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So ein herrliches Land

Snežana

Flintenweib
Antisemitismus in Malmö

So ein herrliches Land


In gewissen Quartieren Malmös (im Bild Stadiongatan) kann man leben, ohne mit der Mehrheitsgesellschaft in Berührung zu treten. (Bild: Gianluca Cecere / laif)

Auf der Flucht vor Pogromen in Russland hatten Juden einst in Schweden eine sichere Heimstatt gefunden. Nun könnte es damit vorbei sein. Unter dem Druck der muslimischen Einwanderung sehen sie sich einem zunehmend gewaltsamen Antisemitismus ausgesetzt. Am schlimmsten ist die Lage in der Hafenstadt Malmö.


Von Aldo Keel

Malmö ist seit Jahren für Juden ein gefährliches Pflaster. Vor drei Jahren riet das Simon Wiesenthal Center Juden von Reisen nach Malmö ab. Bei einem Sprengstoffanschlag, der in der Nacht kürzlich auf das jüdische Gemeindezentrum von unbekannter Täterschaft verübt wurde, kamen keine Menschen zu Schaden. Zwar besitzt die jüdische Gemeinde das Recht, den Eingang des Gemeindehauses von Kameras überwachen zu lassen. Ihr Gesuch, die Kameraüberwachung auch auf das Trottoir auszudehnen, wurde von den Behörden der Provinz Schonen aber schon zweimal abgewiesen, wie die Vorsitzende des Jüdischen Zentralrates Posner-Körösi vor der Presse erklärte.
Malmö zählt 300 000 Einwohner, unter ihnen 600 Juden und 70 000 Muslime. Rund 22 000 Muslime wohnen unter misslichen Verhältnissen in den Betonblöcken des Rosengård-Viertels. Dieses Quartier wurde in den sechziger Jahren im Zuge eines Regierungsprogramms hochgezogen, als es galt, in kurzer Zeit eine Million neuer Wohnungen zu bauen. Die Hälfte der Bewohner ist jünger als achtzehn Jahre. In Rosengård kann man leben, ohne mit der schwedischen Gesellschaft in Berührung zu treten, vom Sozialbüro einmal abgesehen. In Herrgården, einer Siedlung des Viertels, die zwischen 5000 und 8000 Menschen beherbergt, gehen lediglich 15 Prozent der Bewohner einer Arbeit nach. «Die Religion regelt ihr ganzes Leben», schreibt der Soziologe Aje Carlbom, der drei Jahre in Rosengård lebte. Nach Fabrikschliessungen drängten schlecht ausgebildete Muslime auf den Arbeitsmarkt. Die Religion vermittelt ihnen Stolz und Würde.

Wer beim FC Hakoah spielt


Rosengårds berühmtester Sohn ist der Fussballstar Zlatan Ibrahimovic, dessen Buch «Ich bin Zlatan» wochenlang die Bestsellerlisten anführte. Jetzt wohnt er in Paris fast Tür an Tür mit Ex-Präsident Sarkozy. Dem FC Rosengård schenkte er ein neues Stadion, während Malmös jüdischer Fussballklub in der 6. Liga Südwest um sein Überleben kämpft. In diesen Tagen feiert der FC Hakoah dennoch den 80. Jahrestag seiner Gründung. Kein einziger Jude spiele noch im Team, erzählt der jüdische Präsident der Zeitung «Expressen». Mittlerweile stürmten sogar Katholiken und Muslime mit dem Davidstern auf der Brust. Das Publikum decke aber, je nach Gegner, die Mannschaft nach wie vor mit antijüdischen Schmährufen und Sprechchören ein. Als der Präsident von einem Anhänger des FC Kosovo mit einem Faustschlag niedergestreckt wurde, brach der Schiedsrichter das Spiel ab.
Vor einiger Zeit untersuchte die Zeitung «Skånska Dagbladet» in einer Reihe von Artikeln den grassierenden Antisemitismus in der Stadt. Während des Gaza-Krieges im Winter 2008/2009 entlud sich die aggressive Stimmung in gewaltsamen Ausschreitungen. Als auch Malmös Juden auf die Strasse gingen, wurden sie mit Brandkörpern beschossen. Auf die Kapelle des jüdischen Friedhofs wurde ein Brandanschlag verübt. Ein Künstler stellte Büchsen mit der Aufschrift «Zyklon B Giftgas» vor das jüdische Gemeindehaus. «Stellen Sie sich vor, dass ein so herrliches Land wie Schweden meiner Familie kein Sicherheitsgefühl geben kann», klagte damals ein Vater in der Zeitung. Seine Vorfahren seien im 19. Jahrhundert vor Pogromen aus Russland geflohen. Jetzt werde sein Sohn in Malmö auf dem Weg zur Synagoge als «Judensau» beschimpft. Kürzlich erzählte ein jüdischer Lehrer «Expressen», seine Achtklässler hätten dieses Schmähwort im Chor skandiert, als in einer Lektion Probleme entstanden. Ein Viertklässler sei im Flur auf ihn zugetreten und habe gefragt: «Bist du der Jude?» Und dann: «Wir werden alle Juden töten.» Es gebe aber auch muslimische Kinder, die ihre Kameraden nach solchen Episoden zurechtwiesen.

Warnendes Beispiel


Um Präsenz zu markieren, veranstalten Malmös Juden seit Mai samstags nach dem Gottesdienst Kippa-Promenaden. Im August schlossen sich 400 Einwohner dem Marsch an, um zu zeigen, «dass man die Kippa auf dem Kopf und nicht im Rucksack tragen soll», wie die Ministerin im Ministerpräsidentenamt Birgitta Ohlsson erklärte, die ebenfalls am Spaziergang teilnahm. Immer wieder werden Malmös Juden für Israels Politik verantwortlich gemacht. Der sozialdemokratische Bürgermeister Ilmar Reepalu heizt die Stimmung an, etwa wenn er die jüdische Gemeinde am Holocaust-Gedenktag auffordert, sich von israelischen Übergriffen in Gaza zu distanzieren, oder wenn er in einem Interview sagt, in Malmö akzeptiere man weder Antisemitismus noch Zionismus.
Politiker wollen gewählt werden, und in Rosengård erobern die Sozialdemokraten achtzig und mehr Prozent der Stimmen. Sogar die Obama-Administration wurde auf diese Zustände aufmerksam und entsandte vor einigen Monaten ihre Antisemitismus-Beauftragte in die Stadt. Sie kritisierte Reepalus Sprache als «antisemitisch». Petra Kahn jedoch, die Generalsekretärin des Jüdischen Jugendverbandes, erklärte nach dem jüngsten Attentat gegenüber «Svenska Dagbladet»: «Ich sehe Malmö als warnendes Beispiel. Aufgrund der Geschichte meines Volkes weiss ich aber, dass wir nirgends sicher sind.»
 
In Malmö ist der Migrantenanteil mit Abstand am größten.
Schande für Schweden.
Intoleranz sollte aufgrund von vermeintlich multikultereller Toleranz nicht toleriert werden, das ist paradox.
Aber Juden haben es in Europa allgemein nicht leicht.
Öffentliches Bekenntnis, Kippa, Israelfahne auf dem Balkon wird von zu vielen, nein damit meine ich nicht nur Migranten aus dem Orient, als Provokation angesehen.
Und das 67 Jahre nach dem Holocaust, schande für Europa.
 
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