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Vorzüge der gelenkten Demokratie - Warum Putin für Russland gut ist

Wenn man es nicht schafft die Probleme im eigenen Land zu lösen macht man sie einfach zu Problemen in anderen Ländern.

Warum Putin Feinde braucht
SN Print | 08.09.2014

Russlands Präsident hat den Ukraine-Konflikt vor allem angezettelt, um seine diktatorische Macht zu sichern. Das erklärt der angesehene russische Schriftsteller Michail Schischkin im Gespräch mit Helmut L. Müller. Den Friedensplan Moskaus für die Ukraine sieht Michail Schischkin misstrauisch. Denn Kremlchef Putin ist für ihn ein Meister der Lüge.

Was treibt Wladimir Putin, und wohin treibt er uns?

Schischkin: Die Angst treibt ihn, die Angst eines sehr einsamen und alternden Diktators. Die TV-Bilder vom kläglichen Ende Saddam Husseins, Mubaraks und Gadafis waren für ihn noch die Schicksalsgrüße aus den exotischen Ländern. Hunderttausende Menschen protestierten dann in Moskau gegen die gefälschten Wahlen und haben dem Usurpator den Genuss der Inauguration verdorben – das war für ihn bereits eine Warnung vor der drohenden Gefahr. Die schmähliche Flucht des ukrainischen Staatschefs Janukowitsch musste das Alarmsignal sein: Wenn die Ukrainer ihre politische Bande weggejagt haben, dann kann das ein Beispiel für das russische Brudervolk werden.

Das Rettungsrezept für jede Diktatur hat nicht Putin erfunden: Man muss Feinde kreieren. Dazu ist die TV-Propaganda da. Nun haben wir das perfekte Weltbild: Die „ukrainischen Faschisten“, unterstützt vom Westen, führen den Krieg gegen die „russische Welt“. Wir müssen unsere Heimat wieder verteidigen, heißt es. Der Kriegszustand ist das Lebenselixier für das Regime: Man bekommt eine Patriotismus-Welle und die Unzufriedenen können als nationale Verräter angeprangert werden. Wohin treibt er uns? Putin treibt uns in den Krieg.

Putin isoliert Russland jetzt zusehends von Europa. Fallen wir damit in eine Ära der Konfrontation zurück?

Es ist schwierig für die menschliche Psyche, den Schritt aus der Nachkriegszeit in die Vorkriegszeit zu tun. Putin hat es geschafft, die Massenmedien in Russland zu Massenvernichtungswaffen zu machen. Dank dieser Gehirnwäsche haben die Russen diesen Schritt schon gemacht. Das Land ist bereits im unerklärten Krieg gegen den Westen. Europa ist psychologisch im Verzug: Man will weiter Spaß haben. Aber es ist Schluss mit der Spaßgesellschaft.

Wie sollte der Westen auf Putins Kurs reagieren?

Der Westen will seine Ruhe haben: Arbeitsplätze, Gas, Frieden und keine Waffenlieferungen an die Ukraine. Macht uns, heißt es, die Zeiten so, wie es früher war! Aber es wird nichts mehr wie früher.

Der Ukraine-Konflikt wirkt massiv auf die russische Gesellschaft zurück. Hat Putin jetzt die Möglichkeit, seine Diktatur zu perfektionieren?

Und wie! Er hat nach dem Beispiel der Sowjetunion einen Gesellschaftsvertrag mit der Bevölkerung abgeschlossen. Ein Contrat Social der Lüge: Wir lügen und wissen, dass wir lügen, und sie wissen es auch, aber sie unterstützen uns in dieser Lüge. „Es gibt keine russischen Soldaten auf der Krim“ – das hat die ganze Welt im Frühjahr gehört. Er könne ja dem eigenen Volk nicht so frech ins Gesicht lügen, hatte man im Westen gedacht. Aber das war für das eigene Volk keine Lüge, sondern die List unseres Generals im Krieg. Die Feinde anzulügen ist doch keine Sünde, sondern Heldenmut. Die Annexion der Krim hat ihm eine Welle der Unterstützung gebracht. Wenn diese nachlässt, wird er eine neue brauchen. Nun ist er ein Wellenreiter.

Aber kann das nachhaltig, also von Dauer sein? Russlands Wirtschaft spürt schon jetzt die Folgen des Ukraine-Konflikts . . .

Es gibt im Russischen ein Sprichwort: Schlage die eigenen Leute, damit die anderen Angst bekommen! Können Sie sich vorstellen, dass Wien oder Berlin oder Paris von heute auf morgen beschließen, die Lebensmittelimporte zu verbieten? Am selben Tag noch käme es zum Ausbruch von Protesten. Und was machen die Russen? Na ja. Die gute alte Sowjetmentalität ist zurück. Eher wird die westliche Bevölkerung eigene Regierungen abwählen, als dass die russische Bevölkerung wegen der ruinierten Wirtschaft auf die Straße geht.

Was kann der Oppositionsbewegung gegen Putin in Russland auf die Beine helfen?

