Montag, 31. Oktober 2011
Krieg gegen Syrien: Ein Glücksspiel für die USA
Auf der englischsprachigen Website der chinesischen Zeitung People's Daily werden die USA und die NATO vor einem Krieg gegen Syrien gewarnt.
China.org.cn
Herausgegeben und übersetzt von People's Daily Online, 27.10.11
Das US-Außenministerium hat kürzlich den US-Botschafter Robert Ford wegen ernsthafter Besorgnis um dessen persönliche Sicherheit aus Syrien zurückgerufen.
Die jüngste Zuspitzung der Situation scheint darauf hinzudeuten, dass Syrien nach Libyen das nächste Opfer werden soll. Seit der Ermordung Gaddafis haben sich die Gegensätze zwischen den USA und Syrien verschärft. Beide Staaten haben ihre Botschafter abberufen. Nach der Abreise des US-Botschafters aus Syrien sind auch die Anschuldigungen der USA gegen Syrien eskaliert. Der republikanische US-Senator John McCain erklärte, die USA widmeten Syrien größte Aufmerksamkeit, und zu den US-Optionen gehöre auch eine Militärintervention.
Weil sich die Situation Syriens – auch durch die Sanktionen und Einschüchterungsversuche der USA, Großbritanniens, Frankreichs und anderer Staaten und durch die Aktivitäten syrischer Rebellen – immer mehr verschlechtert, sieht es so aus, als könnte auch Baschar al-Assad das Schicksal Gaddafis erleiden.
Syrien hat zwar nicht die Bodenschätze Libyens, ist aber wegen seiner geostrategischen Lage wichtig. Wenn der Westen einen Krieg mit Syrien anfängt, wird er vermutlich einen Preis bezahlen müssen, der viel höher als der Preis wäre, den er im Krieg gegen Libyen bezahlt hat. Ein Krieg gegen Syrien würde wahrscheinlich einen Flächenbrand entfachen und den ganzen Mittleren Osten ins Chaos stürzen. Deshalb ließe sich der Westen auf ein Glücksspiel ein, wenn er einen Krieg gegen Syrien anzettelt, von dem nicht sicher ist, ob er ihn auch gewinnen kann.
Einige Nachrichtenagenturen und Experten schätzen die zu erwartenden Verluste viel höher als die in dem Krieg gegen Libyen erzielten Gewinne ein. Die schändliche Behandlung und der Tod des lange Zeit mächtigen Führers Muammar Gaddafi haben anderen Staatsmännern die Augen geöffnet. Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat vermutlich aus dem Leiden und der Behandlung Gaddafis vor und nach dessen Tod die entsprechenden Lehren gezogen. Das schlimme Ende Gaddafis wird Assad nur entschlossener gemacht haben.
Der Krieg in Libyen hat mindestens 30.000 Tote gefordert. Falls es zum Krieg gegen Syrien kommen sollte, wird Assad, dem die Folgen einer Niederlage durch Gaddafis Ermordung drastisch vor Augen geführt wurden, alle Mittel zur Bekämpfung der Opposition einsetzen. Deshalb ist in einem Krieg in Syrien mit einer noch viel höheren Zahl von Toten und Verwundeten zu rechnen.
Syriens Armee ist stärker als die Libyens, vermutlich sogar die stärkste Armee der arabischen Welt. Wenn sich Assad dazu entschließen sollte, bis zu seinem Ende zu kämpfen, wird der Krieg gegen Syrien viel grausamer als der Krieg gegen Libyen werden, viel mehr Opfer fordern und länger dauern.
Assad könnte in seiner Verzweiflung sogar einen Angriff auf Israel starten. Die in Jerusalem erscheinende Jerusalem Post hat im Juli berichtet, der israelische Geheimdienst habe ungewöhnliche Truppenbewegungen in den syrischen Grenzgebieten festgestellt und rechne damit, dass Syrien einen Angriff mit ballistischen Raketen auf Israel vorbereite. Syrien könne mit einem Überfall auf Israel von seinen innen- und außenpolitischen Problemen abzulenken versuchen.
Wenn westliche Mächte einen Krieg gegen Syrien entfachen, könnte Assad seine Raketen auf Israel abschießen und den ganzen Mittleren Osten in ein totales Chaos stürzen. Erst kürzlich hat Assad bei einem Treffen mit dem türkischen Außenminister damit gedroht, dass er Israel mit Raketen überschütten werde, wenn die NATO oder die USA Syrien angreifen sollten.
Wenn es zum Krieg gegen Syrien kommt, wird die Situation im Mittleren Osten und in Nordafrika nur mit den Worten Blutvergießen, Gewalt und Chaos zu beschreiben sein. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen käme die Westmächte ein Krieg gegen Syrien teuer zu stehen; deshalb wäre es äußerst unklug und ein riskantes Glücksspiel, einen solchen Krieg vom Zaun zu brechen.
Gegenmeinung: Krieg gegen Syrien: Ein Glücksspiel für die USA