Kroate mit einer slowenischen Mutter (von der wir auch nicht wissen, inwieweit sie etwas von ihrer Erstsprache in den Alltag ihrer Kinder hat einfließen lassen)- so auch Djilas.
Er ist im Alter von 18 aber bereits in die weite Welt und hat gut Russisch und Deutsch (hörte sich zumindest gut an, die Qualität konnte Djilas nicht beurteilen), schlecht Französisch und später auch ganz gut Englisch gelernt.
Djilas hat geschrieben, dass er so komisch sprach, beruhte darauf, dass er aus dem Zagorje kam und alle Vokale so lang zog, außerdem verwendete er aufgrund der langen Zeit, die er in Russland als junger Mensch verbrachte auch Russizismen in seiner Sprache.
Alles in allem schlüssig. Wir hier können doch selber Rückschlüsse ziehen, ob es möglich ist, warum Tito so merkwürdig sprach. Gerade wir sind doch alle Experten! (Das meine ich nicht ironisch.)
Es gibt Menschen, die bei Auslandsaufenthalten ihre erlernte Muttersprache, sofern sie keinen Kontakt haben und in eine neue Sprache eintauchen, etwas davon verlieren können.
Wenn ich mir mich angucke:
Ich selbst spreche zwar akzentfreies SK, bin aber nicht in der Lage auf dem Niveau Serbokroatisch zu sprechen wie auf Deutsch bzw. nur mit Überlegen und "Übersetzen" im Kopf aus dem Deutschen ins Serbokroatische.
Tito hatte nur ein paar Jahre lang die Volksschule besucht und eine Schlosserlehre gemacht. Auf welchem Niveau kann man da SK sprechen? Er hat vermutlich ganz normales, unauffälliges Alltags-SK einer normalen Großfamilie gesprochen,hinzu kamen lediglich noch fachliche Ausdrücke aus seiner Lehre.
Er ist dann mit 18 ins AUsland und hatte mehrere Jahre seines Aufenthaltes kaum Kontakt mit seiner Erstsprache.
Erst war er in Deutschland und hat diese Sprache erlernt, so dass er flüssig Unterhaltungen führen konnte. Danach war er über Jahre in RUssland und ist dort duch die Parteikaderschule gegangen, wo er alle wesentlichen politischen Begriffe kennengelernt hat. Er hat jahrelang nur Deutsch gesprochen und sich danach aufs Russische gestürzt und keinen Kontakt zu seinen Landsleuten gehabt.
Ich habe manchmal auch Interviews mit Leuten gesehen, die ursprünglich Deutsch sprachen und als junge Erwachsene in die USA ausgewandert sind, dass auch diese manche Buchstaben wie im ENglischen üblich aussprachen. Und ich ganz erstaunt war, wie das möglich ist.
Wie seht ihr das und guckt euch mal in eurem Bekanntenkreis um. Kennt ihr auch Fälle, wo ihr seht, dass Menschen, wenn sie in eine neue Welt mit neuer Sprache eintauchen und arbeiten, etwas von ihrer Muttersprache verlieren?
Wobei die wenigsten dabei sein werden, die anders als Tito gar keinen Kontakt hatten ab 18 mit Landsleuten und dennoch wette ich, "übersetzt" auch ihr manchmal im Kopf, wenn ihr bestimmte Ausdrücke erst hier neu erworben habt.