Überblick
Mit dem Ersten Weltkrieg ging das traditionelle Mächtesystem der europäischen Staaten zugrunde. Im Friedensvertrag, dem
Vertrag von Versailles, wurde Europa neugeordnet. Große Teile der Bevölkerung Deutschlands, das den Krieg maßgeblich initiiert und verloren hatte, waren mit den Deutschland betreffenden Neuregelungen dieses Vertrages unzufrieden. Die eigene Mitschuld am Beginn und Verlauf dieses Krieges wurde dabei übersehen. Daher bemühte sich die
Außenpolitik der Weimarer Republik um Grenzkorrekturen vor allem im Osten sowie um die Angliederung Österreichs. Die Nationalsozialisten gingen darüber weit hinaus. Es ging ihnen um eine Neuverteilung der politischen und ökonomischen Einflusssphären in Europa, um
Lebensraum und Hegemonie. Auch kleinere Staaten erhoben revisionistische Forderungen. Die Nachwirkungen der
Weltwirtschaftskrise erschütterten die europäischen Westmächte. Auf dem Feld der internationalen Politik waren sie nicht mehr in der Lage, eine internationale Friedensordnung zu stabilisieren, das europäische Gleichgewicht unter indirekter britischer Führung zerfiel. Nachdem bereits die
Weimarer Republik viele Bestimmungen des Versailler Vertrags zu lockern verstanden hatte, überging
Adolf Hitler die weiteren Beschränkungen, wie die Begrenzung auf ein 100.000-Mann-Heer. Die Wiederaufrüstung Deutschlands bereitete den anderen Staaten Sorge. Sie fürchteten ein wirtschaftlich und militärisch starkes Deutschland.
Die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges wurde unter verschiedenen, oft auch einander widerstrebenden Perspektiven untersucht. Die Erläuterung außen- und innenpolitischer Fragestellungen zur nationalsozialistischen Politik erlauben besser als die Schilderung von einzelnen Ereignissen, die Vorgeschichte des Krieges in ihren Zusammenhängen zu schildern:
- die Rolle der programmatischen Konzepte Hitlers vor 1933 für die deutsche Außenpolitik seit 1933
- der Stellenwert der Außenpolitik im Dritten Reich und ihr Verhältnis zur Innen-, insbesondere zur Sozialpolitik, und zu anderen Machtzentren wie der Wehrmacht und dem Auswärtigen Amt.
- das Verhältnis der nationalsozialistischen Außen-, Wirtschafts- und Sozialpolitik zur vorherigen spezifisch deutschen und gesamteuropäischen Hegemonialpolitik seit etwa 1880.
- die wirtschaftspolitische Vorbereitung des Krieges, Rüstung und Industrie
- die Interessen weiterer Staaten
Europa nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Ersten Weltkrieg, der
Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, schufen die etablierten Großmächte USA, Großbritannien und Frankreich eine neue globale und europäische Ordnung. Gegen diese Ordnung lehnte sich die Gruppe der besiegten Mächte auf. Aber auch Italien war der Meinung, bei der Neuverteilung von Gebieten zu kurz gekommen zu sein.
Der Versailler Vertrag war kein Werk der gegenseitigen Verständigung und des Ausgleiches zwischen Siegern und Besiegten, sondern hauptsächlich der Versuch, die machtpolitische und wirtschaftliche Stärke Deutschlands auf ein "erträgliches europäisches Maß" zu reduzieren. So wurden trotz des vom amerikanischen Präsidenten
Wilson in seinem
14-Punkte-Programm proklamierten Selbstbestimmungsrechts der Völker größere Gebiete vom Deutschen Reich bzw. Österreich ohne Volksbefragung der ansässigen Bevölkerung abgetrennt. Deutschland wurde die alleinige
Kriegsschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges zugewiesen, und es sollte auf dieser Argumentation basierend jahrzehntelang umfangreiche
Reparationszahlungen leisten. Die deutsche Armee wurde unter Verbot der Haltung von Flugzeugen, Panzern und schweren Waffen auf 100.000 Mann begrenzt.
Der Versailler Vertrag wurde den Besiegten praktisch ohne Zubilligung aktiver Teilnahme und Mitarbeit durch die Sieger unter Androhung der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten, sollte nicht innerhalb zweier Tage unterschrieben werden,
diktiert. Er hatte Mitschuld daran, dass es nicht zu einer langfristigen und stabilen Ordnung in Europa kam. Die gesamte Nachkriegszeit war von der Furcht vor einem möglichen „Wiedererstarken“ und Revancheabsichten Deutschlands geprägt.
