetzen ist fast unmöglich...denen sollte man noch etwas Zeit
geben, bevor man Urteil abgibt.
Kommen wir zum Vergleich : natürlich steht Barca seit einiger Zeit über allem. Aber auch hier kann man sagen,
das hängt bestimmt nicht nur am Spielsystem, sondern an der individuellen Klasse der einzelnen Spieler.
Es ist einfach einen Ausnahme Generation herangewachsen. Iniesta, Puyol, Xavi und Messi. System beiseite,
die gewinnen ihre Zweikämpfe ! und ich behaupte, lass einen Messi für 3 Monate draussen und die werden auf
ein Normalmass schrumpfen - egal welche Taktik die spielen können. Das Tika-Taka ist eine Art des perfekten
Fussballs, aber es lässt sich nicht 1 zu 1 kopieren. Du weisst auch warum, diese Spielweise wird in Barca
schon in den Jugendabteilungen praktiziert und verinnerlicht.
Deine anderen Beispiele : Dortmund / deutsche Nationalmannschaft. Frag dich jetzt, welchen internationalen Titel
haben die bisher gewonnen ? Nich falsch verstehen, möchte den Stil nicht schlecht reden - das ist schon toll, aber
ich denke dieses Lauf-und Sprint intensive Klopp/Löw System können nur die Deutschen spielen.
Genau an diesen Punkt ist deine These in Frage zu stellen. Wie soll man Spielweisen kopieren die man nur schwer,
bzw. gar nicht umsetzen kann.
Wie gesagt ich sehe da keinen Abwärtstrend der PL. Wenn man sich die Historie anschaut dann sieht man auch
die permanente Weiterentwicklung. Die Revolution des englischen Fussballs fand ja praktisch mit der Eröffnung
der PL satt. Der Markt, sozusagen, wurde für internationale Spieler und Trainer geöffnet.
"Ausländeranteil" heute ca 45%. Zudem sind die Kriterien um England eine Spielerlaubnis zu erhalten sehr streng,
d.h. die Qualität der Spieler ist stets sehr hoch. Selbstverständlich wird man sich am Erfolg orientieren und es
ist in England genügend Fachpersonal in den Vereinen vorhanden, die den Fussball weiterentwickeln, so wie bisher...
Pozdrav
Baba