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Streit um Südtirol-Autonomie

27. Juni 2007

Südtiroler Landtag streitet über Denkmal für Anschlagsopfer

Antrag der Alleanza Nazionale nach Sitzungsunterbrechung abgelehnt

Bozen - Die jüngste Südtiroler Zeitgeschichte hat am Mittwoch im Landtag neuerlich für emotionale Debatten gesorgt. Ein Antrag der Alleanza Nazionale (AN), ein Denkmal für die Opfer der Südtirol-Attentate in den 60-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu errichten, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Zuvor musste nach hitzigen Redebeiträgen die Sitzung kurzfristig unterbrochen werden. 33 Opfer von Anschlägen zählt der Beschlussantrag der AN nach Angaben des Landtages auf. An diese sollten auch die jüngeren Mitbürger erinnert werden, verlangte AN-LAbg. Alessandro Urzì. LAbg. Eva Klotz von der neu gegründeten "Südtiroler Freiheit" zweifelte an "der intellektuellen Redlichkeit" des Einbringers, wenn er "gewisse Namen" in die Opferliste aufnehme. Die "Südtiroler Freiheitskämpfer" seien darauf bedacht gewesen seien, Menschenleben zu schonen.
Es sei Aufgabe einer Gesellschaft, ein Gedächtnis zu pflegen, meinte der Grüne LAbg. Hans Heiss. Ein Denkmal sei in diesem Fall nicht angebracht. In jener Zeit seien auch "dunkle Kräfte im Spiel gewesen", auch die Aktivisten hätten ein gewisses Maß an Verantwortung. Es gebe auch eine Verantwortung des Staates.
Wenn es dem Antrag wirklich darum gehe, jede Gewalt abzulehnen, dann könnte man zustimmen, erklärte der freiheitliche LAbg. Pius Leitner. Wenn man den Hintergrund und den Einbringer kenne, bekomme man Zweifel. Am Dienstag hätten die beiden Staatspräsidenten Österreichs und Italiens in Wien Südtirol als das verbindende Element zwischen den beiden Staaten bezeichnet, aber so weit sei es noch nicht, meinte Leitner.
"Grundsätzlich sind wir immer gegen Gewalt", betonte Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP). In diesem Fall sei aber der Antrag eine Provokation, der die Helden einseitig benennen wollte. Die Aktivisten wollten nichts anderes als eine ordnungsgemäße Interpretation des Pariser Abkommens unterstützen. "Ich bedaure jeden Toten, der durch Gewalt umgekommen ist, aber seien Sie nicht auf einem Auge blind. Wir alle wissen, was in den Kerkern geschehen ist, verneigen Sie sich vor diesen", sagte Durnwalder. Die Toten sollten in den Friedhöfen geehrt werden; man sollte nicht solche falschen Denkmäler errichten, Südtirol sei mit Siegesdenkmal und Beinhäusern schon bedient.
Urzì bezeichnete die Äußerungen Durnwalders als "scheinheilig und vulgär". Es sei eine Unerhörtheit, von "Opfern des Staatsterrorismus" zu sprechen, meinte er nach der Sitzungsunterbrechung.
Der Antrag wurde bei einer Enthaltung und drei Pro-Stimmen abgelehnt. (APA)

Quelle: Der Standard
 
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