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[h=1]20 Minuten - «Die Theorien des Bischofs sind ohne jede Grundlage» - News[/h]Frau Hafner, das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Christen in der Schweiz zeichnet das Bild eines islamisierten Europas, in dem die Muslime die Macht übernehmen. Was denken Sie als Muslimin darüber?
Aus seinen Worten spricht eine tiefe Verzweiflung über die momentane Situation der arabischen Christen, doch dies rechtfertigt solche Äusserungen nicht. Von einem Mann in seiner Position würde ich im Moment erwarten, dass er mit mehr Bedacht und Weisheit vorgeht. Ich glaube, es ist nicht angebracht, mit solchen Äusserungen noch mehr Öl ins Feuer zu giessen, wir haben angesichts des Terrors und der Angst davor bereits eine angespannte Situation. Was er nun sagt, wirkt als Brandbeschleuniger.
[COLOR=rgba(0, 0, 0, 0.65098)][h=5]Umfrage[/h]Glauben Sie den Theorien des Bischofs?
[/COLOR]
Bischof Isa Gürbüz sagt, seit dem 7. Jahrhundert sei der Genozid an den arabischen Christen die Agenda des Islam. Trifft dies zu?
Es ist eine einseitige Betrachtung, hier einen Genozid quasi seit Entstehung des Islam zu sehen. Denn viele der kleinen altarabischen christlichen Gemeinden im Nahen Osten haben ja bis heute Bestand, und standen auch in der langen Epoche der islamischen Hochkultur unter Schutz. Seine Aussagen sprechen von grosser Verzweiflung angesichts der Lage in Syrien und im Irak. Man muss auch betonen, dass Bischof Gürbüz mit seinen Aussagen isoliert dasteht, andere arabische-christliche Vertreter, zum Beispiel im Nordirak, sagen klar, dass der momentane IS-Terror im Widerspruch zu dem jahrhundertelangen friedlichen Zusammenleben mit den Muslimen steht.
Für Gürbüz können muslimische Flüchtlinge und Europäer nicht friedlich zusammenleben, zu gross sei die Gefahr durch Extremisten. Hat er recht?
In allen Bevölkerungsgruppen gibt es Radikale, ob jetzt politisch oder religiös geprägt. Hier auf «gemässigte Europäer» und «radikale Muslime» zu verallgemeinern ist problematisch und falsch. Die allermeisten Flüchtlinge fliehen vor Krieg, Verfolgung und Perspektivlosigkeit in Ihren Heimatländern.
In vielen islamischen Ländern herrschen keine Demokratie oder Menschenrechte. Gehen Islam und Demokratie nicht zusammen?
Es stimmt, dass viele muslimische Länder im Nahen Osten autokratisch sind. Man muss aber auch sagen: Genau diese Regimes werdem oft vom demokratischen Westen gestützt. Im Koran selbst weist nichts darauf hin, dass sich die Menschen nicht selber regieren sollten, die Führer einer Gemeinschaft sollen sich beraten - ob die das Volk mit einbeziehen sollen oder nicht, steht nirgends.
Müsste sich der Islam denn nicht reformieren?
Nicht der Islam muss sich reformieren, sondern die muslimischen Gesellschaften. Die Zivilbevölkerung hat genug von Gewalt, Korruption und Repression. Sie will Entwicklung, Friede, Arbeit, Freiheit. Das sehen die selbsternannten Herrscher ungern. Der arabische Frühling war ein Versuch, sich bemerkbar zu machen, in Tunesien mit mehr Erfolg als in anderen Ländern. Wir dürfen nicht vergessen: Auch in Europa war der Weg zur Demokratie ein langer und blutiger.
In welchen muslimischen Ländern funktioniert denn die Demokratie?
In Indonesien beispielsweise, das immerhin die weltweit grösste muslimische Bevölkerung hat, teilweise auch in Malaysia. Zwar werden dort auch nicht alle Menschenrechte eingehalten, aber sie sind relativ fortschrittlich.
Warum nehmen die Golfstaaten denn keine Flüchtlinge auf? Laut Gürbüz ist es ihre Aganda, Europa zum Islam zu konvertieren.
