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Kurdische Terror- und Drogen Clan morden Kurden
Andersdenkende auf der Todesliste
Die an den Rand gedrängte PKK geht auch gegen Ex-Kämpfer vor
Am 6. Juli wurde in Diyarbakir, der kurdischen Metropole der Türkei, mit einem einzigen Schuss von hinten ins Genick der kurdische Politiker Hikmet Fidan getötet. Seitdem ist in kurdischen Kreisen vieles nicht mehr wie zuvor. Denn der Kurde Fidan wurde, davon ist seine Familie überzeugt, von der kurdischen Guerilla PKK ermordet, für die er selbst zehn Jahre seines Lebens im Gefängnis saß. "Die PKK hat meinen Vater getötet", zitierte die türkische Zeitung Milliyet Fidans 23 Jahre alten Sohn Zinnar. Freunde des Toten erzählten dem seriösen Blatt Vatan, dass dieser "am Tag zehn Drohungen bekam", weil er sich von der Linie der Radikalen freischwamm und friedliebenden Kurden als Hoffnungsträger galt.
So offen haben Kurden kaum je darüber gesprochen, dass die PKK -- trotz der Verhaftung ihres Gründers Abdullah Öcalan 1999 -- weiter versucht, die politisch-kurdische Szene in der Türkei zu kontrollieren. Aber die Fidan-Freunde glauben auch, dass dies den Militanten immer weniger gelingt. Der Mord an Fidan, der auch eine Zeit lang Vizechef der legalen Kurden-Partei Dehap war, ist für sie eine Wegmarke. Fidans Ehefrau Siyam sagt, man habe ihren Mann auch zwingen wollen, der neuen Bewegung der prominenten Kurden-Politikerin Leyla Zana beizutreten "oder den Mund zu halten". Zanas Bewegung wurde bislang den Geruch nicht los, sie sei auf Befehl des auf der Insel Imrali im Marmarameer einsitzenden Öcalan gegründet worden. Zana kam zum Kondolieren zu Fidans Frau, aber die konnte "ihr nicht ins Gesicht sehen". Hasan Cemal, Kurden-Kenner der Milliyet, vermisst bis heute eine eindeutige Verurteilung des Mordes durch Zana. Er glaubt, die PKK habe eine "Todesliste Andersdenkender".
"Wir erleben einen dramatischen Prozess", schreibt der Chefredakteur der liberalen Zeitung Radikal, Ismet Berkhan. Er glaubt, "die Demokratisierung" der Türkei "sei die Antwort auf alles". Die EU-Reformen hätten die Stimmung entspannt, damit werde die PKK mit der Zeit marginalisiert. Gerade dies störe die Radikalen. Kurdische Kämpfer haben jüngst ihre Aktivitäten im Südosten deutlich verstärkt. Anschläge in westlichen Touristenzentren, wie am vergangenen Wochenende in Kusadasi mit fünf Toten, werden ebenso militanten Kurden zugeschrieben.
