[h=2]Teurer als das amerikanische Mondlandeprogramm Apollo[/h] Die jüngsten Meldungen aus dem Pentagon gaben die Entwicklungs- und Beschaffungskosten sogar schon mit 396 Milliarden Dollar an. Damit aber würde der neue Flieger einen schier unglaublichen Kostenrekord setzen. Das Programm wäre um ein Vielfaches teurer als selbst das amerikanische Mondlandeprogramm Apollo, das 1969 bis 1972 insgesamt zwölf Astronauten auf den Mond und sicher zurück zur Erde brachte – für 25 Milliarden Dollar.
Selbst, wenn man seither einen – sicher zu hoch gegriffenen – 90-prozentigen Wertverlust des Dollar annähme, würde das große Menschheitsabenteuer nach heutigem Währungsstand also allenfalls 250 Milliarden Dollar kosten, aber keinesfalls eineinhalb Billionen. Zum Vergleich: Das Manhattan-Projekt, also die Entwicklung der amerikanischen Atombombe, kostete zwei Milliarden Dollar.
Der neue Superflieger macht allerdings nicht wegen seiner Kosten von sich reden. Er glänzt vielmehr auch mit neuer Technik und großer Vielseitigkeit. So kann die 15 Meter lange und (ohne Zuladung) etwa 30 Tonnen schwere Maschine – je nach Version – mit Bomben und Bordwaffen und einer internen 25-Millimeter-Kanone als Überschall-Tarnkappen-Jagdbomber eingesetzt werden (F-35A).
Als F-35B wiederum wird sie zum Kurzstarter und Senkrechtlander, einem sogenannten STOVL ("short take off and vertical landing"); sie kann also an die Stelle des betagten britischen Senkrechtstarters Harrier treten, der nur im Unterschallbereich flog und bislang auch keinen Nachfolger hat.
Die F-35B bringt es dagegen zumindest auf Mach 1,6 – bleibt damit allerdings auch noch deutlich unter dem Tempo des ehemaligen Überschall-Passagierjets Concorde, der Mach 2 erreichte.
[h=2]Als Tarnkappen-Jet vom gegnerischen Radar kaum zu erfassen[/h] Schließlich gibt es mit der F-35C auch noch eine spezielle Version für Flugzeugträger-Landungen. Alle drei Versionen der F-35 sind zu 80 Prozent identisch und gelten als "Stealth"-Flugzeuge (Tarnkappen-Flugzeuge), die also vom gegnerischen Radar kaum zu erfassen sind.
Vorgesehen ist, den neuen Supervogel bei den drei Teilstreitkräften als neues gemeinsames Standardflugzeug einzusetzen und damit verschiedene andere Flugzeugtypen abzulösen, die zumeist nur eine Spezialaufgabe erfüllen können.
Dazu gehören die Kampfjets F-16 und F/A-18, das Erdkampf- und Panzerjäger-Flugzeug A-10 ("Warzenschwein"), der Senkrechtstarter AV-88 Harrier II und der Schwenkflügel-Jagdbomber F-111.
Von der solchermaßen angestrebten Standardisierung und Konzentration der Kräfte auf einen einzigen Flugzeugtyp bei allen drei Teilstreitkräften erhofft man sich im US-Verteidigungsministerium eine Kostensenkung bei Produktion und Betrieb, verbesserte Logistik, vereinfachte Wartung und Reparatur und eine größere Effektivität der eingesetzten Mittel.
Im Luftkampf sei die F-35 vier Mal besser als herkömmliche Flugzeuge, meint George Standridge, Vice President, Business Development, bei Lockheed Martin in Fort Worth (Texas), bei Angriff auf Bodenziele sogar acht Mal effektiver und immerhin noch drei Mal erfolgreicher bei der Abwehr von gegnerischer Luftabwehr.
Und das alles, obwohl bisher noch keine einzige Angriffs- oder Kampfübung mit einer F-35 stattgefunden hat. Bei der technischen Ausrüstung hat Lockheed Martin sich größte Mühe gegeben. So wird das Flugzeug mit dem schubstärksten Triebwerk für Jagdflugzeuge, dem F135 von Pratt & Whitney (191 kN Schub mit Nachbrenner, etwa 20 Tonnen), ausgerüstet. Das Triebwerk hat 40 Prozent weniger Teile als seine Vorgänger, wird damit zuverlässiger und leichter zu warten.
[h=2]Lift-System für senkrecht landende F-35C stammt aus England[/h] Von den Engländern wiederum, die mit ihrem Harrier weltweit die größte Erfahrung beim Bau und Betrieb von Senkrechtstartern haben, holte man sich für die senkrecht landende F-35C ein von Rolls-Royce stammendes Lift-System ins Boot und integrierte es in das F135-600-Triebwerk.
Auch die Elektronik der neuen Maschine gehört zur absoluten Spitzenklasse. Es handele sich dabei, so meint Dan Crowley, Executive Vice President und F-35-Programm-Manager bei Lockheed Martin, um "die leistungsstärksten und umfassendsten Avioniksysteme, die je in ein Kampfflugzeug eingebaut wurden".
Allerdings heimst der neue Standard-Kampfflieger der USA inzwischen keineswegs nur Lob ein. Er ist längst auch unter das "Friendly Fire" der eigenen Truppen geraten. Tatsächlich erlebt er derzeit die schlimmsten Turbulenzen, seit sich Washington vor mehr als einem Jahrzehnt, im Jahre 2001, entschieden hat, die Maschine zu kaufen.
Damals wurde die F-35 noch als das preisgünstigste, tödlichste und widerstandsfähigste Kampfflugzeug bezeichnet, das je für die US-Streitkräfte entwickelt wurde. Davon ist heute – nach zahlreichen Entwicklungsschwierigkeiten, Verzögerungen und Kostensteigerungen – nicht mehr die Rede.
"Das Programm ist beides – ein Skandal und eine Tragödie", schimpfte etwa im vergangenen Dezember John McCain, republikanischer Senator aus Arizona, vor dem US-Senat, "wir sind hier mit einem Programm belastet, das nach zehn Jahren und der Ausgabe von 56 Milliarden Dollar Steuergeldern mit noch nicht 20 Test- und operationellen Flugzeugen nur wenig zu bieten hat."
Tarnkappen-Fighter: Kampfjet F-35 - Der neue Supertrumpf im Luftkampf - Nachrichten Wissenschaft - WELT ONLINE