Der einzige Grund ist, dass die Herrscher dort Angst vor einer Destabilisierung der Gesellschaft haben, dass durch Aufnahme von Flüchtlingen Mehr- und Minderheiten durcheinanderkommen könnten, und dies an ihrem Thron rütteln könnte. An eine Islamisierungsagenda für Europa wie dies Bischof Gurbüz vermutet, glaube ich definitiv nicht.
Der Bischof befürchtet, dass durch eine hohe Geburtenrate Europa zu Eurabia wird, und dass 2030 jede zweite Frau ein Kopftuch trägt. Stimmt seine Prognose?
Diese Theorie ist bar jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Das PEW Resarch Center hat die muslimische Einwanderung und Bevölkerungsentwicklung untersucht, und geht davon aus, dass die muslimische Population in Europa zwar zunimmt, 2030 aber lediglich bei 8 Prozent liegen wird. Selbst in Frankreich und Belgien rechnen die Forscher nur mit leicht über 10 Prozent Muslim-Anteil. Folgt man dem Trend, werden ganze 3% aller Muslime weltweit dann in Europa leben.
Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq und der deutsche Volkswirt und Autor Thilo Sarrazin haben ein ähnliches Bild von einem islamisierten Europa gezeichnet. Verstehen Sie diese Angst?
Ich kann sie nachvollziehen, weil den Leuten ständig mit falschen Zahlen Angst gemacht wird, und diese problematischen Bilder immer wieder gezeichnet werden, die einfach nicht stimmen. Insofern sind sie auch mehr Ursache als Symptom der Angst vor dem Islam.
Sind nicht auch die Terroranschläge von Paris und Brüssel an dieser Angst schuld?
Angst und Ablehnung gegenüber den Muslimen war ein Phänomen, das lange vor den Anschlägen bekannt war. Die Anschläge bestätigen aber jene, die bei den Muslimen schon immer ein Gefahrenpotential sahen.
Wie kann den die Integration der muslimischen Flüchtlinge in Europa gelingen?
Die Integration der Flüchtlinge ist in der Tat eine gewaltige Aufgabe. Erst einmal brauchen wir Frieden in Syrien, im Irak, und in der ganzen Region. Ein wichtiger Faktor in Europa sind Arbeitsmarktzugang und Bildungsmöglichkeiten, denn die vielfach jungen Menschen die hier ankommen brauchen eine Perspektive.
Quelle= 20 Minuten - «Die Theorien des Bischofs sind ohne jede Grundlage» - News
Aus seinen Worten spricht eine tiefe Verzweiflung über die momentane Situation der arabischen Christen, doch dies rechtfertigt solche Äusserungen nicht. Von einem Mann in seiner Position würde ich im Moment erwarten, dass er mit mehr Bedacht und Weisheit vorgeht. Ich glaube, es ist nicht angebracht, mit solchen Äusserungen noch mehr Öl ins Feuer zu giessen, wir haben angesichts des Terrors und der Angst davor bereits eine angespannte Situation. Was er nun sagt, wirkt als Brandbeschleuniger.
[COLOR=rgba(0, 0, 0, 0.65098)][h=5]Umfrage[/h]Glauben Sie den Theorien des Bischofs?
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Bischof Isa Gürbüz sagt, seit dem 7. Jahrhundert sei der Genozid an den arabischen Christen die Agenda des Islam. Trifft dies zu?
Es ist eine einseitige Betrachtung, hier einen Genozid quasi seit Entstehung des Islam zu sehen. Denn viele der kleinen altarabischen christlichen Gemeinden im Nahen Osten haben ja bis heute Bestand, und standen auch in der langen Epoche der islamischen Hochkultur unter Schutz. Seine Aussagen sprechen von grosser Verzweiflung angesichts der Lage in Syrien und im Irak. Man muss auch betonen, dass Bischof Gürbüz mit seinen Aussagen isoliert dasteht, andere arabische-christliche Vertreter, zum Beispiel im Nordirak, sagen klar, dass der momentane IS-Terror im Widerspruch zu dem jahrhundertelangen friedlichen Zusammenleben mit den Muslimen steht.
Für Gürbüz können muslimische Flüchtlinge und Europäer nicht friedlich zusammenleben, zu gross sei die Gefahr durch Extremisten. Hat er recht?
In allen Bevölkerungsgruppen gibt es Radikale, ob jetzt politisch oder religiös geprägt. Hier auf «gemässigte Europäer» und «radikale Muslime» zu verallgemeinern ist problematisch und falsch. Die allermeisten Flüchtlinge fliehen vor Krieg, Verfolgung und Perspektivlosigkeit in Ihren Heimatländern.
