Manche Missverständnisse habe ich selbst verursacht, da ich grundsätzlich sehr faul bin was Smiley und Quelle angeht. Letzteres verbinde ich zu sehr mit Arbeit. Deswegen. Nein. Er ist für mich kein reaktionäres Arschloch. Das war bloß eine rhetorische Frage.
Ich habe kA wie du auf
"Er sieht sich nicht als Kommunist" kommst und wie du Zizek auf Sprachspiele reduzierst, den man nicht festnageln könne. Gerade seine Radikalität ist ja nicht das Problem, in dem Punkt sind wir uns sicher einig. Aber wenn du unter "Kommunist" jmd verstehst, der trotz Gulag blind dem Kommunismus folgt, das ist nicht der Fall, im Gegenteil er weicht dieser Verantwortung nicht aus.
In seinem Buch "First as Tragedy, then as Farce" gibt es ein klares Bekenntnis zum Kommunismus und gleichzeitig beschreibt er auch seine Methode. Zu seinem "Handwerkszeug" gehört die "Wiederholung". Damit meint er die Neuinterpretation von zB Lenin, Marx, Hegel, Kant, Schelling, Fichte etc. Er reißt alle ganz bewusst aus dem historischen Kontext raus, um sie für sich fruchtbar zu machen. Hier eine Stelle aus einem anderen Buch:
"Lenin wiederholen bedeutet folglich keine Rückkehr zu Lenin - Lenin wiederholen heißt akzeptieren, dass 'Lenin tot ist', dass seine Lösung gescheitert ist, sogar fürchterlich gescheitert ist, aber daß darin ein utopischer Funken war, der es wert ist bewahrt zu werden. Lenin zu wiederholen bedeutet, daß man unterscheiden muß zwischen dem, was Lenin effektiv getan, und dem Möglichkeitsfeld, das er eröffnet hat, der Spannung in Lenin zwischen dem, was er effitiv getan hat, und einer anderen Dimension, dem, was 'in Lenin mehr als Lenin selbst' war."
Für die Situation, in der wir uns befinden, ist für ihn Hegel aktueller als Marx, den Marx war vor der Revolution, Hegel danach. Es ging darum, die Elemente der Französischen Revolution zu retten, die über diese hinausgingen, auch wenn es zum "revolutionären Terror" der Jakobiner kam. Ein überzeugter Linker schielt daher nicht nach Ausschwitz, das ist eine andere "Baustelle" (der Terror der Liberalen), sondern er glotzt auf den Gulag, denn nur dort kann radikale Selbstkritik geübt werden und der Kommunismus neu erfunden werden:
"Wie können wir das Erbe des Kommunismus und der radikalen Emanzipation retten, ohne erneut in einen Terror zu geraten?"
Slavoj ?i?ek: Hegelianischer als Hegel - Literatur - derStandard.at ? Kultur
Und vor diesem Hintergrund ist wahrsch auch Stalins Bild in seiner Wohnung zu erklären.... Wenn etwas "gut gemeint" war und was am anderen Ende dabei rauskam. Und diejenigen die an den Kapitalismus trotz seiner Verwerfungen (1 Mrd. lebt in Slums, Umwelt etc) immer noch glauben, sollten sich vllt ein Hitlerbild in ihr Wohnzimmer hängen
In Anlehnung an Horkheimer: "Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen." sagt Zizek an die Linken gerichtet:
"Wer über den Multikulturalismus und die liberalen westlichen Demokratien nicht reden will, sollte auch über den Kapitalismus schweigen".
Das Schweigen richtet sich nicht primär ggü Mulitkulti und Demokratie. Darin sieht er "ehrenwerte" Projekte, allerdings verwehrt er sich dagegen, beide völlig unreflektiert als eine Art Allheilmittel anzusehen, wie es der postmoderne linke Mainstream sieht. Aber gerade sie sind Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Das Feld dessen, was politisch korrekt noch sagbar ist, werde immer kleiner und kleiner. Die Anzahl der Denkverbote nehme zu, sogar in der Wissenschaft.
ps es ist leider schon wieder ein Aufsatz geworden...