Der Druck auf die PKK aber wächst von innen und außen. In der Türkei geht die kurdische Szene auf Distanz, und in den PKK-Rückzugsgebieten in Iran und im Irak geraten die Kämpfer unter Druck. Beide Länder wollen künftig mit der Türkei bei der Verfolgung der PKK kooperieren. Der türkische Vize-Generalstabschef Ilker Basbug überraschte am Dienstag mit der Ankündigung, die USA hätten den Befehl zur Verhaftung von PKK-Führern im Irak erteilt. Die Türkei fordert schon lange, dass US-Truppen gegen PKK-Lager im Nordirak vorgehen. Der gesamte Plastiksprengstoff für Anschläge auf Züge im Südosten sowie den Minibus in Kusadasi soll aus dem Irak stammen. Basbug drohte, falls der Irak "nicht das Nötige tut", um die PKK zu stoppen, habe die Türkei ein "Recht auf Selbstverteidigung" und "grenzüberschreitende Verfolgung". Christiane Schlötzer
(SZ vom 20.7.2005)
Andersdenkende auf der Todesliste
Die an den Rand gedrängte PKK geht auch gegen Ex-Kämpfer vor
Am 6. Juli wurde in Diyarbakir, der kurdischen Metropole der Türkei, mit einem einzigen Schuss von hinten ins Genick der kurdische Politiker Hikmet Fidan getötet. Seitdem ist in kurdischen Kreisen vieles nicht mehr wie zuvor. Denn der Kurde Fidan wurde, davon ist seine Familie überzeugt, von der kurdischen Guerilla PKK ermordet, für die er selbst zehn Jahre seines Lebens im Gefängnis saß. "Die PKK hat meinen Vater getötet", zitierte die türkische Zeitung Milliyet Fidans 23 Jahre alten Sohn Zinnar. Freunde des Toten erzählten dem seriösen Blatt Vatan, dass dieser "am Tag zehn Drohungen bekam", weil er sich von der Linie der Radikalen freischwamm und friedliebenden Kurden als Hoffnungsträger galt.
So offen haben Kurden kaum je darüber gesprochen, dass die PKK -- trotz der Verhaftung ihres Gründers Abdullah Öcalan 1999 -- weiter versucht, die politisch-kurdische Szene in der Türkei zu kontrollieren. Aber die Fidan-Freunde glauben auch, dass dies den Militanten immer weniger gelingt. Der Mord an Fidan, der auch eine Zeit lang Vizechef der legalen Kurden-Partei Dehap war, ist für sie eine Wegmarke. Fidans Ehefrau Siyam sagt, man habe ihren Mann auch zwingen wollen, der neuen Bewegung der prominenten Kurden-Politikerin Leyla Zana beizutreten "oder den Mund zu halten". Zanas Bewegung wurde bislang den Geruch nicht los, sie sei auf Befehl des auf der Insel Imrali im Marmarameer einsitzenden Öcalan gegründet worden. Zana kam zum Kondolieren zu Fidans Frau, aber die konnte "ihr nicht ins Gesicht sehen". Hasan Cemal, Kurden-Kenner der Milliyet, vermisst bis heute eine eindeutige Verurteilung des Mordes durch Zana. Er glaubt, die PKK habe eine "Todesliste Andersdenkender".
"Wir erleben einen dramatischen Prozess", schreibt der Chefredakteur der liberalen Zeitung Radikal, Ismet Berkhan. Er glaubt, "die Demokratisierung" der Türkei "sei die Antwort auf alles". Die EU-Reformen hätten die Stimmung entspannt, damit werde die PKK mit der Zeit marginalisiert. Gerade dies störe die Radikalen. Kurdische Kämpfer haben jüngst ihre Aktivitäten im Südosten deutlich verstärkt. Anschläge in westlichen Touristenzentren, wie am vergangenen Wochenende in Kusadasi mit fünf Toten, werden ebenso militanten Kurden zugeschrieben.
Der Druck auf die PKK aber wächst von innen und außen. In der Türkei geht die kurdische Szene auf Distanz, und in den PKK-Rückzugsgebieten in Iran und im Irak geraten die Kämpfer unter Druck. Beide Länder wollen künftig mit der Türkei bei der Verfolgung der PKK kooperieren. Der türkische Vize-Generalstabschef Ilker Basbug überraschte am Dienstag mit der Ankündigung, die USA hätten den Befehl zur Verhaftung von PKK-Führern im Irak erteilt. Die Türkei fordert schon lange, dass US-Truppen gegen PKK-Lager im Nordirak vorgehen. Der gesamte Plastiksprengstoff für Anschläge auf Züge im Südosten sowie den Minibus in Kusadasi soll aus dem Irak stammen. Basbug drohte, falls der Irak "nicht das Nötige tut", um die PKK zu stoppen, habe die Türkei ein "Recht auf Selbstverteidigung" und "grenzüberschreitende Verfolgung". Christiane Schlötzer
(SZ vom 20.7.2005)
