papodidi
Geek
Nachher auf arte und morgen in der ARD läuft eine brisante Doku:
Töte zuerst! - Der israelische Geheimdienst Schin Bet IL/F/D/B 2012
Hier ein erhellender Artikel aus der Süddeutschen (Auszüge):
Wo keine Kamera hätte sein dürfen
Sechs ehemalige Chefs des israelischen Inlandsgeheimdienstes brechen ihr Schweigen. Mit überraschendem Ergebnis. Arte zeigt die oscarnominierte Dokumentation "Töte zuerst" erstmals in Deutschland - und Israels Premier Netanjahu will sie lieber gar nicht sehen.
Von Peter Münch, Tel Aviv
...
Ami Ayalon war von 1996 bis 2000 Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, verpflichtet zum klandestinen Handeln und zum eisernen Schweigen. Doch das Schweigen hat er gebrochen in aller Öffentlichkeit, und seitdem hallt seine Warnung wider in den Kinos und nun auch hier in dieser Raststätte im Norden Israels, die er für ein Treffen vorgeschlagen hat: "Wir sitzen auf einer Bombe", sagt er mit lauter Stimme, "und die Zeit für eine Lösung läuft ab." Die Bombe - das ist der Konflikt mit den Palästinensern im besetzten Westjordanland, der im Zentrum aller Arbeit der Schin-Bet-Agenten steht.
...
Es ist ein Film mit einem überraschenden Ansatz und einem noch überraschenderen Ergebnis. Denn die Männer, die in den vergangenen 30 Jahren den Geheimdienst geleitet haben, geben nicht nur Einblick in ihre Arbeit, sondern ziehen unisono ein entlarvendes Fazit: Das Besatzungsregime über die palästinensischen Gebiete erscheint als unmoralisch, ineffizient und kontraproduktiv. "Wir sind grausam geworden", sagt im Film Avraham Schalom, der dem Schin Bet von 1981 bis 1986 vorstand. "Wir machen das Leben von Millionen Menschen unerträglich", sagt Carmi Gilon, der 1995/96 verantwortlich war. "Man kann keinen Frieden mit militärischen Mitteln schaffen", urteilt Avi Dichter, der den Geheimdienst während der zweiten Intifada von 2000 bis 2005 führte.
"Wir müssen die Besatzung beenden"
...
Doch keiner von ihnen bereue heute seine Beteiligung, gemeinsam sahen sie die Zeit gekommen für einen Weckruf an die Politik und die israelische Gesellschaft, in der das Problem mit den Palästinensern heute schlicht verdrängt oder ignoriert werde. "Wir müssen die Besatzung beenden", sagt Ayalon, "das ist der einzige Weg, um Israel als jüdische Demokratie zu retten."
So spricht ein Patriot, dem niemand vorwerfen kann, dass er als linker Friedensfreund das Vaterland feige an den Feind verhökern will. "Ich war 40 Jahre lang Mitglied des israelischen Sicherheitsapparats", sagt er, "ich habe gekämpft und getötet - das ist nicht gerade eine Linken-Karriere."
...
Mehr als alles andere aber spürt man die Ratlosigkeit, die sich bis zur bitteren Abscheu steigern kann. "Es gibt keine Strategie, nur Taktik", klagt der alte Avraham Schalom in der Doku, vor dem früher nicht nur der Feind erzitterte, sondern auch die eigenen Leute. Er klagt gar über eine "brutale Besatzungsarmee, die den deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg ähnelt" - und er weiß, das dies für einen Juden, der 1928 in Wien geboren wurde und mit der Familie vor den Nazis fliehen musste, ein fast unerhörter Vergleich ist.
...
Als aus der israelischen Regierung heraus versucht wurde, seinen Film als zugespitztes Machwerk abzuwerten, da standen die sechs ehemaligen Geheimdienstchefs wie ein Mann hinter ihm. Rückenwind bekommt er zudem durch das große internationale Echo. "Für die Regierung in Israel wird der Film zum Problem", glaubt Dror Moreh. Schließlich könne sie es "nicht einfach wegwischen", wenn alle noch lebenden Ex-Geheimdienstchefs ihre verfehlte Politik anprangern und zu einem Friedensschluss mit den Palästinensern aufrufen.
Premierminister Benjamin Netanjahu hat allerdings über einen Sprecher ausrichten lassen, dass er nicht beabsichtige, die Dokumentation anzuschauen. "Das sagt nichts aus über den Film", meint Moreh - "aber sehr viel über Netanjahu."
Arte-Doku "Töte zuerst" zu Israel: Wo keine Kamera sein darf - Medien - Süddeutsche.de
Mutige Männer!!! Das muss Bibi ganz schön im Magen liegen...
