Auch Türken verlieren Lust auf EU
Die Beziehung zwischen der Türkei und der EU gleicht nicht jener von Verlobten. Tatsächlich nähert sich die Stimmung auf beiden Seiten dem Gefrierpunkt. Nach den desaströsen Umfragewerten in Europa – lediglich ein Drittel der Unionsbürger und gar nur zehn Prozent der Österreicher sind für einen Türkei-Beitritt –, kann auch am Bosporus von EU-Euphorie keine Rede sein.
Laut einer neuen Umfrage sank die Zustimmung der Türken zu einer EU-Mitgliedschaft von über 70 auf nur noch 55 Prozent, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar haben die kritischen Stimmen gegenüber der Integration des 72 Millionen Einwohner-Landes Spuren hinterlassen.
Nicht zuletzt die von Österreich angeführten Einwände gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen am 3. Oktober haben negative Schlagzeilen in der Türkei provoziert. Auch die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, wonach das Kopftuchverbot an Schulen keinen Verstoß gegen die Religionsfreiheit darstelle, ließ die Wogen hochgehen. Für zusätzliche Spannungen sorgt der Zypern-Konflikt, bei dem Ankara wieder nationalistischere Töne anstimmt.
Auch Europa ist eine widerspenstige Braut. Nun stimmt erstmals ein Mitglied der EU-Kommission, die den Verhandlungsprozess mit Ankara lenkt, in die Disharmonie mit ein. Die niederländische Wettbewerbs-Kommissarin Neelie Kroes will den Erweiterungsprozess nach der Aufnahme von Bulgarien und Rumänien abschließen. Mit ihren Äußerungen im niederländischen Fernsehen zeigte sich auch den EU-Kandidaten Kroatien und Mazedonien die rote Karte.
Verschiebung
Das Tauziehen um die Erweiterung bringt die österreichische Ratspräsidentschaft in eine schwierige Lage, stehen doch die Gespräche mit Kroatien und der Türkei auf dem Programm. Auch die Entscheidung über die Mitgliedschaft Bulgariens und Rumäniens 2007 muss von Wien vorbereitet werden und dürfte angesichts der kritischen Stimmung alles andere als ein Routineakt werden. Die renommierte Chefökonomin des Londoner Centre for European Reform, Katinka Barysch, hält eine Verschiebung der Beitritte auf 2008 angesichts mangelnder Korruptionsbekämpfung für möglich.
http://www.kurier.at/ausland/1235346.php
Ich hoffe das noch mehr die Lust verlieren den die brauch keiner in Europa.