Lloyd George sagte im britischen Unterhaus am 7. Februar 1922: "
Wenn die deutsche Jugend an den Gedanken gewöhnt wird, (…) die Sieger für die Deutschland zugefügte Niederlage zu bestrafen, so liegt darin eine der größten Gefahren, denen das künftige Europa ausgesetzt ist. "
Der Erste Weltkrieg hatte unter anderem zum Zusammenbruch der
Monarchien in Mittel- und Osteuropa und zur
russischen Revolution geführt. Das Streben der
Bolschewiki, die revolutionäre Bewegung im Zuge der Nachkriegswirren mit Hilfe der
Kommunistischen Internationale auf ganz Europa auszudehnen (
Spartakusaufstand,
Ungarische Räterepublik,
Biennio rosso in Italien,
Münchner Räterepublik, Aufstandsversuch in Österreich am 12. Juni 1919) hatten auch reaktionäre und nationalistische Kräfte wie die
Freikorps in Deutschland
[1][2][3] und die
Fasci di combattimento in Italien auf den Plan gerufen. Aus ihnen rekrutierte der Nationalsozialismus
[3] bzw. der
italienische Faschismus in den 1920er Jahren einen erheblichen Teil ihrer militanten Anhängerschaft. Hitler gelang die Machtergreifung mit Hilfe seiner paramilitärischen Verbände im Jahr 1933. Zur Zusammenarbeit der beiden
Diktatoren Mussolini und Hitler kam es wegen der offenen Frage
Südtirols erst 1936, als sich Hitler im Zuge der
Abessinienkrise auf Italiens Seite schlug und half, die Wirkung der Völkerbundsanktionen zu minimieren.
Deutschlands Ziele lagen seit
Stresemanns Zeit vorwiegend im Osten und beinhalteten die Rückgewinnung
Danzigs, des „
Korridors“, des
Netzedistriktes und
Ostoberschlesiens. Italien erhob Ansprüche auf Gebiete jenseits der Adria. Ungarn zielte auf Gebiete, die der Tschechoslowakei angegliedert worden waren, Polen versuchte, Litauen direkt oder indirekt wieder in seinen Machtbereich zu ziehen. Die Sowjetunion fürchtete, dass Polens Revisionismus auch auf den sowjetischen Teil der Ukraine zielte, und hatte überhaupt das Ziel der "Weltrevolution" unter russischer Führung.
Frankreich und Großbritannien verfolgten bis 1935 die Politik der
kollektiven Sicherheit, die mit den
Verträgen von Locarno (1925) eine friedliche Entwicklung in Europa zu sichern schien, was seit der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 allerdings zunehmend unrealistisch wurde. Man gab daher der
Appeasement-Politik in Bezug auf Deutschland ab 1935 eine andere Ausrichtung. So wollte man durch Toleranz von Revisionen des Vertrages von Versailles Hitlers territorialen Ansprüchen entgegenkommen und Deutschland auf friedliche Weise in die europäische Staatengemeinschaft einbinden. Unter diesem Aspekt ist die Duldung der
Aufrüstung der Wehrmacht (1935), des
Einmarsches in das entmilitarisierte
Rheinland (1936), des
Anschlusses Österreichs und der Abtretung des überwiegend deutschsprachigen
Sudetenlandes von der
Tschechoslowakei im
Münchener Abkommen (1938) zu sehen.
Das Ende der Appeasement-Politik kam mit dem vertragsbrüchigen
Einmarsch deutscher Truppen in die verbliebenen Teile der Tschechoslowakei und der Abtrennung der
Slowakei (1939). Der Kurswechsel wurde nicht zuletzt von der öffentlichen Meinung in den beiden „Appeasementstaaten“ erzwungen und führte zur
Garantieerklärung für Polen im Falle einer Aggression Deutschlands und dem Angebot an die
Sowjetunion, im Rahmen eines Bündnisses einer weiteren Expansion Deutschlands gemeinsam mit Waffengewalt entgegenzutreten.
so jetzt seit ihr alle schlauer! aber jetzt bitte zurück ,ich geh nicht mehr auf dieses thema ein ,danke