Krim: Demonstranten besetzen ukrainischen Marinestab – Soldaten fliehen
Ukrainische Soldaten verlassen am Mittwoch massenhaft den Hauptstab der ukrainischen Kriegsmarine auf der Krim, nachdem das Gebäude von Demonstranten und der Bürgerwehr besetzt worden ist.
Wie ein Korrespondent der RIA Novosti aus Sewastopol berichtet, haben bewaffnete Stadteinwohner einen „Sicherheitskorridor“ für die ukrainischen Armeeangehörigen organisiert. Alles verläuft weitgehend ruhig, obwohl es einige verbale Streitigkeiten gab.
Die Demonstranten und die Bürgerwehr hatten am Mittwochmorgen die Sperren um den Stab der ukrainischen Marine durchbrochen und die Barrikaden auseinandergenommen, die die ukrainischen Armeeangehörigen aufgebaut hatten. Die ukrainischen Flaggen am Gebäude wurden durch russische ersetzt.
Daraufhin traf der Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte, Alexander Witko, vor Ort ein, um mit dem ukrainischen Marinechef, Sergej Gaiduk, zu sprechen, konnte den ukrainischen Admiral jedoch nicht finden.
Die Situation auf der Krim war eskaliert, nachdem das ukrainische Parlament (Oberste Rada) am 22. Februar die Verfassung geändert, Staatspräsident Viktor Janukowitsch für abgesetzt erklärt und den Oppositionspolitiker Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten ernannt hatte. Janukowitsch flüchtete nach Russland und wies die Entscheidung als Staatsstreich zurück.
Oppositionsparteien, darunter auch die nationalistische Swoboda-Partei, bildeten eine neue Regierung. Russisch geprägte Gebiete im Osten und Süden der Ukraine haben den Machtwechsel in Kiew nicht anerkannt und stellten Bürgerwehren auf.
Auf der Krim haben mehr als 96,7 Prozent der Teilnehmer eines
Referendums am Sonntag nach amtlichen Angaben für eine Abspaltung von der Ukraine und einen Beitritt zur Russischen Föderation gestimmt. Zwei Tage später haben Russland und die ukrainische Halbinsel einen
Vertrag über die Eingliederung der Krim und der Stadt Sewastopol in die Russische Föderation unterschrieben.
Die Krim war in der Regierungszeit von Nikita Chruschtschow 1954 symbolisch von Russland an die Ukraine "geschenkt" worden. Die vor mehr als 220 Jahren als russischer Marinestützpunkt gegründete Stadt Sewastopol war zu Sowjetzeiten Heimathafen der sowjetischen Schwarzmeerflotte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Flotte zwischen Russland und der Ukraine aufgeteilt. Seitdem muss Russland die Basis mieten.
Krim: Demonstranten besetzen ukrainischen Marinestab