In vielen islamischen Ländern herrschen keine Demokratie oder Menschenrechte. Gehen Islam und Demokratie nicht zusammen?
Es stimmt, dass viele muslimische Länder im Nahen Osten autokratisch sind. Man muss aber auch sagen: Genau diese Regimes werdem oft vom demokratischen Westen gestützt. Im Koran selbst weist nichts darauf hin, dass sich die Menschen nicht selber regieren sollten, die Führer einer Gemeinschaft sollen sich beraten - ob die das Volk mit einbeziehen sollen oder nicht, steht nirgends.
Müsste sich der Islam denn nicht reformieren?
Nicht der Islam muss sich reformieren, sondern die muslimischen Gesellschaften. Die Zivilbevölkerung hat genug von Gewalt, Korruption und Repression. Sie will Entwicklung, Friede, Arbeit, Freiheit. Das sehen die selbsternannten Herrscher ungern. Der arabische Frühling war ein Versuch, sich bemerkbar zu machen, in Tunesien mit mehr Erfolg als in anderen Ländern. Wir dürfen nicht vergessen: Auch in Europa war der Weg zur Demokratie ein langer und blutiger.
In welchen muslimischen Ländern funktioniert denn die Demokratie?
In Indonesien beispielsweise, das immerhin die weltweit grösste muslimische Bevölkerung hat, teilweise auch in Malaysia. Zwar werden dort auch nicht alle Menschenrechte eingehalten, aber sie sind relativ fortschrittlich.
Warum nehmen die Golfstaaten denn keine Flüchtlinge auf? Laut Gürbüz ist es ihre Aganda, Europa zum Islam zu konvertieren.
Der einzige Grund ist, dass die Herrscher dort Angst vor einer Destabilisierung der Gesellschaft haben, dass durch Aufnahme von Flüchtlingen Mehr- und Minderheiten durcheinanderkommen könnten, und dies an ihrem Thron rütteln könnte. An eine Islamisierungsagenda für Europa wie dies Bischof Gurbüz vermutet, glaube ich definitiv nicht.
Der Bischof befürchtet, dass durch eine hohe Geburtenrate Europa zu Eurabia wird, und dass 2030 jede zweite Frau ein Kopftuch trägt. Stimmt seine Prognose?
Diese Theorie ist bar jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Das PEW Resarch Center hat die muslimische Einwanderung und Bevölkerungsentwicklung untersucht, und geht davon aus, dass die muslimische Population in Europa zwar zunimmt, 2030 aber lediglich bei 8 Prozent liegen wird. Selbst in Frankreich und Belgien rechnen die Forscher nur mit leicht über 10 Prozent Muslim-Anteil. Folgt man dem Trend, werden ganze 3% aller Muslime weltweit dann in Europa leben.
Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq und der deutsche Volkswirt und Autor Thilo Sarrazin haben ein ähnliches Bild von einem islamisierten Europa gezeichnet. Verstehen Sie diese Angst?
Ich kann sie nachvollziehen, weil den Leuten ständig mit falschen Zahlen Angst gemacht wird, und diese problematischen Bilder immer wieder gezeichnet werden, die einfach nicht stimmen. Insofern sind sie auch mehr Ursache als Symptom der Angst vor dem Islam.
Sind nicht auch die Terroranschläge von Paris und Brüssel an dieser Angst schuld?
Angst und Ablehnung gegenüber den Muslimen war ein Phänomen, das lange vor den Anschlägen bekannt war. Die Anschläge bestätigen aber jene, die bei den Muslimen schon immer ein Gefahrenpotential sahen.
Wie kann den die Integration der muslimischen Flüchtlinge in Europa gelingen?
Die Integration der Flüchtlinge ist in der Tat eine gewaltige Aufgabe. Erst einmal brauchen wir Frieden in Syrien, im Irak, und in der ganzen Region. Ein wichtiger Faktor in Europa sind Arbeitsmarktzugang und Bildungsmöglichkeiten, denn die vielfach jungen Menschen die hier ankommen brauchen eine Perspektive.
Quelle= 20 Minuten - «Die Theorien des Bischofs sind ohne jede Grundlage» - News