Ursprünge und Ausbreitung [Bearbeiten]
Das Römische Reich unter
Hadrian (Regierungszeit 117-138 n.Chr.). Der Siedlungsraum der
Venedi lag zu der Zeit zwischen Ostsee und
Karpaten
Die Ausbreitung der slawischen Sprache im 5. bis 10. Jahrhundert
Die Forscher sind noch immer auf der Suche nach dem Ursprungsgebiet der Slawen. Da die slawische Schrift erst im 9. Jahrhundert entwickelt wurde (
Glagolitische Schrift) und die frühen Slawen abseits der lese- und schreibkundigen Zivilisation lebten, sind schriftliche Aufzeichnungen über sie rar.
Plinius der Ältere,
Tacitus und
Ptolemäus von
Alexandria erwähnen ab dem 1. Jahrhundert in unterschiedlicher Schreibweise ein Volk der
Venedi,
Venethi,
Venadi oder
Ouenedai, das östlich der
Weichsel beziehungsweise an der
Danziger Bucht siedelte. Somit wird es – schon geografisch – auch eindeutig von den Venetern des Alpenraumes unterschieden. Sie unterscheiden dieses Volk auch explizit von den in den Jahrhunderten um die Zeitenwende dort neu eingewanderten germanischen Vandalen. Erst später kam es zur Vermengung beider Bezeichnungen, die bei
Jordanes im 6. Jahrhundert greifbar ist.
[3] Jordanes erwähnt in seinem Geschichtswerk
Getica (6. Jahrhundert) drei Stämme desselben Ursprungs:
Venethi (
Veneter/
Wenden),
Antes (
Anten) und
Sclaveni (Slawen).
[4] Laut ihm siedelten die Wenden ursprünglich an der Weichsel, die Slawen zwischen Weichsel und
Donau und die Anten zwischen
Dnister und
Don. Eine ethnische Kontinuität von Venedi und Wenden wird angezweifelt.
[5] Die Vorbehalte stützen sich auf das späte Auftreten zweifelsfrei den Slawen zuzuordnender Keramik. Diese so genannte
frühslawische Keramik zeichnet sich jedoch im Wesentlichen durch ihre Einfachheit und Unscheinbarkeit aus. Zwischen den älteren Kulturen derselben Region und der frühslawischen Keramik liegen die Hinterlassenschaften des
Gotensturms, und die
Getica des
Jordanes berichtet von der Unterwerfung der verschiedenen Völker durch die Goten.
Der Name Slawen (
Sklavenoi) taucht in
oströmischen Quellen zum wohl ersten Mal bei
Pseudo-Kaisarios im 6. Jahrhundert auf. Unter Kaiser
Justinian I. (527–565) gerieten Slawen und Anten dann erstmals in das Blickfeld oströmischer Chronisten wie
Prokopios von Caesarea, Jordanes,
Agathias,
Menander Protektor und
Theophylaktos Simokates. Sie berichten von zahlreichen Sklavinen (Slawen) und Anten, die aus den
Karpaten, der unteren Donau und vom
Schwarzen Meer kommend in die Donauprovinzen des Oströmischen Reiches einfielen. Prokopios schrieb, dass Anten und Slawen in fast allen Dingen gleich gewesen seien, gleiche Bräuche gehabt und dieselbe Sprache gesprochen hätten. In der modernen Forschung ist aber umstritten, ob die Anten slawischer Herkunft waren; andere Hypothesen gehen unter anderem von iranischer Herkunft aus.
[6] Das
Strategikon des Maurikios stellt Slawen als fähige Schwimmer und Taucher dar, die in Sümpfen und im Gebirge zu Fuß als
Guerilla kämpften und Bogenschützen und Speerwerfer stellten.
Manche Quellen zeugen von geringer Sachkenntnis. So behauptet eine arabische Quelle, die Slawen hätten keine Landwirtschaft gekannt. Im 10. Jahrhundert schrieb
Al-Mas'udi, das Reich der
Bulgaren reiche bis in den Bereich der Mitternachtssonne, und das größte slawische Volk seien die Deutschen. Im selben Jahrhundert beschrieb dagegen
Ibrahim ibn Jaqub westslawische Gebiete detaillierter als viele mitteleuropäische Autoren derselben Zeit.