Die interessante Entwicklung der serbischen Politik reflektiert sich teilw. bei manchem User hier. Während man noch vor einem Jahr Tadic wegen seinem Handshake mit Thaci bespuckte, fasst man das neuerliche Abkommen mit Pristina positiv auf. OK...mag auch daran liegen das sich der ein oder andere mit der Annahme beruhigen muss, das die serbischen Gebiete im Kosovo zu so etwas wie ´ner RS mutieren und alle in Serbien damit glücklich sind. Wen stören da schon die paar Demonstranten und durchgeknallte Popen mit abstrusen Totenmessen.....
Realistisch betrachtet: Das Abkommen mit Pristina wäre vor einigen Jahren wohl undenkbar gewesen und mit dem erneuten Niederbrennen von Glaubenshäusern quittiert worden. Nun gereicht es zu ein paar Unzufriedenen Kosovo-Serben und den üblichen Resteverwertern bestehend aus Kostunica und der SPC. In wenigen Jahren steht dann irgendwann der völlige Realitätsvollzug an und Serbien wird sich mit einem Staat Kosovo abfinden.
Kommen wir aber nun zum Thema und den Worten Vucics:
"Wir Serben sind die Einzigen, die den Fall der Berliner Mauer verschlafen haben und die überhaupt nicht die politischen und wirtschaftlichen Prozesse in Europa und in der Welt begriffen haben"
Der Fall der Berliner Mauer war die logische Konsequenz einer Kette von Entwicklungen, die von Gorbatschow unter "Glasnost" und "Perestrojka" angestoßen wurden. Mitnichten hat die damalige serbische Führung hier etwas verpasst, sondern sie hat darauf falsch reagiert.
Während in der UdSSR ein Demokratisierungsprozess einsetzte, kassierte Milosevic diesen faktisch mit seiner Machtübernahme wieder ein. Es begann damit der Nationalisierungsprozess....SANU-Memorandum, gezielte Unruheschürung im Kosovo u.s.w.
"Wir haben in der Vergangenheit und in unserem heroischen Widerstand gegen jede Idee gelebt, die aus der Welt (zu uns) kam."
Klar, jede Idee war ja immer gegen die Serben gerichtet. Ganz so als ob die Weltkugel niggs besseres zu tun hatte, als Jugoslawien zu zerschlagen.
"Weil wir immer die Schlausten waren, haben wir es geschafft, alle gegen uns gemeinsam aufzubringen."
Das Paradebeispiel dürften hier alle von Serbien verpassten Chancen sein, Jugoslawien zu bewahren. Bis zu der Carrington-Initative September 1991 gab es bei allen relevanten westlichen Staaten (Deutschland zählte damals nicht dazu) das Bestreben, Jugoslawien reformiert zu erhalten. Milosevic zog es aber vor zu taktieren und hoffte auf vorteilhafte Grenzänderungen, wo schon längst nicht mehr daran (mti friedlichen Mitteln) zu denken war. Am Ende brüskierte er Carrington und machte Jugoslawien Anfang Oktober 1991 mit einem Verfassungsputsch endgültig den Gar aus, Das als kleines Lekkerlie für unsere (serbischen) Freunde der Legalität.....
Gekrönt wurde das ganze schlussendlich mit der Vereinigung von ehem. Freund & Feind über dem serbischen Nachthimmel.
Wir haben uns nur auf unsere
Muskeln und die mythische Rhetorik gestützt in der Erwartung von Geschenken vom Himmel."
Joa...der Kassettenrekorder aufdrehen, in den Himmel halten und hoffen das man mit Mitar Miric und "Ne moze nam niko nista..:" die Nato vom Himmel bekommt hat nicht geklappt, vlt. in einem einzigen Fall.
"Das schreibt einer von den Politikern, die sich genauso verhalten haben und das daher auch gut versteht",
Vucic war zu jener Zeit mit Seselj in einer Partei. Seine paramilitärische Horden sorgten für Massaker in Kroatien und Bosnien, ein Mitglied dieser Horden ist der heutige Staatspräsident Serbiens. Vucic liess zu jener Zeit keine Talkshow aus, um seinen nationalistisch-faschistoiden Hass auf die Kriegsgegner loszulassen.
Konkretes wäre besser gewesen, aber Vucic ist schlau genug sich genügend Reserve offen zu halten um beim nächsten Interview alles zu relativieren. Angesichts der Tatsache, dass der Opfermythos der Serben seit RTS-90-er Jahre ungebrochen anhält, wären solche Worte vor 10 Jahren sicher hilfreicher....
Da aber beschränkte sich der gleiche Vucic lieber darauf, bspw. Natasha Kandic zu diffamieren.....die all das in der gleichen Form so von sich gab.