Katar muss boykottiert werden.
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Die britische Tageszeitung
The Guardian berichtete im September 2013 über die Ausbeutung
nepalesischer Gastarbeiter in Katar. Zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 seien 44 Gastarbeiter ums Leben gekommen, die Hälfte davon aufgrund von
Herzversagen oder bei
Arbeitsunfällen, die auf die brutalen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen zurückzuführen seien.
[47] Die FIFA hat mitgeteilt, sich bei den Behörden in Katar um Aufklärung der Vorwürfe zu bemühen. Zudem teilte die FIFA mit, die Berichte des Guardian beim Treffen des FIFA-Exekutivkomitees am 3. und 4. Oktober 2013 als Punkt der Tagesordnung zu diskutieren.
[48] Als Ergebnisse der Sitzung gab Blatter bekannt, dass die FIFA „die Augen nicht verschließen“ werde, stellte aber auch fest, dass „die Verantwortung für die Arbeitsrechte bei den Unternehmen“ läge. Er nahm Katar in die Pflicht einzugreifen.
[32]
Am 17. November 2013 berichtete die Menschenrechtsorganisation
Amnesty International nach einer Untersuchung der Arbeitsbedingungen in Katar von einer systematischen Ausbeutung von
Gastarbeitern in der Baubranche und Fällen von
Zwangsarbeit.
[49] Amnesty legte darüber einen 153-seitigen Bericht vor.
[50][51] Außerdem wurde eine internationale
Petition an die Verantwortlichen in Katar gestartet.
[52] In einer Sonderbeilage des Amnesty Journals (04–05/2014) wird unter Berufung auf Informationen aus der indischen Botschaft darüber berichtet, dass mehr als 450 Inder in den Jahren 2012 und 2013 auf Katars Baustellen ums Leben gekommen seien.
[53] Viele Gastarbeiter müssten auf die Auszahlung ihres Lohnes warten und deshalb betteln gehen, um sich mit Nahrung zu versorgen.
[53] Es komme angeblich auch immer wieder vor, dass sie von Vorgesetzten geschlagen und getreten werden. Aufgrund der gängigen Praxis der Arbeitgeber, die Pässe von Arbeitsmigranten unter Verschluss zu halten, ist es für die Betroffenen schwierig, sich Drangsalierungen durch einen Arbeitsplatzwechsel zu entziehen.
[53]
Hauptkritikpunkte einer im März 2014 veröffentlichten Studie
[54] des Internationalen Gewerkschaftsbundes an der Arbeitersituation waren pausenloses Arbeiten bei 50 °C Hitze, mangelnde Ernährung, fehlendes Trinkwasser, ungenügende Arbeitssicherheit, medizinische Unterversorgung und Gewalt gegen Arbeitende.
[55][56]
Amnesty International kritisierte im Mai 2015 zum wiederholten Male, dass die in Aussicht gestellte Abschaffung des
Kafala-Systems, welches Gastarbeiter an einen privaten Bürgen bindet, noch immer nicht umgesetzt worden sei. Gegen unmenschliche Wohnverhältnisse, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen und nicht ausbezahlte Löhne waren die Gastarbeiter im Kafala-System machtlos.
[57] Bis 2019 hatte sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nichts geändert. Gemäß
Amnesty International waren die Arbeitsbedingungen zu jenem Zeitpunkt „unverändert katastrophal“.
[58] Wenige Tage nach einem Bericht von
Human Rights Watch über die Lebenssituation von Arbeitsmigranten in Katar im August 2020
[59], beschloss Katar Arbeitsmarktreformen. So wurden Mindestlöhne eingeführt und ausbleibende Lohnzahlungen unter Strafe gestellt. Seit den Reformen können die Gastarbeiter auch ohne die Zustimmung jener Bürgen ihre Arbeitsverträge kündigen und in das Heimatland zurückreisen.
[60]
Statistik zu in Katar verstorbenen Arbeitsmigranten
Laut der im März 2014 veröffentlichten IGB-Studie
[54] sollen im Zeitraum von 2011 bis 2013 von allen in Katar arbeitenden Indern und Nepalesen 1.200 gestorben sein,
[55][56] jährlich etwa 250
[61] Inder und 170
[62] Nepalesen. Eine Studie, die den Tod von 1300 nepalesischen Arbeitsmigranten im Zeitraum 2009 bis 2017 untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass 571 von ihnen an einem
Herzinfarkt gestorben waren, und viele dieser Tode durch angemessene Hitzeschutzmaßnahmen hätten verhindert werden können.
[63] Die BBC stellt klar, dass die IGB-Studie die verstorbenen Gastarbeiter fälschlicherweise als solche kennzeichnete, die auf Baustellen für die Weltmeisterschaft in Katar arbeiten. Jedoch stehen die Zahlen, auf die sich die IGB-Studie bezieht, für alle in Katar verstorbenen Gastarbeiter aus jenen Ländern. Denn schon vor Vergabe der WM hatte es einen Bau-Boom in Katar gegeben. Laut der BBC bezieht die IGB-Studie außerdem Tode jeglicher Art, wie z. B. ein Herzinfarkt in der Freizeit mit in die Statistik ein.
[61] In Indien liegt die jährliche Todesrate tatsächlich noch weitaus höher, bei 1.000 pro 500.000 Männer im Alter von 25 bis 30 (Junge Männer stellen den Großteil der Arbeiter in Katar dar). Im Vereinigten Königreich liegt die jährliche Todesrate bei Männern jener Altersgruppe bei 300 pro halber Million – die Rate liegt damit im Vergleich höher als jene aus Katar.
[61]
Anfang Mai 2015 war eine vom Premierminister Katars eingeladene TV-Crew der
BBC verhaftet und zwei Nächte festgehalten worden, nachdem sie die Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter auch außerhalb der offiziellen Pressetermine recherchieren wollte.
[64] Die Journalisten durften das Land nach zwei Wochen wieder verlassen, ihre Ausrüstung und das bereits entstandene Material blieben aber beschlagnahmt.
Nach im Februar 2021 erschienenen Recherchen des
Guardian starben seit der Entscheidung über den Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2022 (d. h. im Zeitraum von 2011 bis Herbst 2020) mindestens 6751 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka in Katar. Die Anzahl verstorbener Arbeitsmigranten aus den Philippinen und Kenia, die ebenfalls eine große Anzahl von Arbeitsmigranten stellen, sind in den Rechercheergebnissen nicht enthalten. Die prozentuale Verteilung der Todesursachen unterscheiden nach Herkunftsland. Jedoch war laut den staatlichen Statistiken der entsprechenden Herkunftsländer eine
natürliche Todesursache die mit Abstand häufigste Begründung. Tatsächlich wurden/werden gestorbene Wanderarbeiter, deren Todesursache unklar ist, in Katar allerdings nicht
obduziert. Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle, Suizide und Krankheiten sind als weitere Todesumstände genannt worden. Die Regierung von Katar gab zu Protokoll, dass die Zahl der Todesfälle – die sie nicht bestreitet – bei knapp zwei Millionen Arbeitsmigranten verhältnismäßig sei.
[6]
Strafbarkeit von homosexuellen Handlungen
Ein weiterer Einwand gegen die Vergabe der Spiele nach Katar in vielen westlichen Staaten war, dass
in Katar homosexuelle Handlungen unter Strafe stehen. Homosexuellen Fans und Spielern droht damit Diskriminierung und Verfolgung.
[65]