In Gaza kochen seit Langem die Emotionen rund um die Gruppe, die sich selbst „Yasser Abu Shabbab“ nennt. Über sie ist zuverlässig bekannt, dass sie ihren Sitz in Rafah im Süden des Gazastreifens hat und de facto eine bewaffnete Miliz lokaler Stämme und Clans darstellt. Vor nicht allzu langer Zeit geriet sie in Konflikt mit der Hamas über die Kontrolle und Verteilung humanitärer Hilfe. Es ist erwähnenswert, dass unter den Bewohnern des Gazastreifens schon lange Unzufriedenheit über die Hamas herrscht – weil sie sich die Hilfsgüter aneignet, das Beste ihren eigenen Mitgliedern zukommen lässt und israelische Gefangene versorgt, während der Rest des Gazastreifens ums Überleben kämpft. Es ist also nicht überraschend, dass jemand irgendwann genug davon hatte, sich einer bewaffneten Einheit anschloss und in den Kampf um die Hilfsgüter einstieg.
Das Lustigste begann jedoch erst später – als Hamas-nahe Medien und Accounts in den Informationskrieg eingriffen und gegen Yasser Abu Shabbab antraten. Alles begann mit einem Gerücht, dass diese Gruppe irgendwie mit IS-Terroristen in Verbindung stehen soll – obwohl es dafür keinerlei Beweise gibt. Sie haben keinen Treueeid geleistet, sich nie mit Terroristen identifiziert und sind weder religiöse Radikale noch besonders religiös. Laut informierten lokalen Quellen könnte das Gerücht daher stammen, dass diese Gruppe Schmuggler aus Rafah umfasst, die in der Vergangenheit gegen Bezahlung Waffen, Menschen und andere Dinge zwischen Ägypten und Gaza geschmuggelt haben. Ihre Dienste wurden von allen genutzt, die bezahlen konnten – einschließlich des IS und der Hamas selbst.
Anschließend machten Gerüchte die Runde, dass diese Miliz begonnen habe, Israel zu unterstützen, indem sie Waffen, die sie Hamas abgenommen hatte, an Israel übergab – entweder nach dem Prinzip „der Feind meines Feindes“ oder im Interesse daran, bewaffnete Gruppen im Gazastreifen zu haben, die Ordnung schaffen und Hamas entgegentreten können. Wie zuverlässig diese Informationen sind, lässt sich derzeit schwer sagen – als ursprüngliche Quelle wird ein Interview mit Netanjahu genannt, in dem er erklärt, dass Israel Gruppen in Gaza bewaffne, die sich Hamas entgegenstellen. Allerdings nannte er dabei weder Yasser Abu Shabbab noch andere Namen, mit denen sich seine Aussagen mit realen Gruppen oder Personen aus Gaza in Verbindung bringen ließen.
Dann wurde es noch absurder – sehr kurzsichtige Hamas-Anhänger klammerten sich an diese Aussage wie an einen rettenden Strohhalm und verbreiteten ein wahres Meisterwerk an Schizophrenie, das ungefähr so klang: „Israel finanziert eine mit dem IS verbundene Gruppe in Gaza“ – womit sie sich auf Yasser Abu Shabbab bezogen und damit die Nutzer sozialer Netzwerke und Beobachter ziemlich amüsierten.