Auslandsmarkt
Serbische Börse stagniert
Von Jürgen Büttner
31. Oktober 2007
Der Aktienmarkt in Belgrad präsentiert sich in diesem Jahr mit zwei Gesichtern. In den ersten vier Monaten waren die Kurse praktisch
nicht zu stoppen und der Belex-15-Index verdoppelte sich fast bis Anfang Mai. Bis Ende Mai konnten diese Höchststände auch noch verteidigt werden, doch schon da gelang es nicht mehr, neue Rekorde zu markieren.
In den vergangenen Monaten haben die Notierungen sogar noch kräftiger an Boden verloren und gemessen am Jahreshoch hat der aktuell bei 2.643 Punkten g
ehandelte Belex-15-Index fast 21 Prozent an Wert verloren. Damit steht für das Gesamtjahr zwar noch immer ein Plus von 56 Prozent zu Buche, doch im regionalen Börsenvergleich ist das eher ein kleiner Anstieg.
Kosovo und hohe Bewertung belasten
Zu kämpfen hat die serbische Börse vor allem mit zwei Problemen. Das medienträchtigste davon ist die ungelöste Frage nach dem künftigen Status der südserbischen Provinz Kosovo. Im Streit um deren Unabhängigkeit ist bisher keine Annäherung in Sicht und speziell ausländische Investoren dürften sich wegen der Sorge um den Ausgang derzeit mit Engagements zurückhalten. „Wir rechnen mit keiner gewaltsamen Lösung des Kosovo-Problems. Vielmehr hoffen wir auf einen positiven Ausgang“, erklärt zwar Milivoje Knezevi, Analyst beim größten serbischen Handelshaus M&V Investments. Auch andere lokale Marktteilnehmer glauben an eine friedliche Lösung, eine Belastung bleibt das Thema bis zu einer Einigung aber allemal.
Ebenfalls eine Bürde stellt die hohe Bewertung dar. Analysten der österreichischen Erste Bank rechnen vor, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der im Belex-15-Index vertretenen Werte betrage beim Rekordhoch 48,7 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis 5,7. Das sind hohe Bewertungskennziffern und dieser Nachteil kann nur teilweise über das stramme Wachstum der Unternehmensgewinne sowie das dynamische Wirtschaftswachstum wettgemacht werden.
Hohes Wachstum, aber auch hohe Inflation und hohes Defizit
Im zweiten Quartal blieb der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts zwar hinter der im ersten Quartal verbuchten Zuwachsrate von 8,4 Prozent zurück. Aber mit 7,7 Prozent war das Wachstum immer noch dynamisch. Mittelfristig gehen Volkswirte von ähnlich hohen Wachstumsraten aus. Ebenfalls positiv nehmen Anleger die von der Regierung unternommenen Reformanstrengungen sowie das offensive Werben um ausländisches Kapital zur Kenntnis. Zudem wird derzeit darüber diskutiert, demnächst die Kapitalgewinnsteuer abzuschaffen.
Diese Pluspunkte dürfen aber nicht kaschieren, dass Serbien noch Hausaufgaben zu erledigen hat. Mit einem Anstieg von zuletzt 8,9 Prozent ist die Inflation nach wie vor eine Herausforderung. Zumal die stark steigenden Löhne gegen eine baldige Entspannung sprechen. Hinzu kommen ein hohes Außenhandelsdefizit sowie die nur schleppend laufende Privatisierung einiger großer Staatsbetriebe. Keinen endgültigen Durchbruch gab es auch bei der Unterzeichnung des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens mit der EU: Die technischen Verhandlungen dazu sind zwar abgeschlossen worden, aber in Brüssel ist man nach wie vor unzufrieden, wie das Land mit dem Internationalen Strafgerichtshof bei der Suche nach Kriegsverbrechern kooperiert.
Für institutionelle Investoren wenig interessant
Trotz der Kursverluste der vergangenen Monate bewegt sich die Marktkapitalisierung mit 17 Milliarden Euro auf einem etwa doppelt so hohen Niveau wie 2006. Neben den seit Jahresbeginn eingefahrenen Kursgewinnen ist das auf eine neue Vorschrift zurückzuführen, wonach alle Aktiengesellschaften gelistet sein müssen. Dadurch ist die Zahl der börsennotierten Aktien seit Ende 2006 von 1.100 auf 1.700 Unternehmen gestiegen und es dürften bald noch einige hundert mehr werden. Mit dem Reifenhersteller Tigar, dem Baukonzern Energoprojekt Holding und dem Sojabohnenverarbeiter Sojaprotein werden dennoch erst drei Aktien im A-Segment der Börse notiert, in dem Quartalsberichte veröffentlicht werden müssen.
Die meisten Aktien sind zu illiquide und zu klein, um für institutionelle Anleger interessant zu sein. So weist aktuell nur die Komercijalna Banka mit 1,245 Milliarden Euro einen Börsenwert von mehr als einer Milliarde Euro auf.
Text: F.A.Z., 30.10.2007, Nr. 252 / Seite 21
Bildmaterial: BloombergVon Jürgen Büttner
es würde allen menschen helfen denke ich wenn der status endlich geklärt werden würde.