Nach dem Bauernaufstand gegen die Osmanen 1875-1878, der in die
Balkankrise mündete, wurde Bosnien-Herzegowina am
Berliner Kongress 1878 von den Großmächten der österreichisch-ungarischen Verwaltung unterstellt. 1908 wurde es anlässlich des 60. Thronjubiläums von Kaiser
Franz Joseph I. annektiert und die Provinz
Sandschak Novi Pazar zwischen Serbien und Montenegro geteilt, was die
Bosnische Annexionskrise auslöste. Die Bosnier lehnten eine Besatzung Bosnien-Herzegowinas ab, und hätten eher einen Zusammenschluss mit den Königreichen
Serbien und
Montenegro oder die Bildung eines unabhängigen Staates vorgezogen. Die Beibehaltung des als ausbeuterisch empfundenen osmanischen Feudalsystems nach 1878, die Unmöglichkeit einer Teilnahme am politischen System der Monarchie und die Stellung Bosniens und der Herzegowina als k. und k. Kronkolonien trugen zum Unmut der ärmeren Bevölkerung bei. Die Provinzen dienten Österreich-Ungarn in erster Linie als Eisenbahn-Transitstrecke, Warenmarkt, Rohstofflager und Lieferanten billiger Arbeitskraft. 1910, nach rund 20 Jahren österreichisch-ungarischer Verwaltung, waren 88 % der Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina
Analphabeten. Aufgrund von repressiven polizeilichen Maßnahmen war eine auf Reform oder Revolution ausgerichtete politische Betätigung nur im Geheimen möglich. Bosnischen Gymnasiasten, die sich politisch betätigten, drohte der Schulverweis.