Das Problem ist ja an sich nicht neu, auch nicht die Diskussion darüber. Nur lange Zeit traute sich niemand, das laut auszusprechen, weil man mit dem rechnen mußte, was man heute wohl einen "Shitstorm" nennt. Und nun hat sich mit einem Gericht erstmals eine bedeutende staatliche Stelle geäußert. Davor war es auch nicht besser, aber es hat eben niemanden interessiert. Die Gewichtung mancher Werte unterliegt eben auch dem Wandel, im Guten, wie im Schlechten.
Du bringst jetzt hier wieder Abtreibungs- und Homosexualitätsthemen mit hinein, die eigentlich nicht direkt zum Thema gehören. Das sind eigene Themen, die man mindestens genauso kontrovers diskutieren könnte.
Was mein eigenes Kind (6 Jahre alt) betrifft, so versuche ich lediglich seinen Wissensdurst nach bestem Wissen und Gewissen zu stillen. Ich habe es nicht nur nicht getauft, obwohl ich selbst durchaus ein religiöser Mensch bin, ich habe es gegen den Willen der Familie vor der Taufe "geschützt". Wenn es sich einmal zu einer Religion bekennen will, dann soll es das aus eigener Überzeugung heraus tun. Und ich wäre ihm nicht böse, wenn es eine andere Religion wählen würde, als die meine. Für politische Fragen ist es wohl noch zu jung, aber wenn es soweit ist, werde ich mit ihm darüber auf Augenhöhe diskutieren und meine Meinung wird eine von vielen sein, die es übernehmen kann oder auch nicht. Und ehrlich gesagt, wenn es nicht kritisch hinterfragen würde und (zumindest vorübergehend) in Opposition zu mir gehen würde, würde ich denken, ich hätte etwas falsch gemacht. Andererseits ist es natürlich meine Aufgabe als Vater und Erziehungsberechtigter, es auf ein Leben in dieser Gesellschaft vorzubereiten und ihm gewisse Grundwerte zu vermitteln, ohne die er Probleme bekommen wird. So zum Beispiel den Respekt vor anderen Menschen, ihrer Gesundheit, ihres Eigentums. Und natürlich muß ich noch ein bißchen zensieren, zu welchen Informationen es Zugang erhält. Ein Video über die Schlacht um Vukovar wäre sicher nicht altersgerecht und würde es nur verstören, aber natürlich habe ich ihm erklärt, warum die Häuser, die es gesehen hat, so kaputt sind.
Es geht in dieser Diskussion aber auch nicht darum, religiösen Eltern eine religiöse Erziehung zu untersagen. Es steht ihnen vollkommen frei, ihrem Kind die eigene Kultur näherzubringen. Wie es auch allen anderen Eltern freisteht, ihr Kind nach ihren eigenen Überzeugungen zu erziehen, ob nun autoritär oder antiautoritär, kommunistisch oder nationalistisch, demokratisch oder royalistisch-diktatorisch oder nach den Regeln einer beliebigen Religionsgemeinschaft. Auch wenn das in einigen Fällen sicher nicht immer die optimalen Resultate hervorbringt. Aber es macht einen Unterschied, ob ich eine Weltanschauung vermittele oder ob ich am Körper irreversible Veränderungen vornehme. Wie fändest Du es, wenn Eltern ihrem Kind einen roten Stern oder ein Hakenkreuz auf die Brust tätowieren würden? Bist Du der Ansicht, daß das Sache der Eltern ist und daß man das eben zu akzeptieren hat?
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