Deutscher Botschafter muss ARDSatire erklären
Das türkische Außenministerium hat scharf auf ein Spaß-
Lied über Erdo#an im deutschen TV reagiert. Der deutsche
Botschafter musste sich rechtfertigen.
Recep Tayyip Erdo#an, Präsident der Türkei
Die türkische Regierung hat den deutschen Botschafter Michael Erdmann in der
vergangenen Woche ins Außenministerium zitiert. Der Diplomat musste sich nach
Informationen von Spiegel Online für einen satirischen Beitrag der NDR-Sendung "extra
3" rechtfertigen. Darin wurde unter anderem ein Lied mit dem Titel "Erdowi, Erdowo,
Erdo#an" über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdo#an gesungen. Die
Sendung wurde am 17. März ausgestrahlt.
In dem Lied heißt es beispielsweise: "Ein Journalist, der irgendwas verfasst, was Erdo#an
nicht passt, ist morgen schon im Knast." Oder: "Er lebt auf großem Fuß, der Protz vom
Bosporus".
Vergangenen Freitag hatte Erdo#an bereits öffentlich einen Wutausbruch wegen des
deutschen Diplomaten bekommen . Erdmann und andere ausländische Diplomaten
waren als Beobachter im Prozess gegen zwei prominente Journalisten in der Türkei
erschienen. "Diplomatie unterliegt einem gewissen Anstand und Umgangsformen. Das ist
nicht euer Land. Das ist die Türkei", hatte Erdo#an in einer im Fernsehen übertragenen
Rede klargestellt. Die Diplomaten könnten im Rahmen ihrer Vertretungen tätig werden,
ansonsten sei eine Erlaubnis nötig.
Am Freitag hatte der umstrittene Prozess gegen die Journalisten Can Dündar und
Erdem Gül begonnen. Dündar ist Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet , Gül ist
Hauptstadtbüroleiter. Ihnen wird unter anderem Spionage und Unterstützung einer
terroristischen Vereinigung vorgeworfen.
Gegen den Prozess hatten der Europarat, internationale Journalistenverbände sowie unter
anderem mehr als hundert Autoren in einem offenen Brief protestiert. Kritiker werfen der
türkischen Regierung ein zunehmend repressives Vorgehen gegen oppositionelle Medien
vor. Auf einer Rangliste zum Stand der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt die
Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Viele Journalisten sind in dem Land inhaftiert.
Türkei: Deutscher Botschafter muss ARD-Satire erklären | ZEIT ONLINE