Deso Dogg: Berliner Ex-Rapper schließt sich Terrorgruppe in Syrien an
Der "Islamische Staat im Irak und in Syrien" ist die  rücksichtsloseste Terrorgruppe im syrischen Bürgerkrieg. Nun hat sich  ein prominenter Berliner Dschihadist der Organisation angeschlossen.  Denis Cuspert ruft deutsche Muslime auf, ihm zu folgen.
		
		
	
	
Hamburg - Einer der bekanntesten deutschen Dschihadisten hat sich der Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in 
Syrien"  (Isis) angeschlossen. Denis Cuspert, der sich seit seiner Hinwendung  zum Salafismus Abu Talha al-Almani nennt, hat ein Internetvideo  veröffentlicht, in dem er dem Anführer der Gruppe die Treue schwört.
   
  
      "Ich gebe meine Gefolgschaft dem Befehlshaber der Gläubigen Abu Bakr  al-Baghdadi, um ein Zeichen zu setzen, dass wir auf dem geraden Weg  sind", sagt Cuspert in dem Video.   Die Isis ist die radikalste und rücksichtsloseste Gruppe im 
syrischen Bürgerkrieg.  Ihre Kämpfer, in deren Reihen sich Tausende ausländische Dschihadisten  befinden, haben in den von ihnen kontrollierten Gebieten Syriens ein  islamistisches Terrorregime errichtet. Sie schneiden Assad-Kämpfern und  rivalisierenden Rebellen die Kehlen durch und hacken Dieben die Hand ab.  Ladenbesitzer, die während der Gebetszeiten ihre Läden nicht schließen,  werden öffentlich ausgepeitscht, ebenso Männer, die angeblich ihre  Eltern nicht in Ehren halten. 
   
Vom Gangsta-Rapper zum Dschihadisten
 
  Die Isis entstand aus dem "Islamischen Staat im Irak", der sich 2006  als irakischer Zweig von al-Qaida im Irak gründete. Im April 2013 gab  ihr Anführer Baghdadi die Umbenennung der Gruppe in "Islamischer Staat  im Irak und in Syrien" bekannt. Inzwischen ist die Isis aber selbst dem  Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri zu radikal geworden. "Wir haben keine  Verbindungen zur Isis", 
teilte er im Februar in einer schriftlichen Botschaft mit. "Isis ist keine Filiale von al-Qaida", stellte er klar.
  Cuspert stellt die Gruppe ganz anders dar. Dort wo die Isis herrsche,  "läuft alles nach Strich und Faden, wie es sich gehört", sagt er in die  Kamera. Die Gruppe kümmere sich um Alte, Frauen und Kinder und  implementiere die Scharia, lobt Cuspert. Auf die Konflikte zwischen Isis  und anderen dschihadistischen Gruppen wie der Nusra-Front, geht er nur  am Rand ein: "Allah ist gerade dabei auszusieben", sagt er über den 
Kampf zwischen den verschiedenen Islamistengruppen, bei dem seit Jahresbeginn Tausende Menschen getötet wurden.
  Cuspert fordert in dem 63-minütigen Video deutsche Muslime auf, sich  der Terrorgruppe anzuschließen: "Dieser Staat ist euer Staat und dieser  Staat wartet auf euch", sagt Cuspert. "Kommt in Scharen, kommt mit euren  Familien. Ihr seid willkommen und euer ehrenwerter Bruder erwartet  euch", fügt Cuspert hinzu. Er behauptet, dass er sich derzeit in Rakka  aufhält, einer Stadt am Euphrat im Osten Syriens, die weitgehend von  Isis kontrolliert wird. Genau überprüfen lässt sich dies nicht, eine  Szene in dem Video zeigt Cuspert vor der Isis-Zentrale in Manbidsch,  einer 150 Kilometer nordöstlich gelegenen Kleinstadt. 
  Mit seinem Beitritt zur Isis hat die Radikalisierung des gebürtigen Berliners ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Bis 2010 
hatte es Cuspert unter dem Namen Deso Dogg als Gangsta-Rapper zu bescheidener Berühmtheit gebracht.  Wegen Diebstählen, Einbrüchen, Raubes, Erpressung, Körperverletzung und  Totschlags geriet Cuspert immer wieder in den Fokus der Behörden. Dann  brach er mit seiner Vergangenheit und wandte sich dem salafistischen  Islam zu. 
  Im Computersystem der Polizei ist Denis Mamadou Gerhard Cuspert bereits seit Juni 2012 
zur "Festnahme aufgrund Haftbefehl" ausgeschrieben.  Er soll sich damals zunächst nach Ägypten abgesetzt haben und später  nach Syrien gelangt sein. Zuletzt hatte Cuspert Anfang Mai 2012 für  Aufsehen in Deutschland gesorgt, als er bei Ausschreitungen von  Salafisten in Bonn als Rädelsführer auftrat.
   
Sicherheitsbehörden fürchten Syrien-Rückkehrer
 
  Im Herbst 2013 wurde Cuspert bei einem Bombenangriff im Norden Syriens schwer verletzt. 
Erst im Dezember meldete er sich per Video zurück,  bekannte sich bis dato aber nicht zu einer bestimmten Gruppe. An seinen  jüngsten Wortmeldungen ist bemerkenswert, dass sie mit englischen  Untertiteln versehen sind. Offenbar richtet sich der Salafist nicht mehr  nur an Muslime in Deutschland, sondern auch in anderen westlichen  Staaten. 
   
  
      Deutsche Sicherheitsbehörden schätzen, dass etwa 300 Islamisten aus der  Bundesrepublik nach Syrien gereist sind. Etwa ein Dutzend von ihnen  kämpft im dortigen Bürgerkrieg - zumeist in Reihen der Isis. Etwa 20  Deutsche sind nach Schätzungen des Verfassungsschutzes bislang in Syrien  getötet worden.  Erst Ende März 
nahm die Polizei bei Razzien in Berlin, Bonn und Frankfurt drei Personen fest,  von denen zwei zwischen Juli und September 2013 für die Isis in Syrien  aktiv gewesen sein sollen. Die Behörden fürchten, dass radikalisierte  Rückkehrer Anschläge in Deutschland durchführen könnten.
  Cuspert hat für diese Rückkehrer wenig übrig. Jene Dschihadisten, die  das Schlachtfeld verlassen haben, würden im Jenseits zur Rechenschaft  gezogen. 
Syrien: Deso Dogg (Dennis Cuspert) schließt sich Terrorgruppe Isis an - SPIEGEL ONLINE