Töte zuerst! - Der israelische Geheimdienst Schin Bet IL/F/D/B 2012
Hier ein erhellender Artikel aus der Süddeutschen (Auszüge):
Wo keine Kamera hätte sein dürfen
Sechs ehemalige Chefs des israelischen Inlandsgeheimdienstes brechen ihr Schweigen. Mit überraschendem Ergebnis. Arte zeigt die oscarnominierte Dokumentation "Töte zuerst" erstmals in Deutschland - und Israels Premier Netanjahu will sie lieber gar nicht sehen.
Von Peter Münch, Tel Aviv
...
Ami Ayalon war von 1996 bis 2000 Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, verpflichtet zum klandestinen Handeln und zum eisernen Schweigen. Doch das Schweigen hat er gebrochen in aller Öffentlichkeit, und seitdem hallt seine Warnung wider in den Kinos und nun auch hier in dieser Raststätte im Norden Israels, die er für ein Treffen vorgeschlagen hat: "Wir sitzen auf einer Bombe", sagt er mit lauter Stimme, "und die Zeit für eine Lösung läuft ab." Die Bombe - das ist der Konflikt mit den Palästinensern im besetzten Westjordanland, der im Zentrum aller Arbeit der Schin-Bet-Agenten steht.
...
Es ist ein Film mit einem überraschenden Ansatz und einem noch überraschenderen Ergebnis. Denn die Männer, die in den vergangenen 30 Jahren den Geheimdienst geleitet haben, geben nicht nur Einblick in ihre Arbeit, sondern ziehen unisono ein entlarvendes Fazit: Das Besatzungsregime über die palästinensischen Gebiete erscheint als unmoralisch, ineffizient und kontraproduktiv. "Wir sind grausam geworden", sagt im Film Avraham Schalom, der dem Schin Bet von 1981 bis 1986 vorstand. "Wir machen das Leben von Millionen Menschen unerträglich", sagt Carmi Gilon, der 1995/96 verantwortlich war. "Man kann keinen Frieden mit militärischen Mitteln schaffen", urteilt Avi Dichter, der den Geheimdienst während der zweiten Intifada von 2000 bis 2005 führte.
"Wir müssen die Besatzung beenden"
...
Doch keiner von ihnen bereue heute seine Beteiligung, gemeinsam sahen sie die Zeit gekommen für einen Weckruf an die Politik und die israelische Gesellschaft, in der das Problem mit den Palästinensern heute schlicht verdrängt oder ignoriert werde. "Wir müssen die Besatzung beenden", sagt Ayalon, "das ist der einzige Weg, um Israel als jüdische Demokratie zu retten."
So spricht ein Patriot, dem niemand vorwerfen kann, dass er als linker Friedensfreund das Vaterland feige an den Feind verhökern will. "Ich war 40 Jahre lang Mitglied des israelischen Sicherheitsapparats", sagt er, "ich habe gekämpft und getötet - das ist nicht gerade eine Linken-Karriere."
...
Mehr als alles andere aber spürt man die Ratlosigkeit, die sich bis zur bitteren Abscheu steigern kann. "Es gibt keine Strategie, nur Taktik", klagt der alte Avraham Schalom in der Doku, vor dem früher nicht nur der Feind erzitterte, sondern auch die eigenen Leute. Er klagt gar über eine "brutale Besatzungsarmee, die den deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg ähnelt" - und er weiß, das dies für einen Juden, der 1928 in Wien geboren wurde und mit der Familie vor den Nazis fliehen musste, ein fast unerhörter Vergleich ist.
...
Als aus der israelischen Regierung heraus versucht wurde, seinen Film als zugespitztes Machwerk abzuwerten, da standen die sechs ehemaligen Geheimdienstchefs wie ein Mann hinter ihm. Rückenwind bekommt er zudem durch das große internationale Echo. "Für die Regierung in Israel wird der Film zum Problem", glaubt Dror Moreh. Schließlich könne sie es "nicht einfach wegwischen", wenn alle noch lebenden Ex-Geheimdienstchefs ihre verfehlte Politik anprangern und zu einem Friedensschluss mit den Palästinensern aufrufen.
Premierminister Benjamin Netanjahu hat allerdings über einen Sprecher ausrichten lassen, dass er nicht beabsichtige, die Dokumentation anzuschauen. "Das sagt nichts aus über den Film", meint Moreh - "aber sehr viel über Netanjahu."
Arte-Doku "Töte zuerst" zu Israel: Wo keine Kamera sein darf - Medien - Süddeutsche.de
Mutige Männer!!! Das muss Bibi ganz schön im Magen liegen...