Wir sollten mit den Völkermorden und Massaker der Türkei beginnen, da hier eine große Zahl türkischer User ist.
Die Türkei muss sich mit ihrer Geschichte abfinden, ob sie es will oder nicht.
Mit ihrer versöhnlichen Geste gegenüber den Armeniern hat die türkische Regierung einen wichtigen Schritt getan. Vielen geht das aber nicht weit genug
Als der türkische Ministerpräsident Recep Tayyıp Erdoğan versuchte, Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu zu bringen, sich nicht den Behauptungen anzuschließen, es habe einen Völkermord an den Armeniern des Osmanischen Reichs im Jahre 1915 gegeben, riet sie ihm, sich mit der Geschichte seines Landes abzufinden.
Ein Jahr vor dem 100. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern hat die türkische Regierung damit einen kleinen, aber bedeutsamen Schritt getan. Die meisten Historiker, die 1915 schon lange als Genozid anerkennen, werden bedauern, dass er nicht mutiger und offener war. Millionen von Angehörigen des Osmanischen Reichs starben in den Konflikten des Großen Kriegs, aber ihre Erlebnisse unterschieden sich fundamental. Türken, Kurden und andere muslimische Männer und Frauen starben als Soldaten oder als Konsequenz der großen Zerrüttungen und Verwerfungen, die der Krieg über ihr Land brachte. Viele starben an Krankheit und Hunger als direkte Auswirkungen der gewaltsamen Vertreibung und dem Massenmord an ihren armenischen und assyrischen Nachbarn – erfolgreiche Farmer, Handwerker und Händler, deren Arbeit und Fleiß verloren waren, weil sie abgeschlachtet wurden oder in die Wüste von Syrien zogen.
Die christlichen Armenier und Assyrer wurden von der Regierung der Jungtürken bewusst als interne Feinde angegriffen. Aufgrund ihrer Ethnie und Religion wurden sie aus ihren Häusern vertrieben, ihr Besitz wurde beschlagnahmt, und Hunderttausende – manche Schätzungen sprechen von mehr als einer Million – wurden von den Osmanen getötet. Nach den meisten Definitionen gilt es als Völkermord, wenn eine Regierung ein ethnisch religiös oder kulturell definiertes Volk eliminieren möchte und vorsätzlich seine physische und kulturelle Vernichtung verursacht. Diese Tatsache weigert sich die aktuelle türkische Regierung anzuerkennen (ebenso wie die Vereinigten Staaten, Israel und weitere Länder).
Völkermord in Armenien: Die Türkei muss sich mit ihrer Geschichte abfinden | ZEIT ONLINE