Wir haben es mit einer Diktatur des 21. Jahrhunderts zu tun: Alle, die unzufrieden sind, werden unzweideutig aufgefordert, das Land zu verlassen. Die meisten Oppositionsführer sind bereits unter Arrest oder in der Emigration. Und diejenigen, die bleiben, haben Angst zu protestieren. In diesem Moment ist die Oppositionsbewegung in Russland zerschlagen, das muss man klar sehen.
Die Hoffnung geht jetzt von der Ukraine aus. Wenn sich die junge Demokratie dort behaupten kann, dann hat auch Russland Chancen. Aber Europa muss der Ukraine helfen, allein ist sie der Vergewaltigung durch Russland ausgeliefert.

Die Ukraine und Russland gelten als Brudervölker. Ist es nicht besonders zynisch, dass Putin jetzt die Zerstörung der Ukraine in Kauf nimmt?

Meine Mutter ist Ukrainerin, mein Vater – Russe. Solche Mischehen gibt es millionenfach.
Es ist eine verbrecherische Gemeinheit, unsere Völker aufeinanderzuhetzen. In der jüngsten Zeit quält mich das Gefühl der Scham für mein Land.
Ich schäme mich jetzt für das neue Russland genau so, wie ich mich als junger Mann für die Sowjetunion geschämt habe.

Müssen auch bald die Balten befürchten, zum Opfer russischer Destabilisierung zu werden?

Die Wissenschafter erzählen Horrorgeschichten über die schwarzen Löcher im Universum, aber das hat mit uns persönlich nichts zu tun. Nun aber haben wir ein echtes schwarzes Loch im Donbass. Dieses schwarze Loch saugt alles in sich hinein. In diesem Loch sind nun Russland und die Ukraine. Die anderen Länder sind an der Reihe – egal, ob sie in der Nähe liegen oder weit weg. Wir sind die Augenzeugen, wie dieses schwarze Loch Europa einsaugt.

Michail Pawlowitsch Schischkin

Schischkin studierte Germanistik und Anglistik an der Staatlichen Pädagogischen Universität Moskau. Nach seinem Studienabschluss arbeitete er drei Jahre als Journalist für die Jugendzeitschrift „Rowesnik“, danach unterrichtete er zehn Jahre Deutsch und Englisch an der „Schule Nummer 444“ in Moskau.

Michail Schischkin heiratete eine Schweizerin und lebt seit 1995 mit seiner Familie in Zürich, wo er als Russischlehrer, Lehrer und Dolmetscher für das Migrationsamt arbeitet. Im Herbstsemester 2009 war Schischkin Lehrbeauftragter für Russisch an der Washington and Lee University in Lexington (Virginia).



PS: Manchmal ist es ganz spannend, auch einen "historischen" Thread zu lesen! :-)
 
In Serbien hatten wir mal eine sehr ähnliche Demokratie, wenn ich mich richtig erinnere fand diese während der Milosevic-Ära statt.
Das Ergebniss haben wir ja alle gesehen.:rolleyes:
Damals hies es auch, dass der Bischof zu Rom verlangt haben soll, daß Kroatien aus dem gemeinsamen Staat Jugoslawien ausscheren sollte.

Und siehe da, es fand sich ein Musterknabe namens Ohren-Genscher, der dieses sofort in die Tat umsetzte, Kroatien in Lichtgeschwindigkeit als souveränen Staat anerkannte, Waffen in DRK-Fahrzeugen nach Kroatien brachte, einiges auslöste ...

... und dann, nachdem der Weg zur nationalen Katastrophe geebnet war, zurücktrat. :rolleyes:


 
Damals hies es auch, dass der Bischof zu Rom verlangt haben soll, daß Kroatien aus dem gemeinsamen Staat Jugoslawien ausscheren sollte.

Und siehe da, es fand sich ein Musterknabe namens Ohren-Genscher, der dieses sofort in die Tat umsetzte, Kroatien in Lichtgeschwindigkeit als souveränen Staat anerkannte, Waffen in DRK-Fahrzeugen nach Kroatien brachte, einiges auslöste ...

... und dann, nachdem der Weg zur nationalen Katastrophe geebnet war, zurücktrat. :rolleyes:
Was für ein Scheiß, da kommt wieder die Orthodoxie in dir durch :lol: es gibt weltweit seit Jahrzehnten Tendenzen zur Abspaltung und Kleinstaaterei, sind an allen Separationen römisch-katholische Bischöfe beteiligt?

Ausserdem sind sowieso Katholen die richtigen Christen, das weiß ja nun jeder.
 
Ich Darf davon ausgehen, daß die Forenleitung auch das Mobbing erlaubt hat,
da bekanntlich ein Balkaner nur einer sein könne, wenn er schimpfe, fluche, beleidige, über Dritte herziehen und mobbe.
 
:crybaby:cry my a river....

Man man, Du scheinst nur zum Dauerspamer geeignet.
crybaby2.gif

Nicht einmal das Zitierte ("cry my a river") konntest Du fehlerfrei übernehmen.


Nein, sowas können wir nicht zum Makedonen erklären.
 
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