„DAS LEBEN IST KEINE GENERALPROBE“
Schuhe und Schlagzeilen, Ruhe und Rebellion - Die Welt des Heini Staudinger
„Mich interessiert das Kapital wenig und das Leben sehr“, sagt Heinrich „Heini“ Staudinger. Mit diesem Grundsatz ist der Oberösterreicher aus dem Waldviertel zu einer der schillerndsten Unternehmer-Persönlichkeiten Österreichs geworden. In seinen GEA-Läden verkauft er hochwertige Möbel, Taschen und Textilien – und Schuhe der Marke „Waldviertler“, die er in einer großen Halle in Schrems mit 250 Mitarbeitern selbst erzeugt.
Mit dieser Fabrik geriet er freilich in die Schlagzeilen. Wegen seiner Ansichten zum Thema Kapital. Weil ihm die Bank benötigte Kredite nicht gewähren wollte, sammelte er bei Kunden und Freunden drei Millionen Euro ein. Eine Art Crowdfunding also, das ihm jedoch eine Klage der Finanzmarktaufsicht (FMA) eintrug. Denn die FMA fand, diese Form der Finanzierung sei ein Bankgeschäft. Und dafür brauche Staudinger eine Konzession. Vor Gericht bekam die FMA Recht. Doch Staudinger weigerte sich, die verhängte Strafe zu zahlen: „Wir dulden die Bevormundung durch die FMA und die Republik nicht.“
Dieser Satz fällt in „Das Leben ist keine Generalprobe“, der neuen Dokumentation über Heini Staudinger und seine Welt. Die Filmemacherin Nicole Scherg wurde für die Produktion zu Staudingers ständiger Begleiterin. Der Film porträtiert den alternativen Schuhfabrikanten und seine Co-Geschäftsführerin Sylvia Kislinger. Aber auch das Waldviertler/GEA-Team sowie der Denker und Wortschmied Moreau, der als Chefredakteur der GEA-Gazette „brennstoff“ das Unternehmensmodell mit vielen schillernden Zitaten kommentiert, kommen ausführlich ins Bild.
„Das Leben ist keine Generalprobe“ ist ein ruhiger und zugleich fesselnder Film, der das Bild einer kleinen Wirtschaftswelt jenseits des Mainstreams zeichnet, in der Aktienkurse und Profiterwartungen keine Bedeutung haben. Qualität sowie die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden sind hingegen ein hohes Gut. Die Regisseurin Nicole Scherg geht der Frage nach: Wie lassen sich die Visionen einer gerechten Welt, die den Firmeninhaber Heinrich Staudinger antreiben, in den wirtschaftlichen Entwicklungen der Gegenwart verwirklichen?
Ein paar markante Aussagen im Film:
„Alle Krisenregionen dieser Erde sind Traumregionen für Pioniere.“
Meine Eltern haben gesagt: Solange wir ein Auskommen haben, gibt es nichts zum Jammern. Und jetzt ist das Denken, finde ich, oft so einkommensorientiert, und wir verlieren aus dem Auge: Was brauchen wir eigentlich für das Auskommen?
„Das Wichtigste sind natürlich die Kunden. Und ich bin der Firmendichter und für das habe ich ein Sprücherl: “Wir wollen euch gute Schuhe geben, denn euer Einkauf lässt uns leben.”
„Man sagt das in unseren blöden werbeverseuchten Zeiten auch nicht mehr: Leben und leben lassen. Das einzukaufen, was der andere macht, das zahlen zu können und sich daran freuen, dass der andere davon leben kann. Das ist etwas, das wir in unserer Kultur eigentlich verlernt haben.“
DAS LEBEN IST KEINE GENERALPROBE / DER FILM
Teaser (0:43)
https://www.youtube.com/watch?v=ZaZQfMUebww
"Und die Moral von der Geschicht´: Es gibt Freuden, wo haben Milliardäre den Zugang